Text: Blogredaktion
Bilder: Gabriela Mischkale, Markus Wild
Jedes Jahr werden die 40 besten Maturaarbeiten der Zentralschweiz mit einer Ausstellung und einer Preisverleihung an der Universität Luzern gewürdigt. Alena Krummenacher und Annina Stadelmann gehören zu den Preisträgerinnen 2023. Ihre Arbeiten zum Thema Tierversuche und zur Motivation im Volleyball gehören damit zu den herausragenden Werken des diesjährigen Wettbewerbs.
«Mit Ihrer Zielstrebigkeit, Ihrem Engagement, Ihrer Kreativität und Experimentierfreudigkeit, aber auch mit Fleiss und Ausdauer haben Sie Maturaarbeiten geschaffen, die hohen wissenschaftlichen Ansprüchen genügen», würdigte Samuel Schaffhauser, Prorektor des Gymnasiums St. Klemens, die Leistungen der Teilnehmenden aus 16 Zentralschweizer Gymnasien. Alljährlich werden an der feierlichen Prämierungsfeier die herausragendsten Maturaarbeiten der Zentralschweiz gekürt. Damit verbunden ist jeweils eine Ausstellung der 40 besten Arbeiten im Gebäude der Uni/PH Luzern, die damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Zwei Preisträgerinnen im Fokus
Mittlerweile ist das im Jahr 2012 von den Luzerner Gymnasien lancierte Projekt «Fokus Maturaarbeit» in der Zentralschweiz zur breit anerkannten Referenz geworden. Bereits zum zwölften Mal sind die besten Maturaarbeiten im Universitätsgebäude zu bestaunen. In Zusammenarbeit mit der Stiftung «Schweizer Jugend forscht», der Universität Luzern (Patronat), der Pädagogischen Hochschule Luzern, der Hochschule Technik & Architektur, der Hochschule Design & Kunst sowie der Hochschule Musik wird so ein schulübergreifender Einblick in die hohe Qualität wissenschaftlicher Arbeiten von Gymnasiasten und Gymnasiasten für die breite Öffentlichkeit möglich. Zwei der fünf Preisträgerinnen und ihre Auseinandersetzung mit ihrem Forschungsthema werden hier vorgestellt – Alena Krummenacher aus der Kantonsschule Musegg Luzern und Annina Stadelmann aus der Kantonsschule Alpenquai Luzern.
Volleyball: Von der Netflix-Serie zum seriösen Thema
Alena Krummenacher (18), besucht die Kantonsschule Musegg Luzern und schrieb ihre Arbeit zum Thema «Motive von Jugendlichen im Volleyball».
Wie sind Sie auf das Thema Ihrer Maturaarbeit gekommen?
Alena Krummenacher: Es war für mich schon immer klar, dass ich meine Arbeit im Bereich Sport schreiben möchte. Dies zum einen aufgrund der Lehrpersonen im Fachbereich Sport, aber auch weil mich Sport und insbesondere Sportsoziologie und Sportpsychologie persönlich sehr interessieren. Da ich selber schon lange Volleyball spiele und ich mich seit einigen Jahren auch als Trainerin im Verein engagiere, war es naheliegend, eine Maturaarbeit zum Thema Volleyball zu schreiben. Als es dann um die definitive Themenwahl ging, habe ich mich mit verschiedenen Leuten ausgetauscht sowie im Internet recherchiert nach verschiedenen Möglichkeiten. So bin ich dann schlussendlich auf die Motivation im Volleyball gekommen. Mit Hilfe meiner Betreuungspersonen, weiteren Überlegungen sowie zusätzlichen Recherchen ist es mir letztlich gelungen das Thema weiter einzugrenzen und so eine konkrete, präzise Fragestellung aufzustellen.
Inwiefern spielte Netflix und seine Serie zu Volleyball eine Rolle?
