Text: Andrea Renggli
Die Ateliers für hochbegabte Primarschulkinder haben Ende August mit dem Unterricht gestartet. Insgesamt 132 Kinder der dritten bis sechsten Klasse besuchen seitdem wöchentlich eines der acht Ateliers, entweder in Luzern oder in Sursee. Die ersten Erfahrungen sind optimistisch.
Das neugeschaffene Angebot der Dienststelle Volksschulbildung will begabte Kinder besonders fördern. Typisch für begabte Kinder ist, dass sie über einen hohen Intelligenzquotienten verfügen und dadurch Potenzial für weitergehende Leistungen haben. Bereits die Regelschule begegnet hochbegabten Kindern mit unterschiedlichen Fördermassnahmen. Ein Atelierbesuch ist ein ausserschulisches Lernangebot und kann ein hochbegabtes Kind in den Themenbereichen Robotik, Chinesisch, Denksport, Programmieren, Tüftelwerk, Zeichnen, Philosophieren und Kunst zusätzlich fördern.
Ateliers-Beispiele: Kunst, Denken, Coden
Die Ateliers sind sehr vielfältig, was ihren thematischen Ausgangspunkt angeht. Es gibt zum Beispiel ein Atelier «Zeit zum Zeichnen» in den Räumlichkeiten der Kunstschule Luzern. Die Kinder arbeiten mit Tinte, Farbwalzen und Leuchtpult. Sie drucken, collagieren und zeichnen auch mal draussen.
Im Atelier «Programmieren» steht den Kindern an der Migros Klubschule in Sursee je ein Laptop zur Verfügung. Ausgehend von der Programmiersprache Python lernen die Kinder erste eigene Programme zu entwickeln. Im Verlauf des Schuljahres steht auch ein Besuch im Microsoft-Labor an, um einigen richtig coolen digitalen Technologien zu begegnen.
Der Leiterin des Ateliers «Denksport», Jennifer Schmitz, ist es ein Anliegen, die Kinder mit kniffligen Problemstellungen, Rätseln, mathematischen Zaubertricks und Knobeleien so richtig ins Schwitzen zu bringen. Die Kinder seien nach 90 Minuten rätseln und diskutieren glücklich erschöpft, sagt sie.
Positive erste Erfahrungen
Für die Kinder ist der Atelierbesuch anregend und motivierend. Die elfjährige Fabiana (Namen geändert) aus dem Atelier «China» meint: «Ich habe Zeit, um eine weitere Fremdsprache zu lernen. Die fremden Zeichen sind eine super Herausforderung. Und die Kultur ist uns so fremd, das finde ich spannend. Wir haben auch schon den Mondkuchen vom chinesischen Mondfest probiert.»
Eine Klassenlehrerin berichtet, dass ihr Schüler jeden Mittwoch nach dem Atelierbesuch ganz beflügelt sei. Und die Drittklässlerin Ella meint sogar: «Im Atelier kann ich schnell denken und diskutieren. Es ist nicht so langweilig, wie in der Schule.»
Für manche Kinder ist der Atelierbesuch gleichzeitig auch eine echte Herausforderung. Tabea aus Entlebuch hat letzthin den Zug verpasst und musste lange alleine am Bahnhof auf die nächste Verbindung warten. Oder Ernads Eltern machen sich Sorgen, dass ihr Sohn bald in Verzug geraten könnte, da er wöchentlich zwei Lektionen im Fach Natur, Mensch und Umwelt (NMG) wegen des Ateliers-Besuchs verpasst. Und Anouk vermisst im Atelier ihre gleichaltrigen Klassenkameraden. Sie ist im Atelier die einzige Drittklässlerin.
Gelungener Anfang für Kinder, Eltern und Lehrpersonen
Kann man eine erste Zwischenbilanz nach wenigen Wochen ziehen? Die ersten Stimmen und Rückmeldungen lassen erkennen, dass die Ateliers für die Kinder, Eltern und Lehrpersonen eine gute Ergänzung zu bereits bestehenden Förderangeboten sein können. Eine Evaluation steht aber noch an. Die vielen Anmeldungen im vergangenen Sommer und die hohe Medienpräsenz des Themas Hoch- und Höchstbegabung zeigen, dass der Umgang mit Begabungen und Potenzial eine Diskussion Wert ist.
SRF hat in der Sendung «Schweiz aktuell» vom 31.10.2019 einen Beitrag über die Ateliers für Hochbegabte ausgestrahlt:
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