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HSLU Design Film Kunst: Der Film-Boom zeigt sich nun auch im neuen Departements-Namen

Interview: Vera Bergen

Nach 16 Jahren erhält das Departement Design & Kunst der Hochschule Luzern einen neuen Namen: Seit dem 1. Januar 2024 heisst das Departement Design Film Kunst. Die neue Bezeichnung spiegelt die wachsende Bedeutung des Films wider. Departements-Direktorin Prof. Dr. Jacqueline Holzer über Film als Wirtschaftsfaktor, Wachstum der heimischen Filmbranche und deren Einfluss auf die Ausbildung an der Hochschule Luzern HSLU.

Seit März 2022 ist Prof. Dr. Jacqueline Holzer Direktorin des nun neu benannten Departements Design Film Kunst. (Bild: HSLU / Jacqueline Holzer)
Seit März 2022 ist Prof. Dr. Jacqueline Holzer Direktorin des nun neu benannten Departements Design Film Kunst. (Bild: HSLU / Jacqueline Holzer)

In ihrem bald 150-jährigen Bestehen hatte die heutige Hochschule Luzern – Design Film Kunst nicht weniger als sechs Namen: Von der «Kunstgewerbeschule» bis zur «Hochschule für Gestaltung und Kunst». Jede Bezeichnung reflektierte das jeweilige bildungspolitische und fachliche Umfeld. Nun kommt mit dem neu benannten Departement Design Film Kunst ein neuer Name dazu. Jacqueline Holzer, welchen aktuellen Entwicklungen trägt dieser Name Rechnung?

Der Bereich Film hat an der Hochschule Luzern stark an Bedeutung gewonnen, in der Ausbildung, in der Forschung und in der Weiterbildung. Der neue Name entspricht der jetzigen Realität am Departement. Der neue Name ist eine Folge der in den letzten Jahren gewachsenen Studienangebote im Bereich Film. Mit dem neuen Namen erhält Film und Animation auch gegen aussen eine höhere Sichtbarkeit. 

Das Medium Film ist in unserem Leben allgegenwärtig. (Bild: Pexels / Pixabay)
Das Medium Film ist auch wegen Social Media allgegenwärtig in unserem Leben. (Bild: Pexels / Pixabay)

Das Bewegtbild ist seit Langem auf dem Vormarsch. Warum kommt die Namensänderung erst jetzt?

Unsere Institution und ihr Name hat sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, beeinflusst durch unser gesellschaftliches, wirtschaftliches und kulturelles Umfeld. So ist unser erster Name «Luzerner Kunstgewerbeschule» der damaligen Ausrichtung geschuldet. Im späten 19. Jahrhundert waren spezialisierte Kunsthandwerker gefragt. Heute stehen wir an einem anderen Punkt. Wir beobachten die zunehmende Bedeutung von Bewegtbild, was sich auch in unseren Ausbildungsangeboten und in der Forschungstätigkeit zeigt. Bis sich das in einem Namenswechsel des ganzen Departements niederschlägt, braucht es einen Moment. Doch jetzt war die Zeit reif.

 

Wie hat sich der Bereich Film an der Hochschule Luzern in den letzten Jahren entwickelt?

Die Ausbildung im Bereich Film erfreut sich anhaltender Beliebtheit. So studierten per 2022 rund 170 Personen im Bachelor und Master. Vor allem die Anzahl von Studierenden im Master sind in den letzten Jahren gestiegen. Die kontingentierten Plätze sind gefragt. Aktuell bieten wir vier Ausbildungen im Bereich Film an: 

  • Der Bachelor Video fokussiert auf die Genres Dokumentarfilm und (künstlerischer) Video-Essay. Die Studierenden entwickeln dabei ihre eigene Filmsprache und Experimentierfreude.
  • Im Bachelor Animation gestalten und realisieren die Studierenden Animationsfilmprojekte – ob von Hand gezeichnet, per Stop-Motion erzählt oder am Computer animiert.
  • Absolventen und Absolventinnen der beiden Bachelor-Ausbildungen vertiefen ihre Fähigkeiten in Storytelling oder Animation anschliessend im Master Film, respektive im Master Animation

Die Nachfrage auf dem Markt hat zudem dazu geführt, dass wir zwei Weiterbildungen auf dem Gebiet lancierten: der CAS Green Consultant und der Fachkurs Produktionsleitung für Film und Fernsehen

Was bietet die HSLU mit dem Departement Design Film Kunst den Studierenden, was andere Hochschulen in ähnlichen Bereichen nicht bieten?

