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Die Welt besser begreifen - Kanti Alpenquai erhält Label für MINT-Unterricht

Text/Interview: Gabriela Mischkale

Das Label "MINT-aktives Gymnasium" der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz SCNAT
Das Label "MINT-aktives Gymnasium" der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz SCNAT

Am 6. Juni hat die Schweizer Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) das Label «MINT-aktiv» am Paul Scherrer Institut in Villigen erstmals verliehen. 18 Gymnasien aus der ganzen Schweiz wurden damit ausgezeichnet. Darunter auch die Kantonsschule Alpenquai Luzern.

«Wir wollen längerfristig viel mehr Gymnasien erreichen; auch solche die nicht explizit MINT-orientiert sind, aber trotzdem bereits viel für die Förderung vom naturwissenschaftlichen und technischen Verständnis tun», sagt Anne Jacob, Projektleiterin Nachwuchsförderung bei der  Akademie der Naturwissenschaften Schweiz SCNAT. Es sei wichtig, dass alle Gymnasiastinnen und Gymnasiasten die Grundlagen in diesen Bereichen haben, um die heutige Welt besser zu verstehen, erklärt Jacob die Zielsetzung des Förderprojektes.

 

Das Label "MINT-aktives Gymnasium" attestiert den Schulen eine besondere und nachhaltige Bildung der Schülerinnen und Schüler in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und der schulspezifischen MINT-Kultur generell.

 

Parallel zur Label-Vergabe plant die SCNAT eine MINT-Online-Plattform. Sie soll allen Gymnasien der Schweiz dazu dienen sich zu vernetzen, auszutauschen oder übergreifende MINT-Projekte zu initiieren. Nach Angaben von Anne Jacob soll das Angebot auf der Plattform die Bedürfnisse der

Schulen einbeziehen und voraussichtlich im Herbst in Betrieb genommen werden.

Prorektorin Gabrijela Pejic über die MINT-Kultur an der Kanti Alpenquai

Die Luzerner Kantonsschule Alpenquai zählt ebenfalls zu den 18 MINT-aktiven Schulen. Gabrijela Pejic-Glisic, Prorektorin und MINT-Beauftragte, gibt einen Einblick in die MINT-Arbeit an der Kantonsschule Alpenquai Luzern und erläutert, was es mit dem Label «Mint-aktive Schule» auf sich hat?

Bild Gabrijela Pejic
Gabrijela Pejic-Glisic, Biochemikerin und Prorektorin an der Kanti Alpenquai, Bild: zVg.

Blog-Redaktion: Frau Pejic, was bedeutet das Label der SCNAT «MINT-aktive Schule» für die Kantonsschule Alpenquai?

Gabrijela Pejic-Glisic: Das Label ist ganz allgemein eine Anerkennung für unser Engagement und steht zugleich dafür, dass wir uns aktiv um Vertiefung und Vernetzung im MINT-Bereich kümmern. Es ist also ein Erfolg nicht nur für unsere Schule, sondern auch ein Erfolg für die kantonale MINT-Förderung.

 

Auf welche Weise und seit wann ist die Kanti Alpenquai in der Förderung der MINT-Kultur aktiv? Welche Aktivitäten gibt es dazu und wie kann man sich das konkret vorstellen?

Seit der Einführung des MAR bieten wir alle vorgesehenen MINT-Schwerpunktfächer und -Ergänzungsfächer an. Viele Schülerinnen und Schüler wählen für ihre Maturaarbeit ein MINT-Thema. Die Fächerpalette wird ergänzt durch Freifächer wie Robotik oder Informatik. Seit über zehn Jahren führen wir in der 2. Klasse das interdisziplinär aufgebaute Fach Natur und Technik, das nun mit dem neuen Lehrplan (Anm. der Redaktion ab 2019/2020) flächendeckend umgesetzt wird.

 

In den Studienwochen pflegen wir ein immer neu wechselndes MINT-Angebot von klassenübergreifenden Modulen in den 2., 4. und 5. Klassen des Langzeitgymnasiums. In allen MINT-Fächern findet ein Teil als Labor-Unterricht statt. Zudem besteht für die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, MINT-Praktika zu absolvieren.

