Interview: Marco von Ah & Vera Bergen / Bilder: PH Luzern
Die Pädagogische Hochschule Luzern feiert dieses Jahr den 20. Geburtstag. Rektorin Kathrin Krammer spricht über Entwicklungen und Ansprüche betreffend Lehrberuf, erläutert den Beitrag der PH Luzern in Bezug auf den Lehrpersonenmangel und verrät ihre «Geburtstagswünsche».
Kathrin Krammer, die PH Luzern feiert ihr 20-Jahr-Jubiläum und dies zu einer Zeit, in der zahlreiche Schulen auf der Suche nach Lehrpersonen sind. Wie begegnet die PH Luzern diesem spezifischen Fachkräftemangel?
In den vergangenen zwei Dekaden hat die PH Luzern ein breites und attraktives Studienangebot aufgebaut, welches zu einem eindrücklichen Wachstum bei den Studierendenzahlen führte – im Mittel jährlich über 12 Prozent. Die PH Luzern gehört mit mehr als 2500 Studierenden zu den fünf grossen Pädagogischen Hochschulen der Schweiz. Seit Beginn haben sich die Studierendenzahlen verzehnfacht und konnten über 6000 Studierende ihr Studium an der PH Luzern abschliessen, 2022 waren es erstmals mehr als 500 Absolventinnen und Absolventen in einem Jahr. Mit ihren Angeboten leistet die PH Luzern also einen wesentlichen Beitrag, um den hohen Bedarf an Lehrpersonen in Zukunft decken zu können.
Zudem unterstützt die PH Luzern mit ihren Angeboten zur Berufseinführung einen erfolgreichen Einstieg in den Beruf und bietet ein breites Weiterbildungsangebot für das lebenslange Lernen und attraktive Möglichkeiten für Entwicklung, Wiedereinstieg und Quereinstieg in Lehrberuf und Schule. Für den Erfolg der Angebote der PH Luzern spricht, dass die Berufseintritts- und Verbleibquote der Absolvierenden auch im Vergleich mit anderen Studienrichtungen sehr hoch ist, mehr als 90 Prozent sind auch fünf Jahre nach ihrem Studienabschluss noch an einer Schule tätig und bezeichnen den Lehrberuf als feste, längerfristige Berufstätigkeit.
Welche sind in naher Zukunft die grössten Herausforderungen für die PH Luzern – auch in Bezug auf Entwicklungen und Anspruchshaltungen bezüglich Lehrberuf?
Ich bin ausgebildete Lehrerin und weiss aus eigener Erfahrung: Der Lehrberuf ist äusserst anspruchsvoll und Lehrpersonen übernehmen eine grosse Verantwortung. Zugleich gibt es wenige andere Berufe, welche derart abwechslungsreich und erfüllend sind sowie Sinnhaftigkeit und Gestaltungsspielraum bieten. Gesellschaftliche Ansprüche wie etwa Umgang mit Diversität, die digitale Transformation oder Nachhaltigkeit prägen die Entwicklungen und Herausforderungen in der Schule und im Lehrberuf. Damit Lehrpersonen diese mitgestalten und den Herausforderungen professionell und konstruktiv begegnen können, benötigen sie eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung, Interesse, Offenheit und die Bereitschaft, sich weiterzubilden. Die PH Luzern unterstützt die Schulen mit ihren praxisorientierten und wissenschaftlich fundierten Angeboten in Aus- und Weiterbildung und Dienstleistungen sowie ihren Projekten in Forschung und Entwicklung.
90 Prozent der Lehrpersonen, die an der PH Luzern einen Abschluss gemacht haben, sind fünf Jahre später noch an einer Schule tätig.
Welche Art von Forschung betreibt die PH Luzern?
Seit der Tertiarisierung der Lehrpersonenbildung vor 20 Jahren haben die Pädagogischen Hochschulen auch den Auftrag, berufsfeldbezogene Forschung und Entwicklung zu betreiben. Die Projekte und Innovationen nehmen aktuelle Entwicklungen und Fragestellungen auf und geben wichtige Impulse für die Weiterentwicklung von Schule und Bildung. In den vergangenen 20 Jahren konnte die PH Luzern mehr als 500 Projekte durchführen, der Grossteil davon drittmittelfinanziert und in Kooperation mit anderen Hochschulen. Die Projekte der PH Luzern tragen zur wissenschaftlichen Fundierung von Lehrpersonenbildung und Unterricht bei. Davon zeugen mehr als 2000 Publikationen in den vergangenen 20 Jahren, also Beiträge in Fachzeitschriften, Buchkapitel und Bücher, darunter viele Lehrmittel.
