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Berufliche Integration von Geflüchteten: Ein Berufsmarkt macht Mut

Text: Vera Bergen /Bilder: ZBA

Ein Patentrezept für gelungene, berufliche Integration gibt es nicht. Aber mit kreativen Ideen kommt man weit. Das zeigen die Lehrpersonen am Zentrum für Brückenangebote ZBA im Kanton Luzern. Der Versuch eines Berufsmarkts für die berufliche Integration von Flüchtlingen macht nun Schule.

Die jungen Menschen sind zwischen 16 und 25 Jahre alt und kommen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und aus vielen weiteren Regionen der Welt, die von Krisen betroffen sind. Sie sind anerkannte Flüchtlinge oder kommen per Familiennachzug in die Schweiz. Einige davon tragen in ihren jungen Jahren bereits einen grossen Rucksack: Häufig leben sie nach einer aufreibenden Flucht alleine in der Schweiz, sorgen sich um zurückgebliebene Familienangehörige und müssen zusätzlich einen Weg finden in ihrer neuen Heimat zurechtzukommen.

 

Hier setzt das Zentrum für Brückenangebote ZBA mit seinem Fokus Integration an. Die Jugendlichen mit sehr unterschiedlicher, schulischer Vorbildung werden durch gezielten Deutsch- und Allgemeinbildungs-Unterricht auf die berufliche Integration in der Schweiz vorbereitet. Dafür setzen sich die Lehrpersonen am ZBA engagiert ein und gehen dafür auch immer wieder neue, kreative Wege. 

Berufsmarkt am Zentrum für Brückenangebote: Aktuelle Schülerinnen und Schüler  lernen von Ehemaligen.
Berufsmarkt am Zentrum für Brückenangebote: Aktuelle Schülerinnen und Schüler lernen von Ehemaligen.

Den Einfluss von Ehemaligen nutzen

Das Team des Fokus Integration am Zentrum für Brückenangebote:  (v.l.n.r.) Gina Aschwanden, Cornelia Amstutz, Gabriela Koch, Eveline Knecht, Katharina Furrer, Ralf Steigüber, Christian Lindegger.
Das Team des Fokus Integration am Zentrum für Brückenangebote: (v.l.n.r.) Gina Aschwanden, Cornelia Amstutz, Gabriela Koch, Eveline Knecht, Katharina Furrer, Ralf Steigüber, Christian Lindegger.

Ihre jüngste Idee? Ein sogenannter Berufsmarkt, bei dem ehemalige Schülerinnen und Schüler des ZBA ihren Erfahrungsschatz aus Berufsschule und Lehre mit den aktuellen Lernenden teilen. Diese Idee stammt von Cornelia Amstutz und Gabriela Koch, die den Berufsmarkt dann auch zusammen mit ihren Arbeitskollegen und -kolleginnen organisiert haben. «Es ist glaubwürdiger, wenn junge Menschen über ihre Erfahrungen rund um den Berufs- und Berufsschulalltag berichten», sagt Cornelia Amstutz stellvertretend für das ZBA-Team. «Wenn die Ehemaligen unseren Lernenden sagen, worauf es in der Ausbildung ankommt und worauf sie ihren Fokus beim Lernen legen, kommt das direkter an, als wenn wir Lehrpersonen das sagen». 

 

So funktioniert der Berufsmarkt primär als Motivationskick für die Lernenden. Er hilft, zusätzlich zum Berufswahlunterricht, den Jugendlichen verständlich zu machen, was es heisst, in der Schweiz ins Berufsleben einzusteigen. Die Lernenden sollen nicht nur von den Lehrpersonen sondern auch von Kolleginnen und Kollegen mit ähnlicher Biografie erfahren, dass sie die Angebote am ZBA intensiv nutzen sollten, um den Anforderungen der Berufsschule zu genügen. Das ist es denn auch, worauf viele Ehemalige ihre Tipps am Berufsmarkt abgestützt haben: «An der Berufsschule reicht die Zeit nicht mehr, um Wörter nachzuschauen» oder «ihr braucht IT-Kenntnisse für die Lehre und müsst fähig sein, selbstständig zu arbeiten», hiess es da zum Beispiel. 

Aufgaben aus der Berufsschule eines Montage-Elektrikers und die Erkenntnis, dass das vielleicht noch ein zu grosser Schritt wäre.
Aufgaben aus der Berufsschule eines Montage-Elektrikers und die Erkenntnis, dass das vielleicht noch ein zu grosser Schritt wäre.

Der Berufsmarkt kommt an

Der erste Berufsmarkt im Winter 2022 hat gezeigt, dass die ZBA-Lernenden sehr gut zugehört haben und die Tipps ihrer Vorgänger und Vorgängerinnen ernst nehmen. «Wortschatzlernen, Textverständnis und Mathematik haben mehr Gewicht erhalten», sagen die Lehrpersonen. 

 

«Die Kenntnisse am Computer spielen für die Berufsschule eine grössere Rolle als ich gedacht habe». (Ruhollah)

 

Die Jugendlichen haben dank des Berufsmarkts auch eine realistischere Einschätzung in Bezug auf ihren Berufswunsch. Einigen von ihnen ist klar geworden, dass ihr Wunschberuf in der jetzigen Situation noch nicht erreichbar ist, dass der erste Schritt aber eine gute Grundbildung ist, auf der sie aufbauen können. «Die Lernenden sind offener für Berufe, die sie bislang nicht in Betracht gezogen haben», erläutern Cornelia Amstutz und Gabriela Koch. 

 

«Ich habe gemerkt, dass ich zuerst eine Lehre mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) machen muss. Montage-Elektriker ist zu schwierig». (Abdullah)

 

Damit ist klar, der Berufsmarkt zeigt Wirkung, sodass er fixer Bestandteil der Ausbildung im Fokus Integration werden soll. Das motiviert die Lehrpersonen des ZBA, immer wieder nach neuen kreativen Wegen für die berufliche Integration von geflüchteten Jugendlichen zu suchen. Auch die Teilnehmenden des Berufsmarktes spornt es an, denn sie sehen ihre berufliche Zukunft nun klarer und sie fassen neuen Mut und Selbstvertrauen.

 

«Es tat gut zu sehen, dass auch andere Lernende den Weg geschafft haben. Das gab mir Mut, dass ich es auch schaffen kann, auch wenn ich viel dafür tun muss». (Rawan)


Zentrum für Brückenangebote ZBA:

Das Zentrum für Brückenangebote des Kantons Luzern ermöglicht Lernenden die berufliche Integration und erarbeitet gemeinsam mit ihnen bestmögliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration in die Arbeitswelt und Gesellschaft. Im Kanton Luzern gibt es drei Grundtypen von Brückenangeboten: Fokus Praxis / Fokus Unterricht / Fokus Integration.


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