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125 Jahre EDK - «Die Schule betrifft die Menschen ganz unmittelbar!»

Interview: Vera Bergen / Titelbild: Anastasia Shuraeva/Pexels

Wer nicht ständig mit Bildungsthemen zu tun hat, hat vielleicht auch noch nicht von der EDK gehört. Die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen  und -direktoren kommt da ins Spiel, wo es im Bildungswesen schweizweite Lösungen braucht: Sie setzt sich für eine hohe Qualität, Chancengerechtigkeit, Durchlässigkeit und Mobilität im schweizerischen Bildungssystem ein. Die EDK feiert dieses Jahr ihr 125-Jahr-Jubiläum und feiert dies unter anderem mit einer Wanderausstellung zum Thema Bildungsföderalismus. EDK-Generalsekretärin Susanne Hardmeier gibt Einblick in das Schaffen der ältesten der kantonalen Konferenzen.

Susanne Hardmeier ist seit April 2017 Generalsekretärin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren. (Bild: EDK)
Susanne Hardmeier ist seit April 2017 Generalsekretärin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren. (Bild: EDK)

Susanne Hardmeier, die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren und -direktorinnen EDK feiert dieses Jahr das 125-Jahr-Jubiläum. Wie gratulieren Sie als Generalsekretärin «Ihrer» Institution? 

Mit viel Freude, Erfüllung und auch Stolz. Die EDK hat über alle Jahrzehnte hinweg viel zur hohen Qualität und Harmonisierung unseres Bildungssystems beigetragen. Das gilt auch für die Bereiche Chancengerechtigkeit, Durchlässigkeit und Mobilität. Wir feiern dies mit einer kleinen, aber feinen Wanderausstellung, die das Wirken der EDK erklärt und nun in den Kantonen gezeigt wird.    

Auch der Luzerner Bildungs- und Kulturdirektor - Armin Hartmann - ist Mitglied der EDK. (Bild: Regula Huber)
Auch der Luzerner Bildungs- und Kulturdirektor - Armin Hartmann - ist Mitglied der EDK. (Bild: Regula Huber)

Wer sich im Bildungswesen bewegt, weiss was die EDK ist. Für Aussenstehende ist sie wohl eher ein unbekanntes Wesen. Wie erklären Sie, was die EDK ist und was sie macht?

Die EDK, das sind die 26 kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren und die Bildungsministerin des Fürstentums Liechtenstein. Sie treffen Beschlüsse in Bildungs- und Kulturfragen, die die ganze Schweiz betreffen. Die EDK ist daneben aber auch eine Plattform für den Austausch und die Koordination, sie regelt die Eckwerte der Lehrerinnen- und Lehrerbildung und gewährleistet die interkantonale Bildungsfinanzierung. Und natürlich ist sie ein riesiges Netzwerk, bestehend aus Fachkonferenzen, Kommissionen, Arbeitsgruppen und Fachagenturen. 


Wie funktioniert die EDK?


Die Schweizer Bildungspolitik ist föderalistisch organisiert. Ist das eine Chance oder ein Hindernis aus Sicht der EDK?

Das ist klar eine Chance! Die Schule betrifft die Menschen ganz unmittelbar. Sie sollen in überschaubaren Strukturen Einfluss nehmen können – besonders in einem mehrsprachigen, mehrkulturellen Land, wie der Schweiz. Es ist die Aufgabe der EDK, dafür zu sorgen, dass den Schülerinnen und Schülern und den Jugendlichen in der Bildung keine Nachteile aufgrund des föderalen Systems entstehen. Die tägliche Aufgabe der EDK ist es, ein Gleichgewicht zu finden zwischen den Aufgaben, die kantonsübergreifend einheitlich zu regeln sind, den Themen, die zwischen den Kantonen harmonisiert oder koordiniert werden müssen und den Bereichen, die bei der kantonalen Ebene belassen werden sollen.


Wie funktioniert das Schweizer Bildungssystem?


Inwiefern gibt es Bereiche, wo die Zusammenarbeit mit den Kantonen enger ist und Themen, wo die Kantone vermehrt selbst entscheiden?

