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Ausdauerprojekt an der Schule Eschenbach: Mit dem Velo nach Monaco

Text: Daniel Blättler / Ben Mattle / Blogredaktion

Bilder: zVg

Nach den Velotouren von Eschenbach nach Venedig (2018) oder einmal quer durch die Schweiz - von Müstair nach Genf (2021) - geht es für Eschenbacher 3. Sek-Schüler und -Schülerinnen dieses Jahr in den Süden. Auf Wunsch der 26 Lernenden führt die dritte Velo-Projektwoche im Freifach «Ausdauersport» Ende Mai nach Monaco. Daniel Blättler und Schüler Ben Mattle geben Einblick in die Vorbereitungen der grossen Velotour.


Für eilige Leserinnen und Leser: 

  • Sek-Lehrer und Velotouren-Fan Daniel Blättler organisiert seit 2013 freiwillig Velotouren für und mit seinen Schülerinnen und Schülern. 
  • Darum gibt es an der Schule Eschenbach seit drei Jahren das Freifach Ausdauersport, in dem sich Jugendliche zusammenschliessen, die sich für solche Velotouren interessieren.
  • Die Touren wurden mit der Zeit immer länger - dieses Jahr fahren die 26 Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Freifachs Ausdauersport Ende Mai 2024 von Inwil nach Monaco. 
  • Die Vorbereitungen sind professionell organisiert und begannen bereits im August 2023.
  • Obwohl das Projekt viel Engagement erfordert, empfindet Daniel Blättler es als Bereicherung für seinen Lehrerberuf.

Daniel Blättler ist seit 15 Jahren Sekundarlehrer in Eschenbach. Er gibt zusammen mit seinem Schüler Ben Mattle Einblick in die Vorbereitungen der Mega-Velotour nach Monaco.
Daniel Blättler ist seit 15 Jahren Sekundarlehrer in Eschenbach. Er gibt zusammen mit seinem Schüler Ben Mattle Einblick in die Vorbereitungen der Mega-Velotour nach Monaco.

Als leidenschaftlicher Velotourenfahrer habe ich seit meinen Anfängen als Lehrer stets versucht, das Velo als praktisches Fortbewegungsmittel in den Schulalltag meiner Klassen zu integrieren. Leider stiess ich auf unterschiedliche Begeisterung, da das Velo nicht für alle Schülerinnen und Schüler gleichermassen attraktiv war. Daher organisierte ich ab 2013 freiwillige Velotouren, darunter beispielsweise eine Fahrt über den Gotthardpass zum Tenerolager oder eine Tour nach Deutschland in den Europapark. Im Jahr 2018 wagte ich gemeinsam mit meinem Begleitteam erstmals die Organisation einer ebenso freiwilligen Wochentour und fuhr schliesslich im Mai 2018 während sechs Tagen mit 20 Jugendliche der 3. Sek nach Venedig. Diese Bemühungen wurden im Jahr 2020 mit dem LISSA-Preis für Begabungsförderung an Schulen belohnt. In diesem Schuljahr (2023/2024) findet das Freifach «Ausdauersport» an der Schule Eschenbach bereits zum dritten Mal statt. Das zeigt, dass sich immer wieder Jugendliche - auf freiwilliger Basis - für das Velotourenfahren begeistern lassen.  


Die erste grosse Wochentour führte 2018 nach Venedig


Wie bereits der Abschlussjahrgang 2022/2023 möchten auch die diesjährigen Schülerinnen und Schüler der 3. Sek zum Abschluss ihrer obligatorischen Schulzeit eine ausgedehnte Velowochentour unternehmen. Daher werden wir vom 25. Mai bis am 1. Juni 2024 rund 640 Kilometer mit dem Velo nach Monaco fahren. Da es sich bei den Schülerinnen und Schülern nicht um Top-Sportler sondern um «normale» 3. Sek-Lernende handelt, wird diese Mega-Tour eine grosse Herausforderung, für die sie viel Ausdauer und Durchhaltewille benötigen. Doch mit genügend sportlicher Vorbereitung, der passenden Ausstattung, einer positiven Gruppendynamik und einer seriösen Planung durch die Tourleitung sind die Voraussetzungen gut, damit die 15- und 16-Jährigen eine positive Woche auf dem Velo verbringen können.

