Text: Markus Egli / Blogredaktion
Bilder: Kantonsschule Willisau
An der Kantonsschule Willisau feiert das Theaterprojekt «Raumstation Rütli – Unheimliche Begegnung der Generationen» am 20. Oktober Weltpremiere. Es handelt sich um den Theater-Erstling des Schweizer Buchpreisträgers Rolf Lappert, der szenisch verknüpft wird mit einer Ausstellung unter dem Titel «Do we need a plan(et) b?». Thematisiert werden dabei aktuelle gesellschaftspolitische, wirtschaftliche und ökologische Fragestellungen rund um den Weltraum und unterschiedliche Perspektiven der Generationen. Markus Egli, Gesamtleiter der Produktion und Prorektor, gibt Einblick in das Generationenprojekt.
Wenn in wenigen Tagen - am 20. Oktober 2023 - die Weltpremiere von «Raumstation Rütli - Unheimliche Begegnung der Generationen» über die Bühne geht, sieht das Publikum - wie immer - nur das, was es sehen soll. Wie viel Arbeit aber bereits seit Wochen und Monaten - gar Jahren - freiwillig von den über 80 Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonen im Hintergrund geleistet wurde, bleibt verborgen. Denn die Idee für das grosse Theaterprojekt entstand nämlich bereits im August 2020 und wurde seither von mehreren Lehrpersonen vorangetrieben.
Bühne frei für gesellschaftliche Differenzen
Von Beginn an war klar, dass das Theaterstück ein aktuelles gesellschaftliches Thema aufgreifen soll. Die Wahl fiel auf das Thema des Generationenkonflikts. Denn zum Alltag einer Schule gehören - gewissermassen systembedingt - unterschiedliche Vorstellungen von Leben und Arbeiten, unterschiedliche Wertesysteme und nicht zuletzt auch die Frage, wie man mit all diesen Unterschieden umgeht. Bei der Suche nach einem Autor, der die Thematik in ein Stück verpacken sollte, fiel die Wahl auf Rolf Lappert, Träger des ersten Schweizer Buchpreises 2008. Er überzeugte die Konzeptgruppe mit seinen Stimmungsbildern, seiner Feinfühligkeit wie auch mit seinem Humor, den er sowohl in seinen Romanen wie auch in Sitcom-Drehbüchern unter Beweis gestellt hat.
Ein weiterer Eckpunkt des gesamten Projekts war der Einbezug der Schule. Schülerinnen und Lehrpersonen realisieren das Projekt gemeinsam - gewissermassen generationenübergreifend. Entsprechend waren die Lernenden schon früh mit von der Partie, sei es beim Kostümbild, beim Schauspiel, bei der PR/Werbung, der Musik oder bei der Ausstellung.
Das Stück: Von Weltraumstationen, Generationenkonflikten und fliegenden Fetzen
Wenn kommenden Freitag das Stück erstmals über die Bühne geht, ist dies in vielerlei Hinsicht eine Premiere: Es ist der Theater-Erstling von Autor Rolf Lappert und viele Beteiligte haben erstmals überhaupt an einem solchen Gross-Projekt mitgearbeitet. Und auch für das Theaterpublikum wird es wohl das erste Mal sein, dass es vom Forschungszentrum Schlossfeld Willisau via Liveschaltung mit einer Schweizer Raumstation - der Raumstation Rütli - verbunden sein wird.
Was die dort forschende Crew noch nicht weiss: Sie wird abgelöst von einer blutjungen, neuen Crew, welche die Rütli zu einem Weltraumhotel umfunktionieren soll. Beim Zusammentreffen der Generationen fliegen schon bald die Fetzen. Und dabei ist der Weltraum sowieso schon ein gefährlicher Ort voller Überraschungen.
Vier Fragen an Markus Egli - Gesamtleiter des Generationenprojekts
Markus Egli, «Raumstation Rütli» ist ein kulturelles Gross-Projekt und könnte gut und gerne auch an einem Theater aufgeführt werden. Weshalb organisiert ein Gymnasium ein solche Grossaufführung?
Ein kulturelles (Gross-) Projekt an einer Schule ist grundsätzlich nichts Aussergewöhnliches. Ein Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten liegt in der DNA eines jeden Gymnasiums. Schliesslich kommen an einem Gymnasium eine unvergleichliche Vielfalt an Bildungs- und Wissensinhalten zusammen. Dieses Potential zu nutzen, die Vielfalt sichtbar zu machen, ist eine Besonderheit bei einem Kulturprojekt wie der «Raumstation Rütli».
