Interview: Vera Bergen
Bilder: zVg
Nach zehn Jahren als Leiter der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung DBW geht Christof Spöring in Pension. In seiner Amtszeit hat er die Luzerner Berufsbildung massgeblich geprägt und die Dienststelle zu einer modernen Verwaltungseinheit entwickelt. Kurz vor seinem letzten Arbeitstag bei der DBW spricht Christof Spöring über stolze Momente, welche Berge er nun besteigen möchte und dass er eben doch noch nicht ganz in Pension geht.
Christof Spöring, starten wir mit einer kleinen Rechenaufgabe: Wie viele Lernende haben wohl während Ihrer Zeit als Leiter der DBW Ihren Abschluss gemacht?
Bei gut 4`800 Berufsabschlüssen jährlich, inklusive Brückenangeboten und Berufsmaturität BM2, sind es um die 60`000 Abschlüsse.
Sie waren während zehn Jahren Leiter der Luzerner Dienststelle Berufs- und Weiterbildung. Was war Ihnen in dieser Zeit besonders wichtig?
Ich wollte die Reputation der Berufsbildung stärken und aus den gegebenen Ressourcen eine möglichst hohe Wirkung erzielen. Zudem habe ich die Entwicklung der Berufsbildung auf nationaler und kantonaler Ebene aktiv gefördert. Dies immer in enger Partnerschaft mit den vielen Akteuren der Berufsbildung. Als Richtschnur diente unsere Strategie «Berufsbildung Luzern für die Welt von morgen».
Worauf sind Sie rückblickend besonders stolz?
Dass es gelungen ist, gemeinsame Werte und Unternehmergeist in der Dienststelle zu leben. Dies hat dazu geführt, dass wir viele Innovationen und Entwicklungen lancieren konnten, wie zum Beispiel einen verbindlichen Studienwahlfahrplan des Beratungs- und Informationszentrums für Bildung und Beruf BIZ, die BM Sek+, die Förderung der Grundkompetenzen mit Bildungsgutscheinen, neue Bildungsformate in den Berufsfachschulen, die Gründung der Informatikmittelschule, die Bewältigung der Flüchtlingskrise ab 2015, die Einführung von Co-Leitungen an unseren Schulen oder die Verbesserung des Interkantonalen Datenmanagements und vieles mehr. Als Präsident der Eidgenössischen Berufsmaturitätskommission konnte ich zudem die Flexibilisierung der Berufsmaturität voranbringen und damit neue Bildungsformate ermöglichen.
Es gab einige Meilensteine in Ihrer beruflichen Karriere. Nach dem Besuch der Verkehrsschule haben Sie eine Lehre als Bahnbetriebsdisponent gemacht und danach bei der SBB immer mehr Verantwortung übernommen. Vor Ihrer Stelle als Leiter der DBW waren sie Geschäftsführer und CEO von login Berufsbildung. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie nun auf ihren beruflichen Werdegang zurückschauen?
Ich bin sehr dankbar, dass ich all diese Stationen durchleben durfte. Es war ein Weg des Wachstums und der Entwicklung. Ich hatte die Chance immer wieder an Orten zu stehen, wo es Neues aufzubauen und Bestehendes zu verändern gab. Mit etwas Mut, mit Gestaltungswillen und guten Leuten um mich herum, konnte sehr viel gelingen. Dazu gehörten gute Chefs, die mir vertrauten. Wir durften viele Erfolge feiern. Dies hat Energie gegeben und Schwung für neue Ideen. Ich hatte bisher ein spannendes und reiches Arbeitsleben, das mich immer wieder begeistert hat.
Wenn Sie heute nochmals mit ihrer Karriere starten könnten, für welche Lehre, welchen Weg würden Sie sich entscheiden?
Das ist sehr hypothetisch – ich weiss ja nicht, wie ich in der heutigen Zeit als 15-Jähriger ticken würde… Mit meinen heutigen Kenntnissen würde ich nicht ins Gymnasium gehen – somit bliebe ein ähnlicher Weg, wie ich ihn gemacht habe mit Lehre und Berufsmaturität.
Eigentlich könnten Sie sich nun zurücklehnen und die Pension und Ihre vielfältigen Hobbys geniessen. Sie scheiden aber noch nicht ganz aus dem Arbeitsleben. Wie geht es beruflich weiter?
Ich werde in einem Teilzeitpensum beim Kanton Luzern das Projekt Luzern Connect mitgestalten. Ziel ist es, die gesamte Verwaltung agiler, digitaler und kundenorientierter aufzustellen sowie die Prozesse zu vereinfachen und die Zusammenarbeit über die Dienststellen hinweg zu fördern. Ich freue mich auf einen vertieften Einblick in für mich neue Welten und hoffe, einen Beitrag zu diesen Zielen leisten zu können.
Es bleibt hoffentlich trotzdem mehr Zeit für Ihre Hobbys. Sie sind begeistert von Skitouren und Bergsteigen. Ich habe gehört, dass Sie noch einige 4000er besteigen möchten. Welcher Berg steht als nächstes auf dem Programm? Und wie bereiten Sie sich auf solche Touren vor?
Es fehlen mir noch sieben von 48 – davon noch drei anspruchsvolle, die Dent Blanche, das Täschhorn und der Piz Bernina. Welcher Gipfel es sein wird, weiss ich noch nicht. Ich bin so oder so viel in den Bergen unterwegs. Dies ist eine gute Vorbereitung.
Sie lieben nicht nur die Berge, Sie sind auch vom Wasser und Segeln fasziniert. Was haben Sie hier für Pläne? Erneut eine Atlantik-Überquerung?
Da geht es nicht so hoch hinaus. Ich bleibe auf dem Vierwaldstättersee und geniesse Wind und Wasser mit Familie und Freunden.
Inwiefern lassen sich Bergtouren oder Ozean-Überquerungen mit der Arbeit bei der DBW vergleichen?
Für Bergtouren muss man immer einige Ideen in petto halten und wenn die Verhältnisse stimmen, das umsetzen, was möglich ist. Transatlantik und DBW sind da näher. Hier brauchts ein klares Ziel, das langfristig erreicht werden soll. Dann heisst es planen, entscheiden, vorbereiten, die richtigen Leute dabeihaben und auch bei Schwierigkeiten nicht zu schnell aufzugeben. Unterwegs gilt es die Umgebung zu beobachten und regelmässige Standortbestimmungen vorzunehmen, um den Kurs zu halten oder anzupassen.
Sie haben mehrere Enkelkinder – Was empfehlen Sie ihnen für ihre berufliche Zukunft? Wovon raten Sie ab?
Sie sollen eine Ausbildung machen, die für sie passend ist. Das heisst, ihren Fähigkeiten entspricht, sie begeistert und die ihnen Optionen für die Zukunft eröffnet. Das muss nicht dasselbe sein, was ihre Freunde gut finden. Sie werden ihren eigenen Weg gehen, da bin ich mir sicher.
Was möchten Sie Ihrem Nachfolger und jetzigem Stellvertreter – Daniel Preckel – mit auf den Weg geben?
Ich freue mich, dass Daniel die Entwicklung der DBW im Sinne unserer gemeinsam erarbeiteten Strategie weitertreiben will. Er wird das zusammen mit dem Leitungsteam mutig und konsequent tun und braucht dafür meinen Rat nicht.
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