Text: Blogredaktion / Vorschau-Bild: Rita Pauchard
Im ausklingenden Schuljahr 2023/2024 haben 775 Schülerinnen und Schüler ihre Matura erfolgreich bestanden, was einer Bestehensquote von 97,5 Prozent entspricht. Auch dieses Jahr haben wieder mehr Frauen als Männer die Matura abgeschlossen. Wir geben Einblick in die Maturafeiern an den acht Kantonsschulen, der Maturitätsschule für Erwachsene und am Gymnasium St. Klemens und verraten, warum Stefan Buck von der Schweizer Mundartband «Hecht» an der Kantonsschule Seetal die Matura-Rede hielt.
Für eilige Leserinnen und Leser:
- Im Kanton Luzern haben im Schuljahr 2023/2024 insgesamt 775 Schülerinnen und Schüler ihre Matura an einer der acht Kantonsschulen sowie an der Maturitätsschule für Erwachsene und am Gymnasium St. Klemens bestanden.
- Die Bestehensquote liegt bei 97,5 Prozent. Das heisst 20 Personen haben die Matura nicht bestanden.
- 59 Prozent der erfolgreichen Lernenden sind weiblich, 41 Prozent männlich.
- Die höchste Maturanote war 5.93, erzielt an der Kantonsschule Reussbühl Luzern.
- Das beliebteste Schwerpunktfach war «Wirtschaft und Recht», gefolgt von «Biologie und Chemie».
- Herzliche Gratulation allen Maturi und Maturae!
Kanti Alpenquai: «Ich wäre glücklich, wenn...»
An der grössten Kantonsschule der Zentralschweiz fanden auch dieses Jahr drei Maturafeiern statt. An zwei Maturafeiern hielt der Bildungsdirektor, Dr. Armin Hartmann, die Rede. An der dritten stellte sich Rektor Dr. Hans Hirschi zum letzten Mal ans Rednerpult. Er wird Ende dieses Schuljahres pensioniert. Armin Hartmann ermutigte die Absolventinnen und Absolventen, ihre Chancen mutig zu nutzen: «Das Maturazeugnis ist nicht mehr und nicht weniger als der offizielle Türöffner für alle Optionen dieser Welt. Es ist ein Schlüssel. Nutzen Sie diesen Schlüssel und schliessen Sie damit jene Türen auf, die Sie zu Ihrem ganz persönlichen und beruflichen Glück führen. Setzen Sie sich dabei nicht unnötig unter Druck, manchmal kann die richtige Wahl auch über einen Umweg erfolgen. Seien Sie sich bewusst: Es ist das Öffnen dieser Türen, die das Leben ausmachen. Wer keine Türen öffnet – wird die eigenen Wünsche und Träume niemals erfüllen können».
Hans Hirschi wandte sich mit folgenden Worten an die Maturae und Maturi: «Ich wäre glücklich, wenn Sie heute sagen könnten: «Ich bin widerstandsfähig gegen Fakes News und Propaganda, denn ich weiss, wie zuverlässiges Wissen erworben werden kann und wo die Grenzen des Wissens liegen.» Ich wäre glücklich, wenn Sie heute sagen könnten: «Ich bin mir bewusst, dass ich eine Verantwortung trage für mein Handeln, auch wenn es Auswirkungen hat auf ferne Länder und auf ferne Zeiten. Denn ich habe gelernt, dass ich andere Menschen niemals nur für meine eigenen Zwecke instrumentalisieren darf und ich bin auch bereit, dieser Maxime zu folgen. Der letzte Punkt steht so weder im Maturitätsanerkennungsreglement noch im Lehrplan. Und trotzdem ist es vielleicht der wichtigste. Ich formuliere ihn als Wunsch. Ich wünsche Ihnen, dass Sie in Ihrem ganzen Leben die Hoffnung nicht verlieren, die Hoffnung, dass es gut kommt, gut mit Ihnen und gut mit der Welt».
Dieses Jahr durften sich alle Maturandinnen und Maturanden zum ersten Mal neben dem Maturazeugnis auch über zwei geschenkte Konzertkarten für Lucerne Festival freuen. Damit sollen junge Menschen nachhaltig für Klassische Musik begeistert und die kulturelle Teilhabe gestärkt werden. Die Initiative haben die Luzerner Kantonsschulen und Lucerne Festival zusammen ausgearbeitet und soll nächstes Jahr weitergeführt werden.
