Interview: Regula Huber
Seit über 50 Jahren gibt es die RIS Swiss Section - Deutsch-sprachige Schule Bangkok, die ein Bildungsspektrum von der Spielgruppe bis zur Matura anbietet. Luzern ist Patronatskanton der Schule und unterstützt in pädagogischen, technischen und administrativen Belangen. In diesen Tagen weilt Rektor Simon Dörig für Bewerbungsgespräche in Luzern. Gelegenheit für ein Interview mit dem Schulleiter.
Simon Dörig, Sie sind derzeit in Luzern, um Bewerbungsgespräche mit künftigen Lehrpersonen der RIS Swiss Section - Schule Bangkok zu führen. Was bewegt Lehrpersonen, an Ihrer Schule zu unterrichten? Und was sind spezielle Herausforderungen, die auf die Lehrpersonen warten?
Lehrpersonen, die sich für eine Stelle in Bangkok bewerben, suchen eine spezielle Herausforderung. Südostasien ist eine exotische Gegend und Bangkok bietet ein sehr internationales Umfeld. Erfolgreiche Bewerber lassen sich bewusst auf etwas Neues ein und bauen sich um die Schule herum ein neues Netzwerk auf. Die Mehrsprachigkeit ist eine der grossen Stärken der Schule und gleichzeitig auch die grösste Herausforderung für alle Beteiligten. Die Schule ist von der Kinderkrippe bis zur Maturität sehr breit aufgestellt und entsprechend vielfältig.
Einzigartige Verbindung zweier Schulsysteme
Sie sind seit 2015 Schulleiter in Bangkok, vorher waren Sie an verschiedenen Schulen und Institutionen in der Schweiz und im Ausland tätig. Was macht für Sie den Reiz aus, an dieser Schule zu unterrichten und sie zu leiten?
Mich fasziniert mit einem starken Team für eine Schule zu arbeiten, die seit Generationen eine feste Grösse für die deutschsprachige Gemeinschaft in Thailand ist und gleichzeitig einen stetigen Wandel durchlebt. Die Schule ist direkt mit der Schweiz und Deutschland verbunden und somit institutionell sehr stark verankert. Die Verbindung zweier Schulsysteme ist einzigartig. Das dynamische Umfeld und die positive Entwicklung der Schule ermöglicht viel unternehmerisches Gestalten.
Wie sehen die Kontakte der Schule in Bangkok mit dem Patronatskanton Luzern aus? Wie prägt Luzern oder die Schweiz den Schulalltag?
Jede der 18 Schweizerschulen im Ausland hat einen starken Patronatskanton im Rücken. Der Kanton Luzern steht für die Schule in Bangkok ein. Primär geht es dabei um Fragen der Pädagogik. Konkret findet alle rund zwei Jahre ein Inspektionsbesuch statt. Auch während dem Jahr darf auf die Beratung bei schulischen Angelegenheiten gezählt werden und auch bei der Rekrutierung neuer Lehrpersonen ist Luzern eine wichtige Unterstützung sowohl bei der Ausschreibung der freien Stellen als auch für die Durchführung der Bewerbungsgespräche. Der Patronatskanton unterstützt die Schule bei der Beschaffung von Lehrmitteln und bei der sporadischen Erneuerung der Infrastruktur. Die erfolgreichen Absolventen der bilingualen Matura erhalten vom Kanton Luzern den entsprechenden Maturitätsausweis und haben somit Zugang zu den Schweizer Universitäten. Luzern ist an der Schule auch visuell sehr präsent und so weht auf dem Schulhaus neben den Landesflaggen von Thailand, der Schweiz, Deutschland und Österreich stets auch die Flagge des Kantons Luzern.
Welche aktuellen schulischen Vorhaben stehen in Bangkok an? Sind die Themen ähnlich wie hier in der Schweiz – z.B. Digitalisierung im Unterricht und deren Anforderungen in der künftigen Berufswelt?
Die andauernde Schulentwicklung und das Einbeziehen aller Mitbeteiligten ist auch im Ausland sehr wichtig für das Bestehen im Wettbewerb. Die aktuellen Arbeitsfelder sind neben der Digitalisierung die Förderung der Selbständigkeit der aktuell rund 330 Schülerinnen und Schüler, die Stärkung der Kooperation zwischen den rund 50 Lehrpersonen, die Förderung der Mehrsprachigkeit sowie die Modernisierung und Erweiterung der Lernumgebung.
Wie unterscheiden sich die Lernenden in Bangkok zu denjenigen in Luzern?
Die Lernenden wachsen an der Schweizerschule Bangkok in einer sehr familiären Umgebung auf. Im Ausland sind neben unserer Sprache und der Kultur auch Werte wie kritisches Denken, Demokratieverständnis und Toleranz wohl noch wichtiger als in der Schweiz. Dafür sind Lernende an einer Auslandschule dank des Aufeinandertreffens von verschiedenen Kulturen schon in jungen Jahren sehr weltoffen und auch bereit, sich auf die schnell ändernde Welt einzulassen und diese positiv mitzugestalten.
Simon Dörig (Jg. 1979) leitet die RIS Swiss Section - Deutschsprachige Schule Bangkok seit August 2015. Der gebürtige Appenzeller studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen und war anschliessend an verschiedenen Schulen im In- und Ausland tätig. An der PH Thurgau erwarb er zudem das Lehrdiplom für Maturitätsschulen.
Das Schulleitungsteam: Link
Mehr Infos zur RIS Swiss Section - Deutschsprachige Schule Bangkok: Website
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