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Weg von glatt gemähten Wiesen, hin zu mehr Naturwuchs - Kanti Schüpfheim erhält Umwelt-Label

Text: Inger Muggli-Stokholm / Bilder: Kantonsschule Schüpfheim

Die Schulgemeinschaft an der Kantonsschule Schüpfheim/Gymnasium Plus engagiert sich für mehr Natur und Artenvielfalt auf dem Schulareal. Dafür wurde das Schüpfheimer Gymnasium jüngst mit dem «Vorzertifikat Natur & Wirtschaft» der gleichnamigen Umweltstiftung ausgezeichnet. Mit einem Paket an Vorhaben will die Schule in den nächsten Jahren weitere natürliche Räume schaffen und das Vollzertifikat erreichen.

Vier Mitglieder der BNE-Gruppe der Kanti Schüpfheim halten Umweltzertifizierung in den Händen
(v.r.n.l.): Thérèse Corthay (Französischlehrerin), Maura Gloor (Schülerin), Esteban Umiglia (Schüler) und Inger Muggli-Stokholm (Rektorin). Weitere Mitglieder der Gruppe sind Sabine Rahm (Biologielehrerin) und Christoph Reimer (Lehrer Biologie/Chemie).

Sie halten die Zertifikats-Tafel in der Hand und blicken strahlend in die Kamera. Vier der sechs Mitglieder der Arbeitsgruppe «Bildung für nachhaltige Entwicklung», die zum Fototermin erschienen sind, haben Grund zur Freude und noch viel Arbeit vor sich. Vor wenigen Tagen erhielt die Kantonsschule Schüpfheim als erstes Gymnasium in der Schweiz eine Auszeichnung der Stiftung «Natur & Wirtschaft».

 

Dieses «Vorzertifikat» bescheinigt der Schule ganz sachlich, dass mindestens 30 Prozent der Gesamtfläche in ökologischer Hinsicht wertvoll sind. Die Tafel hat auch einen ideellen Wert – sie bestätigt, dass sich das gemeinsame ökologische Engagement lohnt. So wollen Schülerinnen und Schüler wie Lehrpersonen mittelfristig die Natur-Anteile in ihrer Schulumgebung erhöhen und haben dafür einen Plan ausgearbeitet. 


 «Ich bin extrem stolz darauf,

ein Teil des ersten nachhaltig vorzertifizierten Gymnasiums der Schweiz zu sein.

Es gibt mir Hoffnung auf eine positive Zukunft.»

Esteban Umiglia, Schüler, Mitglied der BNE Gruppe.

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«Die Generation vor mir und meine Generation haben den Planeten geplündert wie keine andere zuvor.

Das muss sich ändern und ich will dabei sein.»

Thérèse Corthay, Französischlehrerin, Mitglied der BNE Gruppe. 


Naturnahe Umgebungs- oder Gartengestaltung schafft natürliche Lebensräume für heimische Pflanzen und Tiere und zeichnet sich durch eine besondere Vielfalt aus. Die Gesamtfläche der Kanti Schüpfheim erstreckt sich auf insgesamt 8300 m², wovon 3300 m² auf alle Gebäude entfallen. Von der übrigen Umgebungsfläche gelten 30 Prozent als naturnah, da diese aus Blumenwiesen, Ruderalflächen und einheimischen Bäumen bestehen.

Ökologisches Bewusstsein und Nachhaltigkeit

Als Teil der Unesco Biosphäre Entlebuch hat die Kantonsschule ein waches Bewusstsein für Umweltthemen entwickelt. «Die Schülerinnen und Schüler machen sich aktiv Gedanken über Klima und Zukunft des Planeten und wollen selber etwas bewirken. Und wir als Schule unterstützen sie dabei und eröffnen Handlungsspielräume», sagt Inger Muggli, Rektorin der Kantonsschulen Schüpfheim. Zuletzt haben Schülerinnen und Schüler ein Wildbienenhotel auf der biodiversen Blumenwiese gebaut und dabei viel über Umwelt, Natur und Tierwelt erfahren.