Ein Grundprinzip unseres kooperativen Bildungsföderalismus ist die Freizügigkeit insbesondere im Hochschulbereich: durch interkantonale Verträge in den Bereichen Finanzierung und Diplomanerkennung können sich die Studierenden frei für eine Ausbildungsinstitution entscheiden. Bei den Ausbildungen auf Sekundarstufe II, also in der Berufsbildung, Gymnasium und Fachmittelschulen sind Regelungen, die für alle gelten, zentral. In diesen Bereichen ist auch die Zusammenarbeit sehr eng. Im Volksschulbereich sind die Kantone primär selber zuständig, auf gesamtschweizerischer Ebene wurden einzig die Eckwerte harmonisiert: neben dem Eintrittsalter und der Dauer der Bildungsstufen wurden auch Bildungsziele festgelegt, die den sprachregionalen Lehrplänen zugrunde gelegt wurden. Die Zusammenarbeit im Volksschulbereich ist dennoch wichtig: Bildungsföderalismus heisst auch, voneinander zu lernen, gute Praxis auszutauschen. Dies gewährleistet die EDK auch durch Fachagenturen (wie beispielsweise die nationale Agentur movetia (Anm. d. Red.), die sie gemeinsam mit dem Bund betreibt: diese unterstützen die Kantone in Bereichen wir Digitalisierung, Sonderpädagogik, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung. 

Einblick in die Ausstellung zum 125-Jahr-Jubiläum der EDK. Weitere Informationen dazu finden Sie unten. (Bild: EDK)
Einblick in die Ausstellung zum 125-Jahr-Jubiläum der EDK. Weitere Informationen dazu finden Sie unten. (Bild: EDK)

Sie haben sich zum 125-Jahr Jubiläum mit der Vergangenheit der EDK auseinandergesetzt. Was sagt die Vergangenheit über die Zukunft aus?

Unser kooperativer Föderalismus ist ein lebendiger Organismus: er lebt dank soliden Strukturen, in denen kreative Menschen zusammenarbeiten. Die Vergangenheit zeigt, wie wichtig die Wahrung und Pflege dieser Strukturen ist. Der Organismus ist nie «fertig», er entwickelt sich ständig und ist damit auch in der Lage, neuen Herausforderungen mit neuen Lösungen zu begegnen.

 

Was für Ziele / Reformen hat die EDK während ihrer 125-jährigen Geschichte bereits erreicht?

Aus Sicht der Bildung spielt es heute keine Rolle mehr, wo Kinder und Jugendliche aufwachsen. Sie alle können dank guter Bildung und Ausbildung ihre Chancen für ein erfülltes Leben nutzen. Das ist das Credo der EDK und auch meine Motivation für die tägliche Arbeit. An diesem Ziel muss aber immer gearbeitet werden – die Gesellschaft steht nie still, und wir bewegen uns mit ihr. 

 

Was waren Höhepunkte in der Geschichte der EDK?

Interkantonal betrachtet waren es wohl die Beschlüsse zu den einzelnen Konkordaten. Nichts drückt den Willen zur Zusammenarbeit im Sinne der Kinder und Jugendlichen besser aus. Diese Vereinbarungen sind immer auch das Resultat eines Aushandlungsprozesses, bei dem es nicht nur Gewinner und Gewinnerinnen gibt. Für mich persönlich sind die wegweisenden Produkte der Bildungszusammenarbeit Meilensteine unserer Arbeit: die Bildungsberichte, die im Auftrag von Bund und EDK das aktuelle Wissen zu unserem Bildungssystem zusammentragen – und die daraus abgeleiteten gemeinsamen bildungspolitischen Zielen von Bund und Kantone. 

Was waren Tiefpunkte?

Schwierig sind die Momente, in denen es nicht gelingt, einen gemeinsamen Nenner zu finden – oder nur einen sehr kleinen gemeinsamen Nenner. Letztlich sind die Mitglieder der EDK vorab Regierungsrätinnen und Regierungsräte in ihren Kantonen. Sie sind dort in eine kantonale Exekutive eingebunden, durch kantonale Parlaments- oder Volksentscheide gebunden. Dies führt immer wieder einmal zu Situationen, in denen die EDK nicht so weit gehen kann, wie sie einmal wollte.


