Text und Bilder: Dienststelle Berufs- und Weiterbildung
Im Kanton Luzern gibt es rund 45'000 Personen, die Mühe haben mit den Grundkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen und Bedienen eines Computers. Mit Bildungsgutscheinen für entsprechende Kurse erhalten sie unkomplizierte Unterstützung. Im Interview führt Patricia Buser, Leiterin Weiterbildung bei der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung aus, wie das Angebot kontinuierlich erweitert wird.
Mit den Bildungsgutscheinen wird den schätzungsweise 45'000 Personen im Kanton, die Förderbedarf im Bereich Grundkompetenzen Erwachsener aufweisen, die Möglichkeit gegeben, ihre Fähigkeiten in Lesen, Schreiben, Rechnen und dem Bedienen des Computers zu verbessern. Dieses auf der Webseite www.besser-jetzt.ch/luzern einfach zugängliche Angebot berechtigt zum Besuch eines entsprechenden Kurses.
Patricia Buser, Sie sind verantwortlich für die Kampagne rund um die Bildungsgutscheine im Kanton Luzern. Fast 500 Personen profitieren bereits davon. Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Wir freuen uns über den Erfolg der Bildungsgutscheine! Die Kampagne wird 2021 weitergeführt und optimiert. Neu ist nach erfolgreichem Kursbesuch ein zweiter Gutscheinbezug im selben Jahr möglich. Wir werden die Kursadministration und die Gutscheinvalidierung, die vom Schweizerischer Verband für Weiterbildung SVEB für uns übernommen wird, für Kursanbieter vereinfachen und das Controlling systematisieren. Wir planen zusammen mit den Fachverbänden Workshops für Kursanbieter, um die pädagogischen Qualität der Kursangebote und die Erreichbarkeit der Zielgruppe zu verbessern
Wichtig ist ja auch die Beratung und Information für Betroffene. Wie läuft das konkret ab?
In einer separaten Beratungsnische am BIZ Luzern können sich Interessierte ab Juni 2021 persönlich zu den Kursangeboten und den Gutscheinen beraten lassen. Wer sich eine umfassendere Allgemeinbildung aneignen oder sich auf einen Berufsabschluss für Erwachsene vorbereiten möchte, hat ab September 2021 die Möglichkeit am Weiterbildungszentrum Luzern WBZ den kostenlosen Basiskurs Grundkompetenzen zu besuchen. Zudem möchten wir die Primär- und Sekundärzielgruppen (bzw. Vermittlungspersonen) und die gesamte Öffentlichkeit mittels Kampagnenaktivitäten sowie Veranstaltungen weiter sensibilisieren. Letztlich lässt sich die Zielgruppe nur dann erreichen, wenn alle an einem Strick ziehen und das Querschnittsthema der Förderung von Grundkompetenzen Erwachsener als gesamtgesellschaftliche Aufgabe betrachten.
Massnahmenpaket für Grundkompetenzen
Die Förderung von Grundkompetenzen ist ein Schwerpunktthema in der DBW-Strategie. Ihre Stelle wurde aufgrund des aktualisierten nationalen Weiterbildungsgesetzes neu geschaffen. Wie gestaltete sich die Aufbauarbeit?
Die Basis für meine Arbeit im Bereich Grundkompetenzen Erwachsener ist die Bildungsbedarfsanalyse von 2019, bei der die Förderung von Grundkompetenzen als sehr relevant eingeschätzt wurde, vor allem in den Bereichen «Information und Kommunikationstechnologien» und «Sprache». Gleichzeitig war das Angebot im Kanton Luzern im Bereich Grundkompetenzen mit den zwei Kursen «Lesen und Schreiben für deutschsprachige Erwachsene» am WBZ sehr klein.
Das war die Basis dafür, dass die Luzerner Regierung im Juni 2019 beschloss, mit fünf Massnahmenpaketen die Grundkompetenzen und damit letztlich die Arbeitsmarktfähigkeit der Betroffenen (Employability) zu fördern, unter anderem mit der «Schaffung eines bedarfsgerechten Kursangebots (off the job)», der «Förderung von Kursen direkt am Arbeitsplatz (on the job)» und der «Integration digitaler Lerntechnologien» in den Unterricht. Die strategische Ausrichtung der Stelle war also definiert und auch die Idee der Bildungsgutscheine bereits geboren. Verschiedene Personen in der DBW hatten hier grosse Vorarbeit geleistet, und vor allem die breite politische Abstützung der Förderung von Grundkompetenzen Erwachsener, die mit dem Regierungsbeschluss von Anfang an spürbar war, ist für den Erfolg des Projekts entscheidend.
