· 

Mobbing an Schulen bekämpfen: #standup - Initiative gegen Mobbing hilft

Text: Christiane Willemeit Vera Bergen

Vorschaubild: Pexels / Artem Malushenko

Mobbing ist auch an Schweizer Schulen trauriger Alltag. Mit #standup – Initiative gegen Mobbing helfen Pro Juventute und die Gesundheitsstiftung RADIX Schulen bei der Einführung von Massnahmen und Instrumenten, damit Mobbing im Schulalltag keine Chance hat.


In Kürze:

  • #standup - Initiative gegen Mobbing von Pro Juventute und RADIX unterstützt Schulen dabei, Mobbing früh zu erkennen und gezielt zu handeln – in der Klasse und im ganzen Schulumfeld.
  • In Workshops üben die Schülerinnen und Schüler, was Freundschaft bedeutet und wie man Streit oder Ausgrenzung lösen kann.
  • Durch die Erarbeitung einer Charta und eines Handlungsplans weiss jede Schule, was bei Mobbing zu tun ist.

Frau schaut traurig aus dem Fenster.
Mobbing und Cybermobbing ist eine ernstzunehmende Belastung mit weitreichenden Folgen. (Bild: Pexels/Felipe Cespedes)

Lidia* meldet sich am späten Nachmittag beim 147, dem Beratungsangebot von Pro Juventute: «Ich mache mir Sorgen um meine beste Freundin. Sie möchte kaum mehr in die Schule kommen und auch nicht mehr draussen abmachen. Es hat alles angefangen, als wir in der Klasse einen Klassenchat eröffnet haben. Einer anderen Freundin hatte sie von Problemen in der Familie erzählt und diese Freundin hat es dann im Klassenchat mit beleidigenden Bemerkungen veröffentlicht. Nun machen sich die meisten in der Klasse über meine beste Freundin lustig und ich weiss nicht, was ich machen soll.»

 

So oder ähnlich klingen viele der Erlebnisse, die Kinder und Jugendlichen den Beraterinnen und Beratern von Pro Juventute bei ihren Anfragen schildern: «Die Situationen, die uns berichtet werden, sind sehr vielfältig und reichen von Mobbing oder Cybermobbing im Anfangsstadium bis hin und zu langanhaltenden, schwerwiegenden Fällen. Mobbing und Cybermobbing sind für Betroffene eine grosse Belastung und können gravierende Folgen haben.» 

*Name geändert

Immer mehr Fälle von Mobbing und Cybermobbing

Wie die James-Studie (12/2024) zum Mediennutzungs- und Freizeitverhalten von Schweizer Jugendlichen und andere Studien zeigen, nimmt die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die mit Mobbing und Cybermobbing in Kontakt kommen, stetig zu. Dies bestätigen auch die Beraterinnen und Berater von Pro Juventute: «Anfragen zu diesem Thema nehmen seit einigen Jahren besonders bei den Eltern zu. Wir müssen heutzutage leider davon ausgehen, dass jedes Kind im Lauf der Schulzeit mindestens einmal mit Mobbing oder Cybermobbing in Berührung kommt, sei es als gemobbte oder auch als zuschauende Person.»

 

Mobbing und Cybermobbing führen zu grossen Belastungen bis hin zu psychischen Erkrankungen. Um einen Beitrag für den Erhalt der psychischen Gesundheit zu leisten, sind nicht nur die erwachsenen Bezugspersonen, sondern auch das schulische Umfeld gefordert. Das Projekt #standup – Initiative gegen Mobbing setzt genau da an und unterstützt Schulen, wirkungsvolle Rahmenbedingungen zu schaffen, um Mobbing effektiv entgegenzuwirken. Davon profitieren neben den gemobbten Personen auch die Schulen als Ganzes, da ein Lernumfeld gestaltet wird, in dem alle Schülerinnen und Schüler ihre Fähigkeiten entfalten und optimal lernen können. 

