Text: Silvia Reist, Fachvorsteherin Biologie, Kantonsschule Beromünster*
Bilder: Kantonsschule Beromünster
Seit diesem Schuljahr 2020/2021 wird in den 2. Klassen der Kantonsschulen das Fach «Naturwissenschaften und Technik» unterrichtet. Es ersetzt im kantonalen Lehrplan das bisherige Wahlfach Schiene «Latein» oder «Naturwissenschaften». Die Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Beromünster nähern sich den Themen aus den Fächern Physik, Chemie, Biologie, Informatik und Technik vielfach anhand von Experimenten und praktischen Übungen an.
Seit diesem Schuljahr 2020/21 gilt die angepasste Wochenstundentafel am Luzerner Untergymnasium (s. dazu Medienmitteilung zur angepassten WOST im Untergymnasium von 2017), nach welcher der naturwissenschaftlich-technische Bereich von allen Lernenden der 1. und 2. Klassen am Langzeitgymnasium besucht wird.
Schülerinnen und Schüler sollen – ähnlich wie in der Sekundarschule – einen vertieften, praxisorientierten naturwissenschaftlichen Unterricht erhalten. Diese neue Ausrichtung hat das bisherige Wahlfach Schiene Natur/Technik und Latein/Sprachen abgelöst. Das neue Fach Naturwissenschaften und Technik (NW&T) beinhaltet die Disziplinen Biologie, Chemie und Physik und wird in der 1. Klasse mit zwei, in der 2. Klasse mit je drei Lektionen unterrichtet.
An der Kantonsschule Beromünster beispielsweise ist der Unterricht sehr experimentell ausgerichtet und meist im Teamteaching geführt.
Hands on: Begreifen durch anfassen
Wie funktioniert das Auge? Welche Kerze erzeugt das schönste Licht? Wie bringt man einen Roboter dazu, Hindernisse zu umfahren? Wie gewinne ich beim Seilziehen? Wie funktioniert eine Fahrradklingel? Das Fach «Naturwissenschaften und Technik» soll möglichst vielen Schülerinnen und Schüler den Zugang zu technischen und naturwissenschaftlichen Fragestellungen ermöglichen, vorhandenes Interesse verstärken und den Forschergeist wecken.
Ein zentrales didaktisches Anliegen ist es darum, dass die Lernenden verschiedene Phänomene experimentell erfahren und diese so leichter mit der Theorie verknüpfen können. Aus diesem Grund wird zum Beispiel im Teamteaching unterrichtet und die SchülerInnen arbeiten häufig in Kleingruppen.
Teamteaching: Professionelle Vernetzung und Unterstützung für die SchülerInnen
Das Teamteaching ermöglicht den Austausch zwischen den naturwissenschaftlichen Disziplinen und den Fachlehrpersonen, was einen interessanten Mix ergibt. Die SchülerInnen der drei Parallelklassen schätzen es, dass es viel Abwechslung durch die einzelnen Themen und der Arbeit meist im 2-er Team gibt. Zum Beispiel steht beim Thema Optik das Sezieren eines Auges auf dem Plan. Beim Thema Stoffumwandlungen wird mit Kerzen experimentiert und im Bereich Robotik wird ein Lego Mind Storm Roboter gebaut und programmiert.
Im angepassten Lehrplan, sind unter anderem die Inhalte aus der Physik stärker gewichtet. Thematische Schwerpunkte werden am Phänomen gezeigt, die Schülerinnen und Schüler arbeiten mit mehr Inhalten, Experimenten und auch mehr Übungen.
Die ersten Erfahrungen sind überaus positiv, wenn auch der Aufwand sowohl für Lernende als auch für Lehrpersonen nicht zu unterschätzen ist. Im ersten Jahr seit Einführung werden neue Themen und neue Inhalte und damit viel neues Unterrichtsmaterial erarbeitet: Eine kurzes Experiment für die Schüler und Schülerinnen, kann bei der Einrichtung und Vorbereitung einen Aufwand von mehr als einer Stunde für die Lehrpersonen darstellen. So sind die Settings und Inhalte noch dynamisch und befinden sich zunächst in der Erprobungsphase. In den Sommerferien werden die beteiligten Lehrpersonen erwägen und entscheiden, was sich sehr gut bewährt hat und was eher wieder wegfällt.
Positive Rückmeldungen aus der Klasse
«Ich finde Naturwissenschaften und Technik ist ein sehr interessantes Fach.
Am besten finde ich die vielen Experimente, die wir selbstständig durchführen dürfen.»
«Robotik fand ich cool, weil man einfach etwas bauen konnte mit nur wenigen Vorgaben.»
«Zwei Lehrpersonen heisst: weniger warten bei Fragen.»
«Es werden sehr viele verschiedene Themen angeschaut, was heisst, dass für jeden etwas dabei ist.»
«Ich finde dieses Fach sehr anspruchsvoll. Das Projekt war toll, denn wir konnten in einem Zweierteam arbeiten. Wenn wir in einer Gruppe arbeiten dürfen, macht alles mehr Spass.
Die Prüfungen, die wir schreiben müssen, sind für mich sehr schwierig,
weil sehr viele Informationen auf einmal zu lernen sind.»
*Dieser Bericht wurde in der Februar-Ausgabe 2021 des Infoblatts der Kantonsschule Beromünster erstveröffentlicht.
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