Was hat sich als eine besondere Herausforderung herausgestellt?
Meistens braucht es bis zu vier Kontakte, bis eine Person einen Kurs besucht. Jemand sieht vielleicht eine Werbung in der Zeitung oder in den sozialen Medien und wird von zwei Personen auf die Kursangebote angesprochen, bis sich die Person für einen Kurs anmeldet. Deshalb ist die Funktion von Vermittlungspersonen so zentral. Sie sprechen die Personen, die von den Kursen profitieren können, persönlich auf das Kursangebot an und unterstützen sie bei der Anmeldung.
Gerade für Personen mit Leseschwierigkeiten oder fehlendem Zugang zu digitalen Technologien ist es schwierig, sich über Flyer, Zeitung oder Internet zum Kursangebot und den Gutscheinen zu informieren und sich online oder direkt beim Kursanbieter für einen Kurs anzumelden. Zudem ist es für Aussenstehende schwierig, eine Lese- und Schreibschwäche zu entdecken, weil von den betroffenen Personen Strategien entwickelt werden, um diese zu verstecken. Oft sind es z.B. Sozialarbeitende oder die Abteilungsleiter, die in einem persönlichen Kontakt zur Person stehen, die wissen, ob ihre Mitarbeitenden ein Protokoll schreiben können oder nicht.
Zudem ist es neu, dass alle Personen Zugang zu den Kursangeboten haben, unabhängig von ihrem Aufenthalts- oder Erwerbsstatus. Obwohl wir mit verschiedenen Hilfsmitteln wie Videos und Flyer versuchen das Thema möglichst einfach zu erklären und zugänglich zu machen, bleibt die Thematik generell komplex und alleine schon der Begriff «Grundkompetenzen Erwachsener» ist relativ abstrakt.
Was hat Sie gefreut?
Positiv überrascht haben mich die zahlreichen unterstützenden Rückmeldungen sowie die positive Resonanz aus Fachkreisen und der Luzerner Bevölkerung. Es gibt auch Einzelpersonen, die sich freiwillig engagieren und Personen dabei unterstützen, sich im Luzerner Bildungssystem zurecht zu finden.
Was wünschen Sie sich für den weiteren Verlauf der Kampagne im 2021?
Ich wünsche mir für 2021, dass wir noch mehr Personen mit den Bildungsgutscheinen und den kostenlosen Angeboten am WBZ erreichen und die Angebote für die Kursteilnehmenden eine Chance ist, sich beruflich und privat weiterzuentwickeln. Zudem wünsche ich mir, dass wir noch mehr Betriebe für die Thematik gewinnen und alle mithelfen, die schätzungsweise 45'000 Personen im Kanton Luzern, die vom Angebot profitieren könnten, zu erreichen. Betriebe können zusammen mit einem Anbieter auch selbst Kurse für ihre Mitarbeitenden im Betrieb entwickeln und werden dabei finanziell vom Bund unterstützt.
Patricia Buser arbeitet seit November 2019 bei der DBW. Sie ist als Leiterin des Ressorts Weiterbildung für die Förderung von Grundkompetenzen Erwachsener zuständig. Gemeinsam mit der Integrationsförderung der Dienststelle Soziales und Gesellschaft (DISG) ist sie zudem verantwortlich für das Kursangebot für Erwachsene «Deutsch als Zweitsprache – DaZ». Weiter ist sie in der Projektgruppe «Elternbildung Luzern», die von der Dienststelle Volksschulbildung (DVS) geleitet wird und wo auch die DISG und die Dienstelle Gesundheit und Sport (DIGE) vertreten sind, tätig.
Weiterführende Links:
- Medienmitteilung 27. Mai 2021: Bildungsgutscheine - bereits 496 Personen profitieren
- Infos Persönliche Kurzberatung am BIZ
- Kantonale Kampagne Bildungsgutscheine www.besser-jetzt.ch
- Blogbeitrag vom 20. September 2020: 1000 Bildungsgutscheine für Grundkompetenzen
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