 

Die Teilnehmenden des Freifachs Ausdauersport helfen bei der Organisation der Mega-Tour mit und können von den Erfahrungen ihrer Vorgänger und Vorgängerinnen profitieren: Es gibt eine Organisationsgruppe, eine Sponsoringgruppe sowie eine Mediengruppe. Ben Mattle, Schüler und Mitglied der Mediengruppe, berichtet nun, wie die Vorbereitungen aus seiner Sicht bisher verlaufen sind. 

Die Jugendlichen des Freifachs «Ausdauersport» sind topmotiviert und freuen sich auf die 640 km lange Velotour von Inwil nach Monaco. (Bild: zVg)
Die Jugendlichen des Freifachs «Ausdauersport» sind topmotiviert und freuen sich auf die 640 km lange Velotour von Inwil nach Monaco.

Schüler Ben Mattle zu den bisherigen Vorbereitungen

Ben Mattle besucht dieses Jahr das Freifach Ausdauersport und fährt bald mit dem Velo nach Monaco.
Ben Mattle besucht dieses Jahr das Freifach Ausdauersport und fährt mit seinen Schulkollegen und -kolleginnen bald mit dem Velo nach Monaco.

Ich bin einer von 26 Jugendlichen der 3. Sek Eschenbach, die im Schuljahr 2023/24 das Freifach «Ausdauersport» gewählt haben. Die Velotouren ins Tessin und in den Europapark haben uns so gut gefallen, dass wir, wie unsere Vorgänger und Vorgängerinnen, zum Abschluss unserer obligatorischen Schulzeit auch eine grosse Wochentour vorbereiten und durchführen wollten. Zu dieser Tour gehört natürlich nicht nur das Fahren, sondern auch zirka neun Monate Arbeit im Vorfeld: Wir brauchen Sponsoren, eine Homepage, es müssen Medienberichte geschrieben werden und die Strecke geplant werden. Darum haben wir bereits im August 2023 mit den Vorbereitungen begonnen. Gleich zu Beginn unseres letzten Schuljahres hat die Findungsgruppe Routenpläne für unsere verschiedenen Wunschziele erstellt. Mit Komoot - einer Velo-App mit Routenplaner, Navigation, Tourenverzeichnis und sozialem Netzwerk für Outdoor-Aktivitäten - haben sie die Strecken nach Paris, Venedig, Salzburg und Monaco geplant. Schnell stand für uns fest, dass es in den Süden, nach Monaco, gehen soll. So haben wir an unserer Gesamtsitzung Mitte September 2023 einstimmig entschieden. 

Vor allem die ersten und letzten 100 Kilometer werden den Jugendlichen wegen der starken Steigung so richtig in die Beine gehen.
Vor allem die ersten und letzten 100 Kilometer werden den Jugendlichen wegen der starken Steigung so richtig in die Beine gehen.

Nach der Festlegung des Zieles machte sich bereits das Organisationsteam an die Arbeit. Die Gruppe suchte nach verschiedenen Strecken, die nach Monaco führen und nach Unterkünften und überlegte sich, was für Freizeitaktivitäten an den verschiedenen Zwischenstopps möglich sind.  So legten wir die Route via Gotthard – Ortasee – Turin – Albenga fest. Damit wir auch sicher sein können, dass diese Route funktioniert hat Herr Blättler diese in in den Herbstferien bereits getestet. Bereits Ende Oktober haben wir daraufhin die Unterkünfte reserviert. Bei einem Hotel dauerte es leider bis Mitte Januar, bis die Reservation erledigt war – auch einen Teil der Strecke musste Herr Blättler in den Fasnachtsferien nochmals anschauen gehen, weil es dort bei der Testfahrt  zu viele Lastwagen hatte. Nach vier Monaten Vorbereitung stehen die verschiedenen Etappen der insgesamt rund 640km langen Strecke. 

Während drei Etappen werden die Jugendlichen jeweils über 100 Kilometer Velo fahren.
Während drei Etappen werden die Jugendlichen jeweils über 100 Kilometer Velo fahren.

Parallel zum Organisationsteam haben im November auch die Sponsoring- und die Mediengruppe ihre Arbeit begonnen. Auch die Mediengruppe war in den letzten Monaten produktiv: Sie produzierte einen vierminütigen Werbefilm, der das Projekt und die Gruppe vorstellt. Dieser ist seit Weihnachten online. Zudem haben wir einen Instagramkanal erstellt und ich durfte mit Unterstützung von Herr Blättler die Homepage der Tour programmieren.  