Es ist ausser Frage, dass «Haikyu!!», die Netflixserie und der damit verbundene Boom von Jungs im Volleyball, einen erheblichen Anteil an meiner finalen Themenwahl hatten. Es gab diverse Artikel über die Serie, auf welche ich im Rahmen meiner Recherche gestossen bin. All diese berichteten von einem damit verbundenen enormen Anstieg von Jungs in Schweizer Volleyballvereinen. Diesen Boom konnte ich auch in den umliegenden Vereinen feststellen. Neben dieser Entwicklung interessierten mich Genderfragen - insbesondere im Sport - bereits vorher. Daher war dann auch schnell klar, Geschlechterunterschiede in der Motivation von Jungs und Mädchen im Volleyball zu untersuchen.
Wie ist es Ihnen während des Schreibens der Arbeit ergangen?
Der ganze Arbeitsprozess fiel mir relativ einfach. Ich habe früh bereits gut recherchiert und hatte so eine literarische Grundlage. Damit konnte ich ein bereits sehr konkretes Feinkonzept erarbeiten, was den Schreibprozess erheblich erleichtert hat. So wusste ich genau, was die nächsten Schritte sind und wie ich diese umsetzen will. Die Literatur, das formale Dokument und die vorliegenden Daten aus der Befragung hatte ich dann anfangs Juni beisammen. So konnte ich dann effizient die Arbeit schreiben und meine Planung gut einhalten. Beim Schreiben des Theorieteils war es teilweise nicht sehr spannend. Das hat mir dann ab und zu auch etwas abgelöscht, doch ich habe dann als «Pause» Grafiken erstellt oder einen etwas spannenderen Teil der Arbeit verfasst, um die Motivation beizubehalten.
Wie wichtig ist Ihnen die Auszeichnung im Rahmen von Fokus Maturaarbeit? Wie haben Sie sich gefühlt, als sie als Siegerin erkoren wurden?
Ich war bereits überrascht über die Nominierung. Dass ich dann auch noch ausgezeichnet wurde, war sehr unterwartet, da ich selbst zwar sehr zufrieden bin mit meiner Arbeit, aber sie nicht sehr innovativ und speziell finde. Natürlich freue ich mich über die Auszeichnung und bin stolz auf das Produkt, welches ich mit meiner Maturaarbeit erschaffen konnte.
Inwiefern wird diese Arbeit Ihren weiteren Werdegang beeinflussen?
Es zeigt mir vor allem, dass ich auf dem richtigen Weg und auch bereit bin, ein Studium anzufangen. Nun mache ich erst mal ein Zwischenjahr und anschliessend mal schauen, in welche Richtung es geht. Ich könnte mir aber schon vorstellen etwas im Bereich Sport zu machen.
Tierversuche aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet
Annina Stadelmann (18) besucht die Kantonsschule Alpenquai Luzern und widmete ihre Maturaarbeit dem Thema «Tierisches Leid für menschliche Gesundheit? Tierversuche in der neurobiologischen Forschung: Eine ethische Fallanalyse».
Wie sind Sie auf Ihr Maturaarbeit-Thema gekommen?
Ich konnte im Sommer 2021 eine Woche lang Einblick in verschiedene Labore an der Universität Fribourg erhalten, in welchen mit Tierversuchen im Forschungsfeld der Neurowissenschaften gearbeitet wurde. Dort durfte ich auch mit den Forschern über ihre Arbeit - unter anderem mit den Tieren – sprechen. So erhielt ich einen Einblick in ihre Meinungen zum Thema Tierversuche, was besonders im Hinblick auf die Abstimmung im folgenden Februar zum Menschen- und Tierversuchsverbot in der Schweiz sehr spannend war. Ich habe sehr gerne Tiere, und war zu Beginn, ohne dass ich mich je genauer mit der Thematik der Tierversuche auseinandergesetzt habe, diesen gegenüber eher abgeneigt. Nach dieser Woche in Fribourg begann ich mich immer mehr für dieses Thema zu interessieren, da ich nun auch die Seite der Forschung und Wissenschaft kennenlernen konnte. Da dachte ich mir, dass die Frage nach der ethischen Legitimation von Tierversuche vielleicht ein spannendes Thema für meine Maturaarbeit sein könnte.
Wie ist es Ihnen während des Schreibens der Arbeit ergangen ?