Kanti Beromünster: Die wunderbare Kantizeit
Ehemalige Schülerinnen und Schüler eignen sich immer gut als Festredner und -rednerinnen an Maturafeiern. Besonders, wenn sie es weit geschafft haben. Das trifft auch auf Kantonsratspräsidentin Judith Schmutz (Grüne) zu. Die ehemalige Schülerin der Kanti Beromünster betonte in ihrer Maturarede, wie wunderbar die Kantizeit sei. Rektor Marco Stössel griff dies auf und hob die Bedeutung von Verantwortung und Selbstverantwortung auf dem Weg zur Reife hervor. Die Kantizeit umfasse sowohl grossartige Erlebnisse und Freundschaften als auch die Notwendigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Bildungs- und Kulturdirektor Armin Hartmann fasste dann treffend zusammen: «Mit dem Maturitätszeugnis erhaltet ihr, Absolventen und Absolventinnen, den Schlüssel zum Glück. Wir schicken euch hinaus in die Welt, damit ihr eigenverantwortlich euren Weg gehen und das Glück finden könnt». Die Maturafeier wurde musikalisch von den Lernenden des Schwerpunktfachs Musik begleitet und endete mit einem festlichen Bankett in der Aula der Kantonsschule.
Kanti Musegg: «Das Gegenkonzept zu einer Welt von Ignoranz und Intoleranz»
An der Maturafeier der Kantonsschule Musegg Luzern hatte Rektorin Rahel Stocker viel zu tun: Sie übergab insgesamt 103 Maturazeugnisse an die glücklichen Maturandinnen und Maturanden. Höhepunkt der Feier war die Maturarede von David Roth, SP-Nationalrat und ehemaliger Schüler der Kantonsschule Musegg. Seine Worte richtete er direkt an die Lernenden: «Ich bin zutiefst überzeugt, dass Menschen wie Sie das Gegenkonzept zu einer Welt der Ignoranz und Intoleranz sind. Sie haben eine humanistische Bildung genossen, haben ein Allgemeinwissen, das Ihnen das Rüstzeug gibt, um Zusammenhänge zu verstehen, sie auch anderen zu erklären. Denn Sie sind in der Lage und haben die Verantwortung, gesellschaftliche Entwicklungen von der Tagesaktualität zu abstrahieren».
Kanti Reussbühl: Abheben wie Raumfahrende
Rektorin Annette Studer eröffnete die Maturafeier mit einem Countdown der NASA und verglich die Maturi und Maturae in ihrer Begrüssungsrede – auf das Motiv der Einladungskarte Bezug nehmend – mit Astronautinnen und Astronauten, deren Rakete gerade abgehoben hat und die nun den Sternen entgegenrasen: «Freuen Sie sich über den endlosen Raum der Möglichkeiten! Dank Frau Schöb sind Sie sprachlich gewandt genug, um mit Ausserirdischen aller Art Kontakt aufzunehmen. Herr Fallegger hat Ihnen beigebracht, wie man diplomatisch auf aggressive Aliens zugeht, und wie man nach Star Wars Frieden schliesst. Dank Frau Colangelo können Sie mit ihnen Verträge aushandeln, und dank Herrn Pletzer können Sie ihre Biosignaturen schon von Weitem lesen. Dank Herrn Gärtner wissen Sie genug von Euklid und Pythagoras, um auch auf dem Planeten der Affen beweisen zu können, dass Sie intelligente Wesen sind. Und bei Frau Britschgi haben Sie Flugbahnen so berechnen gelernt, dass Ihre Rakete immer schön geradeaus weiterfliegt. Kurz: Sie haben das Potenzial, die Menschheit – nein, das ganze Universum! – einen gigantischen Schritt voranzubringen».
