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Integrationsvorlehre INVOL: Eine Brücke in die berufliche Zukunft

Text: Vera Bergen

Bilder: zVg

Die Integrationsvorlehre INVOL ebnet zugewanderten Erwachsenen den Weg in die Berufslehre – praxisnah, sprachfördernd und individuell begleitet.


In Kürze:

  • Die Integrationsvorlehre INVOL hilft zugewanderten Erwachsenen, sich in einem Jahr auf eine Berufslehre in der Schweiz vorzubereiten.
  • Dabei arbeiten sie während drei Tagen als Praktikanten und Praktikantinnen in einem Betrieb und gehen an zwei Tagen pro Woche in die Schule. 
  • Über 80 Prozent der Teilnehmenden schliessen erfolgreich ab, davon starten 60 - 70 Prozent direkt eine Lehre.
  • Die INVOL ist offen für vorläufig Aufgenommene, anerkannte Flüchtlinge, Personen mit Schutzstatus S, EU-/EFTA- und Drittstaatsangehörige ohne Sek-II-Abschluss.

Wer in der Schweiz eine berufliche Zukunft aufbauen will, braucht mehr als Motivation. Es braucht Sprache, Fachkenntnisse und Orientierung im Schweizer Ausbildungssystem. Genau hier setzt die Integrationsvorlehre INVOL an: Sie richtet sich an zugewanderte Erwachsene, die einen Berufsabschluss anstreben, aber aus vielfältigen Gründen noch nicht bereit sind, direkt in eine Berufslehre einzusteigen. 

Bei der Integrationsvorlehre INVOL findet der Unterricht an zwei Tagen am Zentrum für Brückenangebote statt. An den anderen drei Tagen wird im Praktikumsbetrieb gearbeitet.
Bei der Integrationsvorlehre INVOL findet der Unterricht an zwei Tagen am Zentrum für Brückenangebote statt. An den anderen drei Tagen wird im Praktikumsbetrieb gearbeitet.

Die INVOL wirkt

Die INVOL gibt es seit sieben Jahren und sie zeigt Wirkung: Über 80 Prozent der Teilnehmenden schliessen das Programm erfolgreich ab. Zwischen 60 und 70 Prozent von ihnen starten im Anschluss direkt in eine reguläre Berufslehre EBA oder EFZ. Auch die Rückmeldungen aus den Praktikums- und Lehr-Betrieben sind positiv. Ein Jahr nach Abschluss der INVOL befinden sich 80 bis 90 Prozent der INVOL-Absolventinnen und -Absolventen in einer Ausbildung oder bereits in einer Festanstellung

Der Weg zur Lehre

Porträt Maren Dörig, Coach und Lehrperson Integrationsvorlehre INVOL am Zentrum für Brückenangebote
Maren Dörig ist Lehrperson und Coach am Zentrum für Brückenangebote und unterrichtet unter anderem die INVOL-Teilnehmenden.

Die Integrationsvorlehre INVOL ist ein einjähriges Brückenangebot. Teilnehmende arbeiten an drei Tagen pro Woche in einem Praktikumsbetrieb und besuchen an zwei Tagen den Unterricht im Zentrum für Brückenangebote ZBA in Luzern.

 

Dabei ist die Sprachförderung ein wichtiger Bestandteil: «Die INVOL bietet Geflüchteten und Zugewanderten bis etwa 40 Jahre die Chance, sich auf eine Berufslehre vorzubereiten», erklärt Maren Dörig, INVOL-Lehrperson und Coach. «Wenn man eine INVOL-Gruppe begleitet, ist es ganz besonders toll, zu sehen, wie schnell sie dabei Fortschritte machen.»

Vorausgesetzt für eine Teilnahme am einjährigen Brückenangebot werden ein Sprachniveau von A2 bis B1, Berufserfahrung, ein hohes Mass an Motivation und idealerweise ein bereits gefundener Praktikumsplatz. Die Teilnahme ist für Personen, die im Kanton Luzern wohnen kostenlos, abgesehen von Schulgeld (zwischen 175 bis 465 CHF abhängig von Anzahl Schultagen pro Woche) und Materialkosten (maximal 750 CHF pro Jahr) gemäss kantonalen Vorgaben. Für die Teilnahme am Unterricht des ZBA müssen die Lernenden zudem einen eigenen Laptop («bring your own device BYOD») mitbringen. Sofern sie nicht von der wirtschaftlichen Sozialhilfe unterstützt werden, müssen sie die Kosten für das Schulmaterial selbst tragen. Die INVOL ist jedoch stipendienberechtigt, sodass eine finanzielle Unterstützung unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist.

Vielfältige Zielgruppe

Ursprünglich wurde INVOL für anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene (Ausweis B/F) ins Leben gerufen. Mittlerweile können auch Personen mit Schutzstatus S sowie Jugendliche und Erwachsene aus EU-/EFTA- und Drittstaaten, die ohne Sek II Abschluss in die Schweiz gekommen sind, am Programm teilnehmen.