Bei «Raumstation Rütli – Unheimliche Begegnung der Generationen» handelt es sich nicht nur um ein Theater sondern auch um eine damit verknüpfte Ausstellung. Warum auch die Ausstellung unter dem Motto «Do we need a plan(et) b»?
Autor Rolf Lappert greift in seinem Theaterstück schon viele aktuelle Themen auf. Er stellt Fragen z.B. nach der Sinnhaftigkeit des menschlich Machbaren, nach dem Umgang der Generationen miteinander oder auch nach der Rolle von Künstlicher Intelligenz. Für die Verantwortlichen war trotzdem von Beginn an klar, dass dies noch nicht genügt. Und so werden in der Ausstellung weitere Fragestellungen thematisiert. Im Fachbereich Physik beispielsweise wird eine prämierte Maturaarbeit zum Thema der Dyson-Sphäre (Energiegewinnung im Weltall) präsentiert, Erstklässlerinnen und Erstklässler stellen Modelle von Weltraumhotels aus, im Fachbereich Biologie geht es um die Überlebensfähigkeit von Bär-Tierchen im Weltall oder im Fachbereich Sprachen und Philosophie werden Dystopien und Utopien vorgestellt. Es ist diese Vielfalt an Themen, inhaltlich und szenisch verknüpft mit dem Theaterstück, die wohl nur ein Schulprojekt liefern kann.
Inwiefern gibt es Besonderheiten bei einem Kulturprojekt, das an einer Schule organisiert wird?
Wie bereits erwähnt sicherlich die Vielfalt an Themen, die eingebracht werden können und natürlich auch die Beteiligung der Schülerinnen und Schüler. Es ist eine grundsätzliche Frage bei einem schulischen Kulturprojekt ist, wie Schüler und Schülerinnen beteiligt sein sollen. Eine Möglichkeit wäre gewesen, die Lernenden von Beginn an voll mit einzubeziehen und viel Verantwortung zu übertragen. Tatsächlich liessen wir uns aber von einer pädagogischen Grundhaltung leiten, bei der die Erwachsenen einen sicheren Rahmen vorgeben, in dem Jugendliche mitmachen und sich ausprobieren können. So beteiligen sich aktuell rund 60 Schülerinnen und Schüler vor und hinter den Kulissen unter Anleitung von Lehrpersonen. In der PR/Werbung werden beispielsweise Instagram-Beiträge produziert, beim Bühnenbild wurde die aus Massivholz bestehende Raumstation aufgebaut, es wurden Alien-Kostüme gestaltet und sowohl das Schauspiel-Ensemble wie auch die Band und der Alien-Chor bestehen aus Schülerinnen und Schülern. Auch bei der Bewirtschaftung der Gäste ist ein Team der Kanti am Werk.
In das Projekt wurden in den vergangenen drei Jahren Hunderte Stunden Arbeit investiert. Ist ein solcher Aufwand gerechtfertigt?
Wie jedes Gymnasium hat auch die Kantonsschule Willisau einen umfassenden Bildungsauftrag, der weit über die Vermittlung von Wissensinhalten hinausgeht. Ein Projekt wie das aktuelle wird dem gerecht und bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich auszuprobieren, neue Seiten an sich zu entdecken und sich so weiterzuentwickeln. Aber es geht noch weiter: Das Projekt bietet für die Schule als Ganzes ein Ausbruch aus dem Schulalltag und die Möglichkeit zusammenzuwachsen; schliesslich arbeiten Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen, Verwaltungsangestellte, Hausdienst usw. Hand in Hand. Und nicht zuletzt bietet das Projekt gerade für ein Gymnasium auf der Luzerner Landschaft auch die Möglichkeit, Hemmschwellen, Hürden und vielleicht auch Vorurteile gegenüber der gymnasialen Bildung abzubauen, was angesichts deutlich unterdurchschnittlicher Übertrittsquoten und der damit verbundenen Frage nach Chancengerechtigkeit wohl auch notwendig ist.
Weitere Informationen zu Raumstation Rütli
Autor: Rolf Lappert
Regie und Kuration Ausstellung: Eva Lichtsteiner
Bühne: Erwin Hofstetter
Kostüme: Samira Zouaoui
Musik: Peter Zihlmann
Aufführungsdaten:
- Fr, 20. Oktober, 20 Uhr
- So, 22. Oktober, 15 Uhr
- Mi, 25. Oktober, 20 Uhr
- Fr, 27. Oktober, 20 Uhr
- Sa, 28. Oktober, 20 Uhr
- Di, 31. Oktober, 20 Uhr
- Fr, 3. November, 20 Uhr
- So, 5. November, 15 Uhr
- Fr, 10. November, 20 Uhr
- Sa, 11. November, 20 Uhr
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