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Monitoring der Luzerner Bildung: «Bildungsverläufe» und «Lernumwelt» mehrheitlich positiv bewertet

Text: LUSTAT Statistik Luzern

Illustrationen: LUSTAT; Blog-Redaktion; pixabay

Wie häufig gehen Berufsmaturandinnen studieren? Nimmt die Nutzung von Tagestrukturen im Kanton Luzern zu? Oder wie hoch sind die Luzerner Bildungsausgaben? Die Bildungsindikatoren 2022 von LUSTAT beobachten solche und andere Entwicklungen der Luzerner Bildungslandschaft fortlaufend. Unter anderem bei der Chancengerechtigkeit gibt es noch Entwicklungspotenzial.

Mit den Luzerner Bildungsindikatoren kann das Luzerner Bildungssystem systema­tisch beobachtet und bewertet werden. Das Monitoringsystem umfasst Indikatoren zu den Bildungsverläufen, der Lernumwelt, der Wirkung von Bildung sowie zu den Bildungsinvestitionen und -kosten. 

Aktuell verläuft bei 15 der insgesamt 28 bewerteten Bildungsindikatoren die Entwicklung in die gewünschte Richtung, bei 9 Indikatoren ist ein unerwünschter Verlauf zu beobachten. Die restlichen Indikatoren werden weder positiv noch negativ beurteilt. Die Bildungsindikatoren sind in Themenblöcke geordnet und bilden verschiedene Dimensionen des Luzerner Bildungssystems ab: Bildungsverläufe, Lernumwelt, Wirkung von Bildung sowie Bildungsinvestitionen und Kosten.

Nach Berufsmatura: Studieneintritt erreicht Zielwert

Bildungsindikatoren Luzern
Studieneintrittsquote nach BM-Abschluss. Mit Klick auf die Grafik zu mehr Informationen.

Wie im Vorjahr kann bei 5 der 6 beurteilten Indikatoren der Dimension «Bildungsverläufe» ein positives Fazit gezogen werden.

Der Anteil der Berufsmaturandinnen und Berufsmaturanden, die innerhalb von dreieinhalb Jahren nach der Matura in eine Fachhochschule, eine pädagogische Hochschule oder mittels Passerellen-Ergänzungsprüfung in eine universitäre Hochschule eintreten, hat sich erhöht. Er liegt neu beim angestrebten Zielwert von 68 Prozent. Am häufigsten traten die Berufsmaturanden in eine Fachhochschule ein (57,4 %).

Weiterhin positiv beurteilt wird der Anteil der Lernenden, die von der Primarstufe ins Langzeitgymnasium wechseln. Mit 18,7 Prozent entspricht er annähernd dem Referenzwert (18,5%). Im erwünschten Bereich liegen ebenfalls die Übertritte in die berufliche Grundbildung (u.a. Berufslehre), die Studiendauer und die Durchlässigkeit. Letztere wird am Anteil der Studierenden gemessen, die nicht mit einer gymnasialen Matura an eine universitäre Hochschule gelangt sind.

Hingegen wird beim Studieneintritt der gymnasialen Maturandinnen und Maturanden der Zielwert von 95 Prozent nicht erreicht

Integrative Sonderschulung und Nutzung der Tagesstrukturen haben wie erwünscht zugenommen

Die «Lernumwelt» im Kanton Luzern wird aktuell besser beurteilt als im vergangenen Jahr. Insgesamt weisen 6 der 8 Indikatoren in die gewünschte Richtung, so die Indikatoren zur frühen Sprachförderung, zum Privatschulbesuch oder zu den Betreuungsverhältnissen an den Luzerner (Hoch-)Schulen. Positiv fällt neu das Urteil beim Indikator zur integrativen Sonderschulung aus: Wie angestrebt werden gut 45 Prozent der Lernenden oder 716 Kinder mit einer sonderpädagogischen Massnahme integrativ beschult.

Im Schuljahr 2021/22 sind in den Tagesstrukturen der Luzerner Volksschulen 9'065 Kinder während insgesamt rund 56'900 Stunden betreut worden.
Im Schuljahr 2021/22 sind in den Tagesstrukturen der Luzerner Volksschulen 9'065 Kinder während insgesamt rund 56'900 Stunden betreut worden.

Da nun drei Datenjahre vorliegen, wird neu auch die Nutzung der Tagesstrukturen bewertet. Wie gewünscht werden diese Angebote zunehmend von Luzerner Kindern und Jugendlichen in Anspruch genommen. Auf 1'000 Lernende in der Kindergarten- und Primarstufe der öffentlichen Schulen entfallen rund 1'770 Betreuungsstunden wöchentlich. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies 112 Stunden mehr (+7%). 

