Text: HPS Luzern (Evelyn Hermann, Susanne Ruepp, Susanne Hediger, Corina Loretz, Patrick Forster) / Vera Bergen
Bilder: zVg
Wie kann eine Schule Kinder und Jugendliche wirksam vor Grenzverletzungen schützen? Die Heilpädagogische Schule HPS Luzern hat sich intensiv mit dieser Frage beschäftigt und aus diesem Grund im neuen Schuljahr 2025/26 mit externer Unterstützung mit der Einführung des «Bündner Standards» begonnen. Das Präventionskonzept soll im Schulalltag Sicherheit schaffen und den Umgang mit heiklen Situationen professionalisieren.
In Kürze:
- Die Heilpädagogische Schule Luzern führt im Schuljahr 2025/26 mit externer Unterstützung den Bündner Standard ein.
- Ziel ist es, Kinder, Jugendliche und Mitarbeitende vor Grenzverletzungen zu schützen.
- Grenzverletzungen sind Übergriffe oder Verletzungen u.a. von Nähe, Distanz, Macht oder Privatsphäre.
- Mit dem Bündner Standard gibt es klare Regeln und Abläufe, um solche Situationen zu erkennen und zu bearbeiten.
- Die Umsetzung stärkt die Sicherheit und Gemeinschaft im Schulalltag.
Seit Beginn dieses Schuljahres setzt die Heilpädagogische Schule HPS Luzern auf den Bündner Standard. Dieses Konzept hilft der HPS dabei, Grenzverletzungen frühzeitig zu erkennen und strukturiert zu bearbeiten. Ziel ist es, sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Mitarbeitende vor Übergriffen oder destruktivem Verhalten zu schützen und gleichzeitig ein gemeinsames Verständnis im Schulteam zu fördern. Kommt es trotz Präventionsbemühungen zu Grenzverletzungen, greift mit dem Bündner Standard ein klar definiertes, systematisches Vorgehen.

Was sind Grenzverletzungen?

Grenzverletzungen sind Beeinträchtigungen der körperlichen oder psychischen Integrität, sei es durch andere oder durch selbstverletzendes Verhalten. Sie können in physischer, psychischer, sexualisierter, materieller oder struktureller Form auftreten.
Im pädagogischen Alltag an der HPS Luzern betrifft dies zum Beispiel den Umgang mit Nähe und Distanz, Macht und Abhängigkeit, das Drohen mit Strafen, die Wahrung der Privatsphäre oder das Mitbestimmungsrecht der Kinder.
Solche Grenzverletzungen entstehen häufig aus Unwissenheit, mangelnder Sensibilität oder dem Missachten von Regeln. Sie können aber auch mit Entwicklungsunterschieden, problematischem Machtgebrauch, psychischen Störungen oder pädosexuellen Neigungen zusammenhängen. Nicht immer liegen Absicht oder böswilliges Verhalten vor. Dennoch können auch unbeabsichtigte Grenzverletzungen schwerwiegende Folgen haben und im Extremfall sogar strafrechtlich relevant sein.
Praxisnahes Instrument für den Schulalltag
Der Bündner Standard bietet der HPS Luzern klare Instrumente zur Prävention und ein geregeltes Vorgehen bei Grenzverletzungen. Fälle werden systematisch erfasst, eingeordnet und professionell bearbeitet. Alle Schritte werden transparent dokumentiert und damit für alle Beteiligten nachvollziehbar. So entsteht ein verbindlicher Handlungsrahmen, der gerade in schwierigen Situationen des pädagogischen Alltags Sicherheit und Orientierung bietet.
Gemeinsame Verantwortung
Im Zentrum des Bündner Standards steht der Schutz besonders verletzlicher Schülerinnen und Schüler mit kognitiver Beeinträchtigung. Sie sind auf verlässliche Begleitung, tragende Beziehungen und viel Geduld angewiesen. Der Bündner Standard geht deshalb über Strukturen und Abläufe hinaus: Er beruht auf Werten, die im Alltag von allen vorgelebt und mitgetragen werden sollen. Verantwortung tragen damit nur nur die Schule und deren Mitarbeitende, sondern auch Lernende und ihr Umfeld.
Vom Konzept zum Handeln
Seit der Einführung des Bündner Standards an der HPS Luzern werden nun konkrete Situationen, wie etwa Hilfestellungen bei Pflege und Hygiene, das An- und Auskleiden in der Garderobe oder der Umgang mit aggressivem Verhalten, gemeinsam analysiert und mithilfe eines Einstufungsrasters nach Schweregrad bewertet. Anschliessend informieren die Mitarbeitenden die Meldeststelle oder vorgesetzte Personen. Durch die systematische Bearbeitung lassen sich wiederkehrende Muster erkennen. Auf dieser Basis entwickelt die HPS Luzern gezielte Massnahmen, die direkt in den Alltag einfliessen. So werden Grenzverletzungen reduziert und die Schulgemeinschaft gestärkt.
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