Die Animationsfilmausbildung ist die einzige in der Schweiz und zugleich eine der besten europaweit. Die Jury des renommierten Animationsfilmfestivals Animafest Zagreb hat die Hochschule mit dem internationalen Preis für die beste Animationsfilmschule 2021 ausgezeichnet. In der Filmabteilung konzentrieren wir uns auf die Genres Dokumentarfilm und (künstlerischer) Video-Essay, mit denen wir ebenso international sehr gute Ergebnisse erzielen. Gerade erst wurde der Abschlussfilm «Ours» von Morgane Frund, der bereits zahlreiche Preise gewonnen hat, in der Vorrunde für den Oscar für Kurzfilme nominiert. Die auf kurze, experimentelle Erzählformen spezialisierte Filmausbildung ist in der Schweiz aussergewöhnlich.

Filme von HSLU-Studierenden kommen immer wieder an Festivals in die Kränze. 2023 gewann die Doku «Ours» von Morgane Frund den Schweizer Filmpreis in der Kategorie «bester Abschlussfilm». Zudem ist die Doku aktuell auf der Oscar Shortlist. (Bild: HSLU)
Filme von HSLU-Studierenden kommen immer wieder an Festivals in die Kränze. 2023 gewann die Doku «Ours» von Morgane Frund den Schweizer Filmpreis in der Kategorie «bester Abschlussfilm». Zudem ist die Doku aktuell auf der Oscar Shortlist. (Bild: HSLU)

Welche Rolle wird die Hochschule Luzern – Design Film Kunst in der Weiterentwicklung der Filmbranche in der Schweiz spielen?

Der Film ist ein zunehmend gewichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Branche setzt landesweit über 1.5 Milliarden Franken jährlich um, Tendenz steigend. (Für die Zentralschweiz existieren leider bisher keine analogen Zahlen.) Die Filmbranche in all ihren Facetten spielt also auch in der Schweiz eine immer wichtigere Rolle. Die Zusammenarbeit mit Produktionsfirmen – national und international - wird bereits im Studium gefördert, so dass es den Studierenden gelingt, schon im Studium die für ihre beruflichen Tätigkeiten wichtigen Kontakte zu knüpfen. Auch hinsichtlich der neuen Herausforderungen durch neue Technologien (wie die KI) arbeitet die Hochschule mit internationalen Firmen zusammen, die auf diesem Gebiet auf dem neuesten Stand sind. Künstliche Intelligenz wird in Zukunft in der Ausbildung eine immer grössere Rolle einnehmen. Per Herbst 2024 ist eine Ausgabe von unserem Publikationsformat «Die Nummer» geplant, die sich diesem Thema intensiv beschäftigen wird. Zudem gelingt es uns mit der Forschung, neue Themen zu positionieren und auch international Resonanz zu erzielen. Damit trägt die HSLU durch ihre Aus- und Weiterbildungsangebote zur Professionalisierung und damit längerfristig zum Wachstum der heimischen Filmbranche bei.

Wie beeinflussen technologische Entwicklungen und der Konsum von Bewegtbildern über verschiedene Plattformen hinweg die Bedeutung des Filmsektors?

Dank der technischen Entwicklung konsumieren wir heute überall und jederzeit Bewegtbilder – als Werbung auf Bildschirmen im ÖV, in Erklär-Videos auf Youtube oder als Streaming-Serie. Die Verbreitung der Technologien Augmented und Virtual Reality sowie Künstliche Intelligenz beschleunigt den Trend noch. Das Bewegtbild hat dank dieser Entwicklung die klassische Kommunikation mit Texten und statischen Bildern als wichtigstes Medium abgelöst. Der Film als Unterhaltungsmedium ist mit den Streamingdiensten zudem eine globale Wirtschaftsmacht. Gleichzeitig ist er in der Lage, in einer immer enger vernetzten Welt komplexe Inhalte verständlich widerzugeben.


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