Zwei männliche Jugendliche sitzen am Boden und starren in ihr Smartphone.
Mobbing und Cybermobbing nehmen zu – fast jedes Kind kommt laut Studien und Pro Juventute im Laufe der Schulzeit damit in Kontakt. (Bild: Pexels / Pixabay)

Wie #standup - Initiative gegen Mobbing Schulen unterstützt

Das Projekt #standup – Initiative gegen Mobbing wird gemeinsam von Pro Juventute und der Schweizerischen Gesundheitsstiftung RADIX in Zusammenarbeit mit dem Verband Schulleiterinnen und  Schulleiter Schweiz VSLCH und dem Schulsozialarbeitsverband SSAV durchgeführt.

 

Das Projekt beinhaltet auf verschiedenen Ebenen Massnahmen zur Frühprävention und Frühintervention: Mit den Lernenden werden Module zu «Mobbing» und «Freundschaften» durchgeführt, welche die sozio-emotionalen Kompetenzen stärken und für das Thema sensibilisieren. Eine interne Projektgruppe erarbeitet eine Charta sowie einen Handlungsleitfaden, der definiert, wie mit Mobbing in der Schule umgegangen wird. Zudem wird eine Meldeplattform eingeführt, auf der Schülerinnen und Schüler Beobachtungen oder Erlebnisse vertraulich mitteilen können. Auch die Eltern werden in dieses Projekt eingebunden und unterstützen damit die Verankerung der Massnahmen im Schulalltag.  

Erfolgreiche Pilotphase

Das Projekt lief zwischen 2021und 2023 als Pilotphase. In dieser Zeit haben über 30 Schulen daran teilgenommen. Die Auswertung dieser Pilotphase zeigt: Wenn Schulen gezielt über Mobbing aufklären, soziale und emotionale Fähigkeiten der Kinder stärken, klare Handlungsempfehlungen geben und eine Meldeplattform nutzen, gibt es weniger Mobbingfälle. Gleichzeitig verbessert sich das Miteinander an der Schule. Die Schülerinnen und Schüler gewinnen dadurch mehr Vertrauen, dass Mobbing gestoppt oder ganz verhindert werden kann.

Jetzt anmelden für #standup - Initiative gegen Mobbing

Schülerinnen und Schüler arbeiten im Projekt #standup gegen Mobbing zusammen

Im September 2025 startet der nächste Kurs, der die Schulen bei der Einführung von #standup unterstützt. Ein individueller Einstieg sowie Schulbegleitung sind jederzeit möglich. 

 

Damit an unseren Schulen Mobbing keine Chance hat und Lidias beste Freundin Schule wieder als Ort erlebt, an dem sie ohne Angst sein und lernen kann. 

 

#standup - Initiative gegen Mobbing

 

 


Schukulu-Angebot: «Die Eisbärin - Social Media, Mobbing und die Frage nach der eigenen Identität»

Die Eisbärin in Aktion. (Bild: Ingo Hoehn)
Die Eisbärin in Aktion. (Bild: Ingo Hoehn)

 «Die Eisbärin - Social Media, Mobbing und die Frage nach der eigenen Identität» ist ein gemeinsames Angebot des Jungen Luzerner Theaters und der Stiftung Pro Juventute, Regionalstelle Zentralschweiz – finanziell unterstützt durch Schule & Kultur im Kanton Luzern schukulu.

 

«Die Eisbärin» ist ein Klassenzimmerstück über Social Media, Cyber-Mobbing und die Frage nach der eigenen Identität. Im Zentrum steht Mona, eine junge Youtuberin, die ihre Follower zurückgewinnen will – mit persönlichen Geschichten aus ihrer Schulzeit. Damals wurde sie gemobbt, heute kämpft sie online um Anerkennung. Für Lehrpersonen steht ergänzendes Unterrichtsmaterial zur Verfügung, mit dem das Thema individuell vertieft und aufgearbeitet werden kann. Anmeldung für Schulklassen erforderlich. Im Anschluss an das Stück besucht eine Fachperson für Medienkompetenz der Stiftung Pro Juventute die Klasse. Dabei geht es um den gesunden Umgang mit sozialen Medien, das Erkennen und Vermeiden von Mobbing sowie die Stärkung der digitalen Selbstkompetenz.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0