Zu Beginn war ich etwas überfordert, auch mit der Auswahl der genauen Fragestellung. Denn bevor die Tierversuche durchgeführt werden dürfen, werden sie einem strengen Bewilligungsverfahren unterzogen und von Fachpersonen in einer Ethikkommission des Kantons abgewogen. Ich habe mich gefragt wieso ich, eine Kantischülerin, mir anmassen sollte, diesen Entscheid zu hinterfragen und selbst zu analysieren - wenn doch dies zuvor schon von Fachpersonen vollführt wurde. Mein Betreuer hat mich aber dazu ermutigt, dass ich als Kantischülerin sehr wohl in der Lage bin, mir eine eigene Meinung zu bilden.
Eine Herausforderung war sicherlich, dass ich noch nie zuvor eine Arbeit ähnlicher Art verfassen musste und dort einige Unsicherheiten warteten: etwa ob die Kapiteleinteilung Sinn ergibt, die Abschnitte von der Länge und der Sprache her okay sind und ganz generell, ob der Inhalt überhaupt brauchbar ist. Aber auch bezüglich den formalen Angelegenheiten wie richtiges Zitieren und Quellenangaben, welche zu Beginn sehr mühsam waren. Dort haben mir die Gespräche mit meinem Mentor sehr geholfen, welcher mir Rückmeldungen geben konnte, ob ich auf dem richtigen Weg bin und was ich ändern muss.
Ein Höhepunkt waren sicherlich die Interviews mit den Forschern, Tierschutzbeauftragten und Tierphilosophen. Es war sehr spannend, mit ihnen über ihre Arbeit und ihre Ansichten bezüglich den Tierversuchen zu sprechen und dies half mir sehr, eine Idee zu erhalten, wie die Kontrolle, Bewilligung und Durchführung von Tierversuchen in der Praxis stattfindet und welche Aspekte ihrer Meinung nach noch verbessert oder geändert werden sollten. Alle waren sehr nett und auskunftsfreudig und meine Anfangsnervosität wurde schnell kleiner.
Wie wichtig ist Ihnen die Auszeichnung im Rahmen von Fokus Maturaarbeit? Wie haben Sie sich gefühlt, als sie als Siegerin erkoren wurden?
Ich habe mich natürlich sehr gefreut, als ich meinen Namen hörte, war aber gleichzeitig auch überrascht. Denn die anderen Arbeiten, welche zur gleichen Kategorie gehörten, tönten alle auch sehr spannend und gut. Für mich ist die Nominierung für den Wettbewerb eine Bestätigung, dass ich etwas richtig gemacht haben muss bei meiner Arbeit. Es ist sehr eindrücklich zu wissen, dass meine Maturaarbeit als eine der 40 Besten der Zentralschweiz auserkoren wurde. Dass ich den Kategorienpreis gewinnen konnte, ist noch das Tüpfchen auf dem i.
Inwiefern wird diese Arbeit Ihren weiteren Werdegang beeinflussen?
Ich denke, sie war sicher eine gute Vorbereitung für weitere Arbeiten, welche anfallen werden. Und erlaubt es mir vielleicht auch, diese mit etwas mehr Zuversicht und Selbstvertrauen anzugehen, da die Art, wie diese Arbeit aufgebaut und geschrieben wurde, anscheinend gut ankommt und in Ordnung ist. Ich habe mich noch nicht entschieden, was ich studieren möchte. Eine Möglichkeit wäre Veterinärmedizin, bei welcher die Ethik ebenfalls ein Teil des Studiums ausmacht. Dort könnte ich sicherlich die Erkenntnisse aus diese Arbeit wieder brauchen.
Weiterlesen:
Blogbeitrag 23. Mai 2019: Streng aber lohnenswert - Nina Caviezel und ihre Maturaarbeit
Website Fokus Maturaarbeit
Medienmitteilung 29. März 2023: Preisträgerinnen von Fokus Maturaarbeit 2023 stehen fest
Dokumentation Fokus Maturaarbeit 2023: alle 40 ausgestellten und prämierten Arbeiten
Kommentar schreiben