 

Dieses breite Basisangebot wird seit drei Jahren ergänzt durch das MINT-Frauennetzwerk, ein besonderes Angebot für die Schülerinnen. Zum MINT-Frauennetzwerk gehören ein Experimentiertag von älteren Schülerinnen für jüngere Schülerinnen und das MINT-Speed-Dating, in dem Schülerinnen, Studentinnen und Frauen aus MINT-Berufen und MINT-Wissenschaften miteinander ins Gespräch kommen.

 

Im Weiteren gehört es zur Kultur der Kanti Alpenquai, an nationalen und internationalen Wettbewerben wie etwa „Känguru der Mathematik“, „Lange Nacht der Mathematik“, „Informatik Biber Schweiz“ teilzunehmen. Einige unserer Lehrerinnen und Lehrer engagieren sich auch in den Gremien, die diese Wettbewerbe organisieren und weiterentwickeln.

 

Im letzten Schuljahr haben wir den grössten TecDay der Schweiz in Zusammenarbeit mit der SATW an unserer Schule organisiert. Neben den angebotenen Modulen konnten die Schülerinnen und Schüler an diesem Tag an zwei schulinternen Wettbewerben teilnehmen. So konnten sie an diesem Tag als kreatives Element aus vorgegebenem Material originelle Fahrzeuge bauen oder «Jogging für den Kopf» machen und dabei knifflige Knobelaufgaben lösen und Happy Cubes zusammenstellen.

 

Überhaupt ist das Pflegen von Partnerschaften zentral für die MINT-Förderung. So nutzen wir die Angebote der ETH, von Universitäten sowie von Schweizer Jugend forscht (SJf) und pflegen Partnerschaften mit Organisationen aus der Privatwirtschaft, beispielsweise mit MSD Pharma, Schindler, Novartis oder der CKW.

 

Sehen Sie in irgendeiner Form Ergebnisse dieser MINT-Förderung? Etwa mehr Interesse an den mathematisch-technischen Fächern, oder mehr Schüler*innen, die nach der Matura ein MINT-Studium aufnehmen?

Ja, das sehen wir. Auf das Schuljahr 2019/20 wählten 5 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler das Schwerpunktfach Physik und Anwendungen der Mathematik (PAM). Und besonders erfreulich, bereits fast die Hälfte der neuen PAM-Schüler sind Frauen. Bisher betrug der Anteil Schülerinnen höchstens ein Viertel. Zudem werden wir im kommenden Schuljahr mehr Schülerinnen als Schüler im Schwerpunktfach Biologie-Chemie haben.

Wir hoffen natürlich, dass unsere Aktivitäten sich dereinst auch auf die Studienfachwahl auswirken werden.

 

Welche Rahmenbedingungen an der Schule wirken sich günstig auf ein gesteigertes Engagement von Schulleitung und Lehrpersonen für die MINT-Förderung aus?

Zuallererst sind die Lehrerinnen und Lehrer zu erwähnen. Es braucht ihre Offenheit, sie müssen anpacken, damit die MINT-Förderung bei den Schülerinnen und Schülern auch tatsächlich ankommt. Wir haben an der Kanti Alpenquai diese Lehrerinnen und Lehrer. Ich möchte hier aber nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer der MINT-Fächer erwähnen, es braucht alle Lehrerinnen und Lehrer, es braucht den Diskurs unter den Fächern. Die partizipative Entwicklung der neuen Studienwochen hat diesem Diskurs unter den Fächern einen neuen Schwung verliehen. MINT-Förderung geht nicht ohne die anderen Fächer! Wichtig ist und bleibt das gymnasiale Gesamtpaket.

 

Wir durften und dürfen auch auf die Unterstützung der Dienststelle Gymnasialbildung zählen; das starke gemeinsame Interesse wirkt sich produktiv aus. Zu erwähnen ist auch ebenfalls das Engagement des Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann.

Weitere Informationen zum Label und zu den Bewerbungskriterien auf der Seite der SCNAT

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