Kanti Schüpfheim: «Future Skills» und Filmszenen
An der Kantonsschule Schüpfheim gab es an der Maturafeier 2024 gleich zwei Premieren: Thomas Berset führte als Rektor zum ersten Mal durch den Abend und drei Maturandinnen und Maturanden boten mit «Africa» von Toto selbst den Soundtrack für ihre Feier dar. Der Unterrichtsforscher Prof. Dr. Markus Wilhelm von der Pädagogischen Hochschule Luzern hielt die Festrede. In seiner Rede fragt er: «Haben Sie auch das Richtige gelernt?» - die Welt habe sich verändert und um für die Zukunft gerüstet zu sein, brauche es «Future Skills». Er betonte damit die Wichtigkeit der breit angelegten gymnasialen Bildung als Voraussetzung, um sich reflektiert mit den Herausforderungen der Welt auseinandersetzen zu können. Auch an der Kantonsschule Schüpfheim durfte eine ehemalige Schülerin sich an ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger richten. Tamia Masaquiza aus Menznau schaute in ihrer Maturarede zurück auf ihre Zeit an der Kantonsschule Schüpfheim / Gymnasium Plus und verglich diese mit den Szenen eines Filmes. Sie ermunterte ihre ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler dazu, selber aktiv zu werden und als Regisseure ihres Lebens zu wirken. Nun seien sie im Abspann des Films Kanti Schüpfheim angelangt. Eine Dernière für die 33 Maturi und Maturae, die letztmals miteinander auf der Bühne standen.
Kanti Seetal: Stefan Buck von der Band «Hecht» inspiriert Maturi und Maturae
Mit umgehängter Gitarre kam Stefan Buck, Sänger der Schweizer Mundartband «Hecht», ans Rednerpult und stimmte sogleich einige Takte seines Songs «Tanze Tanze» an. Schwungvoll sprach und sang er von seiner Jugend als Schüler im Luzerner Seetal und dass er erst mit sechzehn Jahren das Gitarrenspiel begann. Nach der Matura, so Stefan Buck, wusste er gar nicht, was er werden wollte, ausser, dass sein Traum, Musiker zu werden, nicht mit einem Brotjob vereinbar war. Er studierte dann «was alle studieren, die nicht wissen, was sie wollen, nämlich Wirtschaft» und nachts dichtete er Mundarttexte. «Einfach machen», war das Motto, das er den 73 Maturi und Maturae, 18 Fachmittelschuldiplomierten sowie der Absolventin im Fachmaturaausweis, Profil Musik, an der Abschlussfeier mit auf den Weg gab. «Du kannst deine Träume erfüllen, wenn du handelst und etwas dafür tust!», so die Message seiner Rede, die er mit dem Refrain seines bekannten Lieds «Charlotta» abschloss.
Kanti Sursee: «Verfolgt eure Träume mit Leidenschaft und fester Entschlossenheit»
An der Kantonsschule Sursee hielten dieses Jahr neben zwei Ehemaligen, auch zwei Maturae eine Rede. Während die Abschlussschülerinnen einen Rückblick auf ihre Schulzeit gaben, stellte Serafin Curti, ehemaliger Schüler der Kantonsschule Sursee und heute angehender Pilot, seine Rede unter das Thema «Fehler machen». In dieser persönlichen Rede zeigt er mit viel Cleverness wie Herausforderungen als Chance und Fehler als Lernfortschritt zu begreifen sind. Er gab den Maturae und Maturie folgenden Rat: «Verfolgt eure Träume mit Leidenschaft und fester Entschlossenheit. Verteidigt eure Ziele und lasst euch nicht von Kleingeistern davon abbringen. Die Welt wartet auf eure Ideen, eure Kreativität und euren Mut». Die letzten Worte seiner Rede gingen in tosenden Applaus über.
Kanti Willisau: Endlich frei
Auch an der Kantonsschule Willisau traten unter anderem zwei abtretende Schülerinnen für eine Rede auf die Bühne. Leonie Erni und Nora Johann, wandten sich direkt an ihre Mitschülerinnen und Mitschüler: «Ned nor d Fröndschafte blibed sondern ou üsi Erfahrige. (…) Es ged mehreri Wäge, mehreri Versüech, mehreri Möglichkeite. Mehreri Arte wie mer cha glöcklech werde oder sii. Klar esch, mer moss sech troue, neui Sache wage, neui Lüt kennelere, es neus Studium, en neui Lehr, allgemein en neui Umgebig es neus Läbe. (…) Noch 12 Jahr Schuel semmer ez frei. Frei em Sinn vo mer chönd selber entscheide, selber läbe». Bevor dieses neue, freie Leben begonnen hat, war dann aber doch der Blick in das Maturazeugnis noch wichtig: Von den insgesamt sieben Preisen für die besten Noten und Maturaarbeiten gingen fünf Preise an Maturandinnen. Rahel Schürmann von der Klasse G20b durfte für ihren Abschluss mit der Note 5.64 den Preis für die beste Maturaleistung an der Kantonsschule Willisau entgegennehmen.