Meilensteine in der Geschichte der EDK


Was sind aktuelle Ziele der EDK?

Da gibt es viele – das Projekt «Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität» ist zentral, wo nach der Anpassung des Anerkennungsreglements nun die Arbeiten zum Rahmenlehrplan anstehen. Oder das Digitalisierungsprojekt «Edulog», das allen Schülerinnen und Schülern und Lehrpersonen schweizweit einen sicheren Zugang zu den Online-Diensten und Lehrmitteln gewähren soll. Die Arbeit im interkantonalen Bildungsbereich ist hochinteressant, herausfordernd und nie zu Ende. 

Der Lehrpersonenmangel ist eines der drängendsten Probleme im Bildungswesen. Inwiefern kann die EDK bei der Lösung helfen?

Der Mangel an Fachkräften ist eine grosse Herausforderung für alle Branchen. Der Bildungsbereich steht hier insbesondere in Konkurrenz zum Sozial- und zum Gesundheitswesen. Die EDK hat die Entwicklungen frühzeitig wahrgenommen und Regelungen zum Einstieg in den Lehrberuf für Quereinsteigende geschaffen. Für weitere Massnahmen sind die Kantone und Gemeinden zuständig, die EDK bietet ihnen die Plattform für den Austausch dazu. (Weitere Informationen zum Lehrpersonenmangel in Luzern finden Sie hier).

Es gibt Berufe, die rufen stärkere Reaktionen hervor als andere, wenn man davon erzählt. Ich gehe davon aus, dass der Beruf als Generalsekretärin der EDK unterschiedliche Reaktionen hervorruft. Inwiefern gibt es Gespräche darüber, was in der Schweizer Bildungslandschaft anders laufen müsste nach Ansicht der GesprächspartnerInnen?

Der Bildungsföderalismus bringt es mit sich, dass Veränderungen im Volksschulbereich in der Gemeinde und im Kanton ihren Ursprung haben müssen. Ich diskutiere viel darüber – aber eher als Mutter mit schulpflichtigen Kindern, als aktive Stimmbürgerin in meiner Gemeinde und als Mitglied einer Schulkommission. Der gesellschaftliche Wandel führt zu neuen Anforderungen an die Schule und die Lehrpersonen, denen sich die Schule stellen muss. Ich nehme hier die Schulleitungen als zentrale und innovative Akteure wahr – das ist eine gute Entwicklung, die noch an Fahrt aufnehmen wird. Meine Rolle als Generalsekretärin der EDK ist es dann, gute Lösungen, innovative Konzepte auf gesamtschweizerischer Ebene zu thematisieren. 


Wanderausstellung 125 Jahre EDK zu Gast in Luzern

Die Wanderausstellung gibt Einblick in das Schaffen der EDK und wie die kantonale Zusammenarbeit funktioniert. (Bild: EDK)
Die Wanderausstellung gibt Einblick in das Schaffen der EDK und wie die kantonale Zusammenarbeit funktioniert. (Bild: EDK)

Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und –direktoren (EDK) feiert dieses Jahr ihr 125-Jahr-Jubiläum. Zu diesem Anlass hat die EDK eine Wanderausstellung zum Thema Bildungsföderalismus lanciert. Die Ausstellung beleuchtet das Bildungssystem der Schweiz, die Funktionsweise der EDK sowie die Schwerpunkte der interkantonalen Zusammenarbeit. Auch Herausforderungen und Erfolge seit der Gründung der EDK im Jahr 1897 werden thematisiert.

 

 

Vom 14. bis 27. August 2023 – rund um den Schulbeginn nach den Sommerferien - macht die Wanderausstellung Halt im Lichthof des Luzerner Regierungsgebäudes (Bahnhofstrasse 15, 6002 Luzern). Dort ist sie jeweils von Montag bis Freitag zwischen 8.00 und 17.00 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.

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