Die Projekte bieten ausgezeichnete Möglichkeiten, um den Nachwuchs für die PH Luzern zu fördern. Bereits mehrere ehemalige Studierende der PH Luzern haben mittlerweile eine Dissertation abgeschlossen und sind als Dozierende tätig. Aktuell arbeiten an der PH Luzern mehr als 40 Doktorierende.
Die Studierendenzahlen der PH Luzern sind auf hohem Niveau stabil. Was unternehmen Sie, damit diese so bleiben oder gar noch optimiert werden können?
Wir können die Anmeldezahlen nur indirekt steuern. Aus Befragungen von Studierenden wissen wir, dass der hohe Praxisbezug, die Qualität und Vielfalt der Studienangebote sowie die Nähe zum Wohnort ausschlaggebende Gründe für die Wahl der PH Luzern als Studienort sind. Mit Informationsveranstaltungen und neuen Werbekampagnen, wie dem folgenden Imagefilm, geben wir Einblick in Studium und Lehrberuf.
Unsere Studiengänge sind auf die Handlungsfelder im Beruf ausgerichtet und werden fortlaufend evaluiert und weiterentwickelt, auch unter Einbezug der Rückmeldungen der Studierenden.
Um zusätzliche Interessierte zu gewinnen, haben wir Studienmöglichkeiten für Quereinsteigende und für das berufsbegleitende Studium entwickelt. Aktuell erarbeiten wir für Kindergarten/Unterstufe und Primarstufe ein Studienmodell mit Einstieg in den Beruf ab dem 3. Studienjahr. Bei diesen Entwicklungen ist uns wichtig, dass die Zulassungskriterien für das Studium und die Anforderungen an den Abschluss nicht reduziert werden. Dies würde die Qualität der Ausbildung und damit des Unterrichts, aber auch die Anerkennung des Lehrberufs und dessen Attraktivität gefährden.
Ich weiss aus eigener Erfahrung: Der Lehrberuf ist äusserst anspruchsvoll und Lehrpersonen übernehmen eine grosse Verantwortung. Zugleich gibt es wenige andere Berufe, welche derart abwechslungsreich und erfüllend sind.
Was wünschen Sie als Rektorin «Ihrer» Schule zum 20. Geburtstag?
Der Erfolg der PH Luzern ist das Verdienst von unzähligen Beteiligten. Ich danke insbesondere unseren ehemaligen und aktuellen Studierenden, Mitarbeitenden, Kooperationsschulen und den Personen in der Bildungsverwaltung sowie Politikerinnen und Politikern für ihr Vertrauen. Ich wünsche mir bzw. der PH Luzern, dass wir weiterhin auf diese breite Unterstützung und die gute Zusammenarbeit mit anderen Hochschulen zählen dürfen - für die Erfüllung unseres höchst relevanten Leistungsauftrags für das Bildungssystem. Nur mit dieser Unterstützung können wir auch in Zukunft wichtige und wirkungsvolle Leistungen erbringen und bald auf den Campus Horw ziehen. Die Zentralisierung der acht Standorte der PH Luzern auf dem Campus Horw und die zusätzliche Fläche sind eine wichtige Voraussetzung für unser weiteres Wachstum und eine zukunftsfähige und attraktive Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Der Campus ist ein zentrales Projekt für die PH Luzern und ich wünsche mir, dass wir unseren neuen Standort spätestens 2030 beziehen können.
Weiterlesen:
- Jubiläumsseite mit Veranstaltungen, Informationen und Geschichte zum 20 Jahr Jubiläum der PH Luzern.
- Campus Horw - geplanter Standort für die PH und HSLU Technik und Architektur
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Svante (Mittwoch, 28 Juni 2023 06:58)
Ich habe nur den Anfang des Beitrags gelesen. Aber offenbar reicht das großartige Wachstum nicht aus, weil ja der Personalmangel offenbar immer größer wird. Damit verbunden die Überlastung der arbeitenden Lehrpersonen und der Gemütszustand der Kinder. Nur wenn es den Kindern gut geht, kann es den Lehrpersonen gut gehen und im Umkehrschluss ebenso.