Interview: Vera Bergen / Bilder: Regula Huber
Nach 16 Jahren im Dienst der Luzerner Regierung ist heute der letzte Arbeitstag von Bildungs- und Kulturdirektor Marcel Schwerzmann. Zum Abschied verrät er, was er allfälligen Enkelkindern von dieser Zeit erzählen würde, wie sein erster freier Tag aussieht und dass er in Zukunft wieder mehr auf dem Segelschiff sein möchte.
Marcel Schwerzmann, nach 12 Jahren als Vorsteher des Finanzdepartements und vier Jahren als Bildungs- und Kulturdirektor endet nun ihre Zeit als Luzerner Regierungsrat. Was nehmen Sie persönlich aus dieser Zeit mit?
Ganz klar, die zahlreichen Begegnungen mit unterschiedlichsten Menschen und die Zusammenarbeit mit den zahlreichen Institutionen. Bei meinem Amtsantritt als Finanzdirektor wurde der Kanton Luzern noch als «Steuerhölle» verschrien. Davon ist heute nicht mehr der leiseste Ton zu hören. Der Kanton Luzern präsentiert sich insgesamt in einer robusten Verfassung. Aus beiden Departementen wird mir die zusätzliche Führungserfahrung, die ich machen durfte, bleiben. Jede Dienststelle und jede Institution verlangt nach einem anderen Führungsstil. Dadurch konnte ich meine Führungskenntnisse massiv erweitern.
Viele sagen bei einem Abschied: «Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge» - trifft das auch auf Sie zu? Oder sind es eher zwei lachende Augen?
Zu einem Abschied gehören ein lachendes und ein weinendes Auge. Einerseits werde ich bestimmt die Begegnungen mit den Menschen weit über mein direktes Wirkungsfeld vermissen. Andererseits freue ich mich darauf, wieder Herr meines eigenen Terminkalenders zu sein. Das heisst, den Tag wieder nach meinen persönlichen Vorstellungen gestalten zu können. Ich freue mich auch auf das Neue, das nun nach 16 Jahren in der Regierung und total 20 Jahren beim Kanton kommen wird.
«An meinem ersten freien Tag werde ich sicherlich ohne Wecker aufwachen und den Tag mit der Familie verbringen.»
Wovon – aus Ihren 16 Jahren als Regierungsrat - werden Sie Ihren Enkelkindern erzählen?
Dass es sich gelohnt hat, sich für den Kanton Luzern einzusetzen. Sollte ich einmal Enkelkinder haben, werde ich sie motivieren, sich ebenfalls für die Gemeinschaft einzusetzen. Das muss nicht unbedingt in der Politik sein. Ein Engagement in Vereinen, Sport oder Kultur, ist beispielsweise genauso wertvoll.
Das Ende einer Arbeitsstelle bringt immer auch viel Administratives mit sich...
Da ich sehr digital unterwegs bin, werden die administrativen Arbeiten überschaubar sein. Die Dossiers sind allesamt digital. Abgeben werde ich den Laptop, den Schlüssel sowie einige Berechtigungskarten. Zuhause wird bereits der nächste Laptop auf mich warten.
Was steht wohl in Ihrem Arbeitszeugnis?
Da müssen Sie andere Personen fragen. Sicherlich würde ich mich über die Formulierung «…er hat sich konsequent für den Kanton, die Gemeinden und die Bevölkerung eingesetzt…», freuen.
Seit 2019 standen Sie dem Bildungs- und Kulturdepartement BKD vor. Bei der Übernahme des BKD standen einige grosse Themen an. Inwiefern konnten Sie diese abschliessen?
Das wichtigste Thema waren die bevorstehenden personellen Neubesetzungen im obersten Kader des BKDs: Mit Charles Vincent, dem Leiter der Dienststelle Volksschulbildung, ging ein sehr langjähriger Mitarbeiter in Pension. Später in der Legislatur durfte ich dann noch die Dienststellenleitung der Gymnasial- und Volksschulbildung besetzen. Mit diesen Personalwechseln ist es mir gelungen, die Frauenquote im obersten Kader auf über 50 % zu steigern. Ebenso war die Pensionierung von Departementssekretär Hanspeter Heini absehbar. Diese Position konnten wir mit Gaby Schmidt bestens besetzen. Der dringendste fachliche Handlungsbedarf bestand bei zwei grossen IT-Projekten. Eines musste ich direkt nach meinem Start beenden. Die neue Schuladministrationssoftware für die Gymnasien und die Berufsfachschulen ist heute bereits produktiv.
Die Arbeit als Regierungsrat bringt viel mit sich – fordert aber auch viel. Das Handy und E-Mail-Postfach mussten manchmal spätabends oder frühmorgens gecheckt werden. Womit ersetzen Sie nun diese Handlungen?
Ich habe nie ganz genau unterschieden zwischen Arbeit und Freizeit. Das ist bei dieser Funktion auch nicht möglich und hat mich nie wirklich belastet. Frühmorgens und spätabends werde ich künftig als Freizeit verbringen. Mail und Handy werden auch in Zukunft zu meinen privaten und geschäftlichen Arbeitsmitteln gehören.
«Enkelkindern würde ich erzählen, dass es sich gelohnt hat, sich für den Kanton Luzern einzusetzen!»
Ab dem 1. Juli 2023 ist Ihr Nachfolger Armin Hartmann im Amt als Bildungs- und Kulturdirektor. Wenn Sie auf sich selbst folgen würden, wären Sie zufrieden, wie Sie das BKD antreffen?
Ja. Ich habe mir schon vor einem Jahr vorgenommen, meinem Nachfolger möglichst wenig Pendenzen zu hinterlassen. Auch habe ich mir vorgenommen, ein paar unangenehme Aufgaben noch selber zu erledigen. Welche, sage ich hier selbstverständlich nicht. Das Departementssekretariat und die Dienststellenleitungen haben die Einarbeitung meines Nachfolgers gut geplant und sie erfolgt bereits.
Wie wird ihr erster freier Tag aussehen?
Der 1. Juli ist ein Samstag. Ich werde sicherlich ohne Wecker aufwachen und den Tag mit der Familie verbringen. Und eben, ich will den Tag jetzt nicht schon wieder Wochen vorher verplanen. Was wir genau unternehmen werden, entscheiden wir am 1. Juli.
«Zuhause wartet bereits der nächste Laptop auf mich.»
Wo trifft man Marcel Schwerzmann in Zukunft an? Vermehrt auf dem See?
Ich will mir sicherlich wieder wesentlich mehr Zeit für meine persönlichen Interessen nehmen. Dazu gehört auch das Segeln. Zudem habe ich mir vorgenommen, wieder etwas mehr in Europa zu reisen. Unser Kontinent bietet geschichtlich und geografisch enorm viel.
Wie geht es beruflich weiter?
Ich habe eine kleine Firma gegründet und werde darüber vereinzelte, strategische Mandate abwickeln. Mich interessieren vor allem Stiftungen und Verwaltungsräte, soweit ich einen Gestaltungsfreiraum sehe. Ebenso von Interesse wäre ein richtig grosses IT-Projekt. Alle Projekte, welche uns einen grossen Schritt nach vorne bringen, sind anspruchsvoll. Andersherum gesagt, bringen nur richtig schwierige IT Projekte einen grossen Nutzen.
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