Text: Gabriela Muff und Lukas Fischer,
Redaktionelle Mitarbeit: Gabriela Mischkale
Euler, Gauss, Euklid und Pythagoras – männliche Gelehrte dominieren die Optik in den Fachzimmern der Gymnasien, wenn es um Mathematik und Naturwissenschaften geht. Keine Frage - ohne diese Männer sind die mathematisch-technischen Fächer undenkbar. Doch der MINT-Bereich ist längst keine reine männliche Domäne mehr. Wie in früheren Zeit so auch heute - Frauen wirken, forschen und lehren in manchen mathematischen Berufen. An den Kantonsschulen Musegg und Alpenquai werden Mathematikerinnen sichtbar gemacht.
Gabriela Muff, Mathematiklehrerin an der Kantonsschule Musegg Luzern und Lukas Fischer, Mathematiklehrer an der Kantonsschule Alpenquai Luzern und kantonaler Fachvorstand, kennen das aus der eigenen Fachzimmerumgebung: die Mathematik hängt männlich personifiziert an der Wand. Doch sind alle Mathematiker Männer und stammen aus einer vergangenen Zeit? Ist seitdem nichts passiert? Oder andersrum: Seit jeher sind auch Frauen in MINT-Disziplinen unterwegs, nur kann sich kaum jemand ein Bild davon machen. Hier setzt die kantonale Fachschaft an: sie will den Schülerinnen aktuelle Berufsfelder für Mathematikerinnen aufzeigen und weibliche Vorbilder präsentieren.
Gabriela Muff und Lukas Fischer griffen zusammen mit Kolleginnen und Kollegen diese Idee auf, Mathematikerinnen an den Luzerner Gymnasien sichtbar zu machen. Inspiriert hat sie die Ausstellung «goMaths – Women in Mathematics» der ETH Zürich, in der Mathematik-Absolventinnen in Bildern und Interviews über ihren Werdegang berichten und ihre Arbeitsfelder konkret beschreiben.
Aus dieser ETH-Ausstellung hat die kantonale Fachschaft Mathematik Portraits von zeitgenössischen Mathematikerinnen ausgesucht. Sie heissen beispielsweise Francesca da Lio, Olga Sorkine-Hornung, Alice Feldmann, Judith Keller, Miranda C. N. Cheng, Rima Ailfari oder Alessandra Celletti und sind Analystinnen, Researcherinnen, doktorieren oder sind bereits Professorinnen.
Ihre Gesichter sind auf Folien abgedruckt und füllen die Fenster der Caffetteria der Kanti Musegg aus. Wer diese auf den ersten Blick gänzlich unbekannten Frauen auf die Spur kommen will, wählt sich mit Hilfe von QR-Codes ein in eine in Deutsch verfasste Kurzbeschreibung; ein zweiter QR-Code geleitet zum Videointerview, wo die portraitierten Frauen über ihre Faszination für Mathematik und ihren Werdegang erzählen, ihren beruflichen Alltag, spannende Fragestellungen und Experimente vorstellen. Sie wirken glücklich, offen, erfüllt und neugierig.
Aussagen von Schülerinnen und Schülern an der Kanti Musegg:
"Ich fand die Ausstellung sehr gelungen. Ich bekam durch sie einen neuen Einblick in die Mathematik und sah, dass die Mathematik nicht nur aus Männern besteht."
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"Ich finde die Idee sehr schön und kreativ gestaltet. Der Fakt, dass es MathematikerINNEN sind, freut mich sehr."
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"War spannend, verschiedene Bereiche der Mathematik kennen zu lernen. Ich wusste gar nicht, dass es so viele verschiedene Bereiche gibt."
Diese Mathematikerinnen-Ausstellungen waren an den Kantonsschulen Alpenquai und Musegg schon für März 2020 geplant. An der Kantonsschule Alpenquai konnte die Hälfte der Portraits vor dem Lockdown auf die Fensterscheiben angebracht werden. Die Ausstellung an der Kantonschule Musegg musste coronabedingt verschoben werden.
Die Ausstellungs-Portraits unterscheiden sich nur in der Machart. Die Portraits der Mathematikerinnen an der Kanti Alpenquai wurden von Gabriela Steiger, Lehrerin für Bildnerisches Gestalten, zusammen mit Schülerinnen und Schülern realisiert. Die Gesichter sind übergross und mit flüssiger Kreide auf die Fensterscheiben gezeichnet, während an der Kanti Musegg bedruckte Folien verwendet wurden.
In beiden Fällen sind die Köpfe von innen wie von aussen gut sichtbar. Durch ihre transparente Beschaffenheit wirken die Portraits je nach Hintergrund und Lichteinfall anders, wandelbar. Sie sind sichtbar und doch im Hintergrund, übergross und transparent, als können die Betrachterinnen reinschauen.
An der Kantonsschule Musegg startete die Ausstellung zu Beginn des Schuljahres und läuft noch bis Ende November 2020. Die Mathematikerinnen sind in der Caffetteria der Kantonsschule Musegg täglich von 11 bis 15 Uhr zu sehen. Danach wandern sie ins Hausinnere und werden auf die Fenster der Mathematikfachzimmer verteilt, wo sie für die Schülerinnen und Schüler dauerhaft präsent sein werden, weiss Gabriela Muff.
Mittelfristig wollen auch die Kantonsschulen Beromünster, Seetal und Sursee mit der Ausstellung der Mathematikerinnen ihre Räume kennzeichnen und Schülerinnen weibliche Vorbilder in Mathematik und Naturwissenschaften präsent machen.
Eine kleine Kostprobe von der Ausstellung aus der Ferne lässt sich über die QR-Codes gewinnen:
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