Cengiz Yasar (links) und ein INVOL-Kollege in einem heiteren Moment während des Unterrichts.
Cengiz Yasar (links) und ein INVOL-Kollege in einem heiteren Moment während des Unterrichts.

 Die Zielgruppe ist vielfältig. gemeinsam ist allen der Wunsch, in der Schweiz beruflich Fuss zu fassen. Cengiz Yasar, Teilnehmer einer INVOL-Klasse, bringt es auf den Punkt: «Die INVOL ist super. In der Schule lerne ich Deutsch und im Praktikum komme ich gut zurecht. Bei der Arbeit lerne ich viel Neues und kann auch schon viel allein machen. Das hilft mir sehr.»

Ein Gewinn für alle

Nicht nur die Teilnehmenden profitieren, auch Betriebe sehen in der Integrationsvorlehre eine wertvolle Vorbereitung auf eine spätere Lehre. Waldemar Lampkowski, Teamleiter Hauswirtschaft bei Viva Luzern Wesemlin, berichtet über eine gelungene Integration: «Nach ihrer Integrationsvorlehre hat Lula auch ihre Lehre bei uns mit Erfolg abgeschlossen. Wir schätzen ihre Mitarbeit sehr.» Lula Haile selbst ist dankbar für die INVOL: «Die Integrationsvorlehre hat mir sehr dabei geholfen die Lehre abzuschliessen. Jetzt lerne ich im Altersheim jeden Tag Neues dazu.»

Waldemar Lampkowski, Teamleiter Hauswirtschaft bei Viva Luzern Wesemlin, zeigt Lula Haile einen Trick, wie die Wäsche gebügelt werden kann.
Waldemar Lampkowski, Teamleiter Hauswirtschaft bei Viva Luzern Wesemlin, zeigt INVOL-Teilnehmerin Lula Haile einen Trick, wie die Wäsche gebügelt werden kann.

Damit INVOL gelingt, braucht es Betriebe, die bereit sind, Praktikumsplätze anzubieten und bei guter Leistung der INVOL-Teilnehmenden anschliessend einen Ausbildungsplatz zur Verfügung zu stellen. Voraussetzungen dafür sind Offenheit, Zeit, um die Praktikanten und Praktikanten, zumindest in der Anfangszeit, zu begleiten und die generelle Bereitschaft, sie auf dem Weg in die Berufswelt zu unterstützen. Der Kanton Luzern begleitet interessierte Unternehmen bei Fragen zu Arbeitsbewilligungen, Praktikumsverträgen oder Fördermöglichkeiten.

Gemeinschaftsprojekt

Hinter INVOL steht ein nationales Programm, das vom Staatssekretariat für Migration SEM in Zusammenarbeit mit den Kantonen und Organisationen der Arbeitswelt getragen wird. Ziel ist, das Potenzial der Zugewanderten besser zu nutzen, ihre Sozialhilfeabhängigkeit zu reduzieren, die Integration zu verbessern und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.


Infobox: INVOL wird reguläres Angebot

Die bewährte Integrationsvorlehre INVOL für Personen aus dem Asyl- und Flüchtlingsbereich und für Zugewanderte aus EU/EFTA- und Drittstaaten wird im Kanton Luzern ein reguläres Bildungsangebot am Zentrum für Brückenangebote (ZBA). Zusätzlich baut der Kanton Luzern die vorgelagerten Unterstützungsangebote für spätzugewanderten Personen aus EU/EFTA- und Drittstaaten gezielt aus, um auch ihnen den Einstieg in eine berufliche Grundbildung zu erleichtern:

  • Kostenlose Kurzberatung im Beratungs- und Informationszentrum für Bildung und Beruf (BIZ): Jeweils am Freitagnachmittag zwischen 14 und 16 Uhr werden INVOL-Interessierte im Berufsinformationszentrum (BIZ) gezielt zur Integrationsvorlehre beraten.
  • Sprach- und Kompetenzförderung: Der Kanton Luzern unterstützt neu INVOL-Interessierte mit geringen Sprachkenntnissen gezielt durch Deutsch- und Grundkompetenzkurse, damit sie sprachlich und fachlich optimal auf den Einstieg in eine Ausbildung vorbereitet sind.
  • Vorbereitungsangebot INVOL V: Wer mehr als ein Jahr Zeit zur Vorbereitung auf eine reguläre berufliche Grundbildung benötigt, kann vorgelagert zur INVOL das Angebot INVOL V absolvieren.
  • Verbesserung des Zuweisungssystems: Neu zugewanderte Personen aus dem EU/EFTA-Drittstaatenraum werden nach dem Erstgespräch beim Amt für Migration bedarfsgerecht an das BIZ, die FABIA, ein Sozialberatungszentrum oder eine andere zuständige Stelle weitergeleitet, um Unterstützung beim Spracherwerb oder weiteren Bereichen zu erhalten.

Weitere Informationen in der Medienmitteilung vom 02.09.2025.


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