Maturitätsschule für Erwachsene MSE: «Wie werden aus Daten Urteile?»
Neun erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen des Kurses M21 des Gymnasialen Lehrgangs der Maturitätsschule für Erwachsene durften Ende dieses Schuljahres ihre wohlverdienten Zeugnisse entgegen nehmen. In seiner Ansprache betonte Prof. Reinhard Hölzl von der Pädagogischen Hochschule Luzern, den Wert der Bildung: «Bildung lehrt uns nicht nur Fakten, sondern auch, wie man Fragen stellt, Informationen bewertet und eigenständig zu fundierten Schlussfolgerungen kommt.» Er fragte die Maturae und Maturi: «Wir sind von einer Flut von Daten umspült, aber wie werden aus Daten Fragen und aus Fragen schliesslich Urteile?».
Ende August haben an der Maturitätsschule für Erwachsene auch noch 73 Absolventinnen und Absolventen des Passerellen-Lehrgangs 23/24 ihre Abschlusszeugnisse (Ergänzungsprüfungsausweise) entgegennehmen. Nach einem intensiven Unterrichtsjahr an der MSE in Luzern Reussbühl verbunden mit unzähligen Stunden im Selbststudium haben sie die Ergänzungsprüfungen 2024 erfolgreich gemeistert.
Ein Berufsmatura- bzw. Fachmaturazeugnis zusammen mit dem Ergänzungsprüfungsausweis ermöglicht ein Studium an allen Schweizer Universitäten, der ETH sowie den Lehrgängen der Pädagogischen Hochschulen. Angetreten zu den Prüfungen 2024 waren 98 Studierende, die Erfolgsquote liegt mit 74,5 Prozent im langjährigen Mittel.
Der Feier in der Aula der Kantonsschule Reussbühl mit rund 300 Teilnehmenden wohnte unter anderem die Zuger Kantonsrätin Ronahi Yener bei, die 2020 selber die Ergänzungsprüfungen bestanden hat. In ihrer Ansprache blickte sie auf ihre MSE-Zeit zurück und machte den Absolventinnen und Absolventen Mut für ihren weiteren Weg.
Gymnasium St. Klemens: Der Erfolg vieler
Am Gymnasium St. Klemens durften 22 Maturandinnen und Maturanden das Maturazeugnis entgegennehmen und dann aus Freude über diesen erreichten Meilenstein ihres Ausbildungswegs so richtig jubeln. Bruno Wicki, Präsident der Pallottiner-Stiftung St. Klemens, hielt die Festrede, in der er der Lehrerschaft und Eltern für die Unterstützung und Begleitung der jungen Erwachsenen dankte. Sie alle hätten Anteil am Erfolg. Rektorin Tanja Hager erinnerte die Maturandinnen und Maturanden an die drei berühmten sokratischen Siebe: Wahrheit, Gutheit, Notwendigkeit als Kriterien künftiger Beiträge gebildeter jungen Menschen, die nun das Rüstzeug für Kritik, Reflexion und Verantwortung erhalten hätten.
Weitere Informationen zur Matura 2024:
- Im Kanton Luzern haben im Schuljahr 2023/ 2024 insgesamt 775 Lernende die Matura bestanden. 20 Personen haben das Maturaziel nicht erreicht.
- Das entspricht einer Bestehensquote von 97.5 Prozent. 59 Prozent der erfolgreichen Lernenden sind weiblich, 41 Prozent männlich.
- Die höchste Maturanote betrug 5.93 und sorgte an der Kantonsschule Reussbühl Luzern für ein Spitzenresultat.
- Das beliebteste Schwerpunktfach ist nach wie vor «Wirtschaft und Recht» (gewählt von 24 Prozent der Lernenden). An zweiter Stelle steht «Biologie und Chemie», das von 21 Prozent der Maturandinnen und Maturanden gewählt wurde.
- Weitere Informationen und Zahlen zur Matura 2024 in der Medienmitteilung der Luzerner Staatskanzlei.
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