Es braucht noch Geld und Trainingskilometer

Aktuell laufen bei Daniel Blättler und seinem Team die Vorbereitungen für die nächste Mega-Tour auf Hochtouren.
Aktuell laufen bei Daniel Blättler und seinem Team die Vorbereitungen für die nächste Mega-Tour auf Hochtouren.

Die Jugendlichen haben bisher insgesamt rund 5`000 Franken an Sponsoringgeldern eingenommen. Zusammen mit dem Geld vom J+S (freiwilliger Schulsport 2. Sek), einem Vortrag bei Pro Velo und der Mithilfe bei einem Apéro haben wir aktuell knapp einen Drittel der Auslagen für das Projekt gesammelt. In diesem Bereich wartet also noch etwas Arbeit auf die Schülerinnen und Schüler, vor allem auf diejenigen, die in der Sponsoringgruppe tätig sind. 

 

Seit Mitte März trainieren wir auch auf dem Velo. Dabei werden wir von meinem zehnköpfigen Begleitteam tatkräftig unterstützt. Im Team sind drei Leute dabei, welche mich seit 2013 begleiten – daneben ein ehemaliger Schüler, welcher 2013 als Jugendlicher mitgekommen ist. Mein Vater fährt das Begleitfahrzeug, einen kleinen Transporter mit drei Plätzen und grosser Ladefläche – dieser hat sich besser bewährt als das Wohnmobil und das 15er-Büssli. Das Fahrzeug kommt vor allem beim Gepäck- und Materialtransport sowie bei Notfällen zum Einsatz. 

Profi-Tipps für künftige Klassen auf Mega-Tour

Einmal quer durch die Schweiz und Italien - alles auf dem Velo. Das ist der Plan der 3. Sekschülerinnen und -schüler aus Eschenbach. (Bild: Screenshot Komoot)
Einmal quer durch die Schweiz und Italien - alles auf dem Velo. Das ist der Plan der 3. Sekschülerinnen und -schüler aus Eschenbach. (Bild: Screenshot OpenStreetMap)

Als Tourleiter ist für mich klar, dass ich alle Strecken, die ich mit den Jugendlichen fahren werde, auch selber rekognosziere. Bevor ich losfahre, prüfe ich die durch die Jugendlichen geplante Strecke auf «Herz und Nieren» mit Google Maps und Opencyclemap und stelle mir eine Pendenzenliste zusammen, was ich vor Ort alles anschauen möchte. Während der Testfahrt mache ich mir dann selber einen Eindruck der Strassenverhältnisse, der Steigungen, des Lastwagenverkehrs, der Toiletten, der Parkplätze und so weiter und gehe bei den reservierten Hotels & Restaurants vorbei. Die korrigierte GPS-Datei stelle ich jeweils den Gruppen-Leitungspersonen zur Verfügung, die sie in ihren Navis einlesen und damit ihre Gruppe selbständig führen können. Hier ist verglichen mit den Möglichkeiten von vor 10 Jahren einiges einfacher geworden. 

 

Für die Abwicklung der Finanzen habe ich ein Konto bei der Bank gemacht – dieses ist aktuell natürlich im Minus, weil ich schon zahlreiche Anzahlungen machen musste. Auch muss ich feststellen, dass es dieses Jahr wieder etwas schwieriger ist, Geld von Firmen zu erhalten. Einige Anfragen sind aber noch pendent und ich gehe davon aus, dass wir den Beitrag pro Teilnehmer und Teilnehmerin am Schluss auf unter 500 Fr. pro Person festlegen können. Nun freue ich mich auf die kommenden Wochen, die weiteren Velotrainings.

Win-Win

Ich finde es stark, dass man mir in Eschenbach als Sekundarlehrer ermöglicht, solch grosse Projekte mit Jugendlichen zu organisieren. Genau solche Möglichkeiten, machen für mich den Lehrerberuf zusätzlich attraktiv. Auch wenn ich für das Projekt einige Überstunden leiste – kann ich mein Hobby mit dem Beruf verknüpfen und zwar auf eine Weise, die mir (und den Schülerinnen und Schülern) viel Freude bereitet.


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