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«Vielleicht werde ich ein grosser Künstler. Träumen erlaubt. Oder nicht?»

Text: Raimund Erni

HPZ Ausstellung Benjamin Abgottspon
Werke von Benjamin Abgottspon, HPZ Schüpfheim. Bilder: Caroline Schnider, HPZ

«Kunst ist kein tugendloses Arbeiten ich brauche jemand der mich unterstützt aber meine Freiheit lässt. Verstehst du, was ich meine?»

 

So beschreibt der junge Künstler Benjamin Abgottspon seine Tätigkeit als Künstler. Er und Jeannine Tschopp, Eric Zimmermann und Leon Bürli sind junge Erwachsene, sie leben und arbeiten im Heilpädagogischen Zentrum Sunnebüel HPZ in Schüpfheim. Derzeit stellen sie ihre Kunstwerke in der Raviolibar an der Hirschmattstrasse in Luzern aus, noch bis Ende September sind rund 60 Bilder zu sehen – und zu kaufen.

 

«Ich mache gerne viele verschiedene Kunst wie brennen, schwarz und Metall zeichne Köpfli und Gesichter. Schreiben Texte ist auch geil für mich. Die Werke zeigen und den Leuten klar machen mich gibt’s auch auf der Welt und bin wichtig, loset ond lueget nur ane.»

HPZ Schüpfheim Sunnebüel Vernissage Kunstwerke Ravioli-Bar Luzern
Die Kunst-Vernissage in der Ravioli-Bar Luzern: (sitzend vl) Benjamin Abgottspon (Künstler HPZS), Ian Black (Mitarbeiter HPZS), Leon Bürli (Künstler HPZS, unter anderem des Werkes «Chiletürm» im Hintergrund»), Thomas Bucher (Leiter Atelier HPZS)

Kreative Aktivitäten sind wichtig

Das HPZ Schüpfheim ist seit 44 Jahren Lebens-, Lern- und Arbeitsort für erwachsene Menschen mit einer kognitiven und/oder mehrfachen Behinderung. Bei den vielfältigen Alltagsaktivitäten wird die Mitbestimmung und Selbstbestimmung grossgeschrieben. Diese Ausrichtung hat dazu geführt, dass in den Ateliers die kreativen Aktivitäten immer grösseren Raum eingenommen haben. Einerseits bietet das gestalterische Tun eine ideale Plattform für einen unverfälschten persönlichen Ausdruck und andererseits zeigen die jungen Erwachsenen immer wieder grosse Gestaltungskraft.

 

«Nie Hilfestellung ablehnen. Meine damit, dass ich einfach Unterstützung annehme aber selber entscheide. Ganz selber heile Kunst machen. Meine Gestaltung findet mich. Keine Einschränkung ich will in meinem künstlerischen Schaffen. Ich sage euch es ist so wichtig, dass ihr Kunsttypen selbst die Künstler entscheiden lasst, was sie machen möchten. Nur so wird es gute Kunst, gute richtige Kunst. Keine freiheitliche Kunst ist nicht richtig gute Kunst du verstehst, was ich meine?»

HPZ Ausstellung Eric Zimmermann
Werke von Eric Zimmermann, HPZ Schüpfheim

Bemerkenswerte Kunst entsteht

In fünf verschiedenen Ateliers gestalten die jungen Erwachsenen die unterschiedlichsten Werke, von Skulpturen mit verschiedensten Materialien über Malerei und Fotografie.

 

«Bin richtig stolz, finde wichtig mich zu zeigen bei den Leuten. Nicht drinnen bleiben sonst ist es nur für die Dunkelheit. Und das bringt nichts ausser Spesen. Sowas will ich nicht.»

 

Begleitet und unterstützt von Mitarbeitenden mit entsprechenden Ausbildungen und Begabungen entstanden über die Jahre immer wieder bemerkenswerte Objekte, Bilder und Karten. Die Werke werden nicht nur am jährlichen Frühlingsfest am HPZ selbst präsentiert, sondern auch schon an diversen Ausstellungen, zum Teil mit andern Kunstschaffenden zusammen der Öffentlichkeit gezeigt.

Ausstellung HPZ Leon Bürli
Chiletürm von Leon Bürli, HPZ Schüpfheim

«Ich hänge vielleicht ein wenig an einem Werk, aber es weg ist, dann kann was Neues entstehen. Gibt immer luftiges neues werken und das ist, was ich will. Alles andere macht für mich keinen Sinn. Habe noch zu sagen, dass geiles schaffen Mut erzeugt und mich stark macht. Vielleicht werde ich ein grosser Künstler. Träumen erlaubt. oder nicht?»

 

Alle hier aufgeführten Zitate von Benjamin stammen aus Gesprächen mit dem Begleiter und Ateliersleiter Thomas Bucher. Verschriftlicht hat das Benjamin selbst mit der Unterstützung von Thomas Bucher. Es handelt sich um die Methode der gestützten Kommunikation, auch bekannt unter dem Begriff "gestütztes Schreiben" oder engl. „Facilitated Communication“ (kurz: FC). Die gestützte Kommunikation wird  ergänzend zur Lautsprache eingesetzt, um so die Ausdrucksmöglichkeiten von Personen mit Kommunikationsbeeinträchtigungen zu erweitern. Hierbei sind Grammatik und Orthographie zweitrangig bis wenig relevant.  

 

Wie wichtig jedoch die Arbeit und somit der Ausdruck als Künstler und die Ausstellung für die Menschen am HPZ sind, sagt Benjamin Abgottspon in seinem prägnanten Schlusswort:

 

«Bin stolz ein lustiger Künstler zu sein. Kunst muss Zukunft sein für mich und die die es auch wollen. Meine Meinung ist das habe nichts, mehr zu sagen.»


HPZ Schüpfheim Ausstellung
Trump translated into art - Werk von Benjamin Abgottspon, HPZ Schüpfheim

Ausstellung noch bis Ende September zu sehen in der Raviolibar Hirschmattstrasse 13, 6003 Luzern 

www.raviolibar.ch

 

Öffnungszeiten siehe Website, Sonntag geschlossen


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