Waldbienenhotel Nisthilfe in der Kantonsshule Schüpfheim
Die Nisthilfen entstanden im vergangenen Herbst in Zusammenarbeit mit Eva Frei von der Biosphäre Entlebuch und SchülerInnen des Schwerpunktfaches Biologie/Chemie. Die beteiligten Lernenden haben gleich mehrere Nisthilfen zusammengestellt.
Waldbienenhotel aus der Nähe
Im Rahmen von Wildbienenaktionstagen wurden diese Nisthäuschen an mehreren Schulen im Entlebuch aufgestellt.

Unterstützung von allen Seiten

Das Thema Natur und Umwelt ist nicht allein unter den Schülerinnen und Schülern von Bedeutung. Sympathien und Unterstützung erhält die Schulgemeinschaft auch aus Elternkreisen und von anderen kantonalen Partnern. Die Dienststelle Immobilien, die für die Umsetzung baulicher Massnahmen zuständig ist, fördert das Umweltengagement der Kanti – im letzten Jahr mit dem gelungenen Umbau der Turnhalle und deren Flachdach-Begrünung. Aktuell steht der Umbau des Innenhofs bei der Aula an, bei dem die naturnahe Gestaltung ebenfalls eine Rolle spielt.


 "Eine naturnahe und ansprechende Umgebungsgestaltung könnte helfen,

die Augen für schöne Dinge zu öffnen, um zu merken, dass ein respektvoller Umgang

mit unserem Planeten nicht unbedingt Verzicht bedeuten muss."

Sabine Rahm, Biologielehrerin, Mitglied der BNE Gruppe.

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«Unsere Schule ist von einer wunderbaren Landschaft umgeben.

Indem wir unsere nahe Schul-Umgebung bewusster gestalten,

passen wir uns der Landschaft an. Ich bin gerne bereit, da Hand zu bieten.»

Beat Röösli, Hauswart. 


Insgesamt wird dieses Umweltprojekt auch dem Postulat über die Biodiversitätsförderung (P48), das 2019 im Kantonsrat eingereicht wurde, gerecht. Dort heisst es: «Der Regierungsrat soll bis Ende 2020 einen Massnahmenplan ausarbeiten, anhand dessen an kantonseigenen Immobilien und auf kantonseigenen Grundstücken klimaschonende und dem Standort angepasste Bewirtschaftungsformen praktiziert und artenreiche Lebensräume geschaffen werden können.»

Plan für intakte Lebensräume

Als erstes Gymnasium schweizweit wollen Schulleitung, Lernende und Lehrpersonen mittelfristig die Vollzertifizierung erreichen, womit 45 Prozent der Umgebungsfläche naturnah gestaltet wäre. Mit Unterstützung der Stiftung «Natur & Wirtschaft» hat die Schule ein Paket an Massnahmen erarbeitet, bei dem das Schulareal biodivers aufgewertet wird. Auch kleine Eingriffe haben grosse Wirkung: Die Magerwiese beispielsweise wird neu nur zweimal im Jahr gemäht, um die Artenvielfalt zu fördern und zu erhalten. Auf dem Plan stehen ausserdem die Einrichtung einer Wild-Hecke und den Bau von mehreren Unterschlüpfen für Kleintiere sowie Rückzugsorte für Reptilien wie Amphibien.

Die Schule profitiert von dieser bewussten Gestaltung der Umgebung gleich mehrfach: Die Schülerinnen und Schüler werden sich bewusst, welche Bedeutung gewisse Mäuerchen oder Blumenwiesen für die Tierwelt haben. Zudem erfahren sie, was es heisst, diese selber anzulegen oder anzubauen. Und dann werden sie sich hoffentlich mehr im Freien, um die Schule herum aufhalten können, sei es um zu lernen, miteinander zu plaudern oder um zu entspannen. Denn die Neuerungen werden auch zum Verweilen einladen. Wir bewegen uns weg von den glatt gemähten Wiesen hin zu einem abwechslungsreichen und farbenfrohen Lebensbereich. Darauf freuen wir uns. Die Schülerinnen und Schüler nehmen diese Erfahrungen mit hinaus in ihre Lebenswelten, wo sie hoffentlich empfindsam sein werden für das Leben anderer und motiviert werden, sich für andere und ihre Lebensräume einzusetzen.

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