· 

WBZ: Nach der Lehre ist vor der Weiterbildung

Mit Herbert Eugster sprach Anita Lustenberger

Jeden Frühsommer schliessen Tausende junger Menschen ihre Berufslehre ab. Die Anforderungen in der Arbeitswelt stellen die ehemaligen Berufslernenden schon bald vor die Entscheidung, welche Weiterbildung für sie die richtige ist. Im Gespräch mit Herbert Eugster, Rektor des Weiterbildungszentrum Kanton Luzern – kurz WBZ, gibt er Hinweise und Empfehlungen zu diesem Thema.

 

Redaktion: Dass Weiterbildung Pflicht ist, scheint unbestritten. Welche Empfehlungen geben Sie jungen Berufsleuten?

Herbert Eugster: Lehrabgänger bringen bereits Erfahrungswissen aus der Berufspraxis mit. Daher können sie tendenziell entscheiden, ob sie ihre berufliche Zukunft in der Spezialisierung in ihrer Branche oder eher in einer generalistischen Weiterentwicklung sehen. Damit verbunden ist die persönliche Aufgabe, sich ein mittelfristiges berufliches Ziel zu setzen. Wenn jemand weiss, wohin er will, ist der Weg dorthin einfacher, weil seine Motivation hoch ist.

 

Herbert Eugster leitet seit August 2021 das WBZ.
Herbert Eugster leitet seit August 2021 das WBZ.

Kann ein junger Mensch beim Lehrabschluss seine beruflichen Ziele schon so genau kennen?

Nicht unbedingt. Dies ist aber auch nicht zwingend nötig. Vielleicht helfen weitere Praxisjahre im angestammten Beruf, dies zu klären. Es gibt allerdings eine stattliche Anzahl Auszubildender, die ihre Laufbahnplanung sofort nach der Lehre an die Hand nehmen und so schnell wie möglich weiterkommen wollen.

 

Welche Möglichkeiten stehen diesen Berufsleuten offen?

Eine Lehre mit Berufsmatura ermöglicht den unmittelbaren Zugang zu einer Fachhochschule. Ohne Berufsmatura stehen die eidgenössischen Abschlüsse der höheren Berufsbildung (eidg. Fachausweis und eidg. Diplom resp. Höhere Fachschule) offen. Allerdings setzen diese zusätzliche Praxisjahre voraus. Wer sich mit oder ohne Berufsmatura sofort weiterbilden will, kann verschiedene Verbandszertifikate auf Stufe Sachbearbeitung/Vorarbeiter absolvieren, weil diese national anerkannten Abschlüsse meistens keine weitere Berufspraxis voraussetzen. Prüfenswert ist auch der Besuch einer berufsbegleitenden Handelsschule, um sich kaufmännische Basiskompetenzen anzueignen.

 

 

WBZ Leitungsteam Eugster, Müller und Zemp
Das WBZ-Leitungsteam (von rechts nach links): Rektor Herbert Eugster mit Prorektorin Olivia Müller und Prorektor Dominik Zemp

Die Weiterbildungsangebote sind sehr vielfältig, aber auch unübersichtlich.

Das stimmt. Deshalb sollen sich Weiterbildungswillige unbedingt beraten lassen, sei es bei der kantonalen Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung, bei Anbieterschulen oder indem sie sich Rat bei ehemaligen Absolventinnen und Absolventen von Weiterbildungslehrgängen holen oder ihre berufliche Weiterentwicklung mit ihrem Arbeitgeber besprechen.

 

Das WBZ steht ja vor allem für vorbereitende Bildungsgänge der höheren Berufsbildung und der berufsorientierten Weiterbildung. Welche Aspekte sind für die Studierenden positiv?

Alle vorbereitenden Lehrgänge können berufsbegleitend absolviert werden. Dies erfordert ein gutes Zeitmanagement, um private und berufliche Belastungsspitzen zu brechen. Dafür kann das Gelernte unmittelbar im Berufsalltag ausgetestet werden. Zudem ermöglicht dieses Modell den Studierenden, auch während der Weiterbildung ein Erwerbseinkommen zu generieren. Da die Bildungsgänge am WBZ regional durchgeführt werden entfällt ein langer Anfahrtsweg.

Wer beispielsweise einen eidg. Fachausweis erworben hat, kann mit einer hohen Bildungsrendite rechnen, d.h. dass sein Lohnzuwachs erheblich ist.

 

Gibt es auch Herausforderungen, die zu beachten sind?

Der Bund unterstützt Studierende bei ihrer Vorbereitung auf Eidg. Berufsprüfungen (Eidg. Fachausweis) und auf Eidg. Höhere Fachprüfungen (Eidg. Diplom) mit finanziellen Beiträgen im Rahmen der Subjektfinanzierung mit 50% der Unterrichtskosten, Lehrmittel und Materialien. Die verbleibenden Kosten tragen Studierenden entweder selber oder werden gar vom Weiterbildungsfonds der Branche oder vom Arbeitgeber übernommen. Es gilt, dies im Vorfeld genau abzuklären.

Generell ist eine berufliche Weiterbildung in jedem Fall empfehlenswert, weil die Inhalte sehr nah an den aktuellen Bedürfnissen der Wirtschaft sind, die neuen Kompetenzen partnerschaftlich zwischen Dozierenden und Studierenden erarbeitet werden und das persönliche Erfolgserlebnis danach ein starkes Selbstbewusstsein und eine hohe Lebensfreude bescheren. Diese Feststellung bestätigen praktisch alle Studierende am WBZ Kanton Luzern.

 


Höhere Berufsbildung und berufsorientierte Weiterbildung in Wirtschaft, Gewerbe und Technik - jährlich 1'200 Studierende, 150 praxisnahe Dozierende, 40 Bildungsgänge und Kurse: Alina Bossert, Ueli Herzog und Gabriel Dommen erzählen von ihrem Lernerlebnis beim WBZ.

 

Das Weiterbildungszentrum Kanton Luzern WBZ ist regional verankert in Sursee und hat zusätzliche Schulungsorte in Willisau, Luzern und Emmen. WBZ-Studierende sind Berufsleute, Wiedereinsteigende, Umschulungswillige und erfahrene Profis, die ihre Arbeitsmarktfähigkeit erhalten und verbessern wollen.

 

Facebook WBZ

LinkedIn WBZ

Instagram WBZ

Youtube WBZ


Kommentare: 0