Die Indikatoren zur Chancengerechtigkeit  zeigen hingegen weiterhin in eine unerwünschte Richtung: Im Jahr 2021 beträgt der Anteil der fremdsprachigen Lernenden am Gymnasium (Sekundarstufe I) 12,4 Prozent. Damit ist er 14,5 Prozentpunkte kleiner als der Anteil der fremdsprachigen Lernenden auf der gesamten Sekundarstufe I (26,9%). Wird das Mittel der jüngsten drei Datenjahre (2019–2021) mit dem Mittel der ersten drei Datenjahre (2005–2007) verglichen, zeigt sich eine wesentliche Zunahme der Differenz. Ebenso nicht in die gewünschte Richtung entwickeln sich die Zahlen zur Bildungsmobilität zwischen den Generationen: Eltern von Personen mit Tertiärabschluss verfügen häufiger ebenfalls über einen Tertiärabschluss, als dies bei den Eltern aller Personen (unabhängig von ihrem Ausbildungsabschluss) der Fall ist. Gegenüber dem Jahr 2011 hat diese Differenz zugenommen, damals lag sie bei 12,9 Prozentpunkten.

2016 verfügen 23,6 % aller Eltern der Luzerner Bevölkerung zwischen 25 bis 64 Jahren über einen Tertiärabschluss. Werden nur die Eltern jener Personen betrachtet, die selbst über einen Tertiärabschluss verfügen, so ist das bei 39,6 % der Fall.
2016 verfügen 23,6 % aller Eltern der Luzerner Bevölkerung zwischen 25 bis 64 Jahren über einen Tertiärabschluss. Werden nur die Eltern jener Personen betrachtet, die selbst über einen Tertiärabschluss verfügen, so ist das bei 39,6 % der Fall.

Gymnasiale Maturitätsquote sinkt unter Zielwert

Bezüglich der «Wirkung» von Bildung zeigt sich ein durchzogenes Bild: von den 9 bewerteten Indikatoren entwickeln sich 4 in die gewünschte Richtung und ein Indikator wird weder positiv noch negativ beurteilt. Auf erwünscht hohem Niveau liegen sowohl die Studienerfolgsquote der Luzerner Maturandinnen und Maturanden als auch der Anteil der Personen, die nach der Berufslehre eine höhere Berufsbildung absolvieren. Ebenfalls positiv bewertet werden der Bildungsstand der Bevölkerung sowie die Entwicklung der Löhne von Luzernerinnen und Luzerner mit Tertiärabschluss im Vergleich zum schweizerischen Mittel.

Die gymnasiale Maturitätsquote ist im Kanton Luzern jedoch auf 18,7 Prozent gesunken, und erreichte damit im Jahr 2019 den angestrebten Zielwert von 19,5 Prozent nicht mehr. Auch die Berufsmaturitätsquote liegt – trotz steigender Tendenz – noch unter den Erwartungen. Markant gestiegen ist im Jahr 2020 die Erwerbslosenquote, beeinflusst durch die Corona-Pandemie.

Rund 3'500 Franken pro Kopf für Bildung

Die Bildungsausgaben im Verhältnis zur Bevölkerungsstärke geben Auskunft über die finanziellen Investitionen des Staates in die Bildung.
Die Bildungsausgaben im Verhältnis zur Bevölkerungsstärke geben Auskunft über die finanziellen Investitionen des Staates in die Bildung.

Bei den «Investitionen und Kosten» zeigt weiterhin kein Indikator vollständig in die gewünschte Richtung. Im Jahr 2019 lagen im Kanton Luzern die Pro-Kopf-Bildungsausgaben bei 3'535 Franken. Die Pro-Kopf-Ausgaben haben im Dreijahresmittel nicht wie erwünscht zugenommen, sondern sich kaum verändert. Auch die Bildungs- und Gesamtausgaben stehen nicht im gewünschten Verhältnis zueinander.

 

Negativ beurteilt werden die Bildungsausgaben pro Lernendem sowie die Ausgaben für Stipendien, die weiterhin unter dem Vergleichswert der Referenzkantone liegen: Im Jahr 2020 liegen die pro Kopf ausbezahlten Stipendien im Kanton Luzern 53 Franken unter dem Durchschnitt der Vergleichsgruppe.


Luzerner Bildungsindikatoren

Mit den Luzerner Bildungsindikatoren kann das Luzerner Bildungssystem systema­tisch beobachtet und bewertet werden. Das Monitoringsystem umfasst Indikatoren zu den Bildungsverläufen, der Lernumwelt, der Wirkung von Bildung sowie zu den Bildungsinvestitionen und -kosten. Weiter liefern Kontextindikatoren Hintergrundinformationen, um die Einordnung der Bildungsindikatoren in den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhang zu erleichtern.

Die Bildungsindikatoren sind ein gemeinsames Projekt von LUSTAT Statistik Luzern und dem Bildungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern. Während LUSTAT die methodischen Grundlagen erarbeitet und die statistischen Daten nachführt, verant­wortet das BKD die Bewertung der Entwicklung der einzelnen Indikatoren.

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