Text: Anna Meyer, Blogredaktion
Bilder/Video: Dienststelle Berufs- und Weiterbildung des Kantons Luzern
Lernen in zwei Sprachen: Der bilinguale Unterricht an den Luzerner Berufsfachschulen hat in den letzten zehn Jahren zunehmend an Beliebtheit gewonnen. Zeit für eine Zwischenbilanz.
In Fabio Wettsteins Klasse wird Englisch nicht nur im Fremdspracheunterricht gesprochen. Der angehende Elektroniker besucht während seiner Lehre den bilingualen Unterricht – kurz BILI. Bei diesem Konzept wird rund ein Drittel des Berufsschulunterrichts in einer Fremdsprache abgehalten. So wird zum Beispiel der allgemeinbildende Unterricht gleichzeitig auf Englisch und Deutsch unterrichtet. «Das Beste am BILI-Unterricht ist, dass man einerseits Allgemeinbildung hat und andererseits nebenbei die Chance erhält, Englisch zu lernen und zu gebrauchen», erzählt Fabio Wettstein. «Wir diskutieren oft aktuelle Themen in Englisch, was sehr interessant ist». Fabio Wettstein ist mit seiner Begeisterung für den zweisprachigen BILI-Unterricht nicht alleine, wie das Video unten zeigt.
Hemmungen vor Fremdsprache ablegen
Im Unterricht besteht kein Druck, perfekt Englisch zu sprechen. Wer beim Reden nicht weiterkommt, darf auf Deutsch wechseln. Geprüft und benotet werden nicht die Fremdsprachenkenntnisse, sondern nur die Unterrichtsinhalte. «Es geht bei BILI um das Ablegen der Hemmung beim Kommunizieren auf Englisch», erklärt Michael Lüthold, der als Berufsbildner Elektronik BILI-Lernende betreut. «Die Sprache ist ein Tool. Es geht nicht um die korrekte Verwendung der Grammatik, sondern um den Inhalt, den Gebrauch und das Verstehen der Sprache als solches. In einem technischen Beruf ist Englisch sehr wichtig, weil wir täglich englische Dokumente, Datenblätter und Begriffe verwenden. Deshalb schätze ich als Berufsbildner das BILI-Angebot sehr.»
Die Zufriedenheit ist gross und die Nachfrage steigt
Mittlerweile gibt es den BILI-Unterricht an den Luzerner Berufsfachschulen seit gut 14 Jahren. Als der Kanton das Angebot 2008 einführte, wurde mit zwei Klassen gestartet. Inzwischen besuchen rund 2’000 Jugendliche in 118 Klassen den BILI-Unterricht – das sind rund 15 Prozent aller Auszubildenden. Eine Umfrage im Frühjahr 2021 zeigt, dass die zunehmende Nachfrage auch mit der Qualität des Unterrichts einhergeht. Lernende wie auch Lehrpersonen äussern eine grosse Zufriedenheit mit dem Angebot.
Für Lehrpersonen kann es im Unterricht zwar herausfordernd sein, den unterschiedlichen Sprachniveaus der Jugendlichen gerecht zu werden. Aber auch für sie überwiegen klar die Vorteile. «Durch den Fremdsprachenanteil ist der BILI-Unterricht abwechslungsreich und spannend», sagt BILI-Lehrerin Nadja Hofer. «Es erfüllt die Lernenden mit Stolz, wenn sie schwierige Themen des Sachfaches sogar in Englisch beherrschen und einander erklären können. Ich finde es immer wieder faszinierend zu sehen, wie viel möglich ist mit motivierten Lernenden. Ganz nach dem Motto: ‹The sky is the limit›».
Positives Fazit zu «Bili»
Der Kanton Luzern bietet den bilingualen Unterricht für über 30 Lehrberufe als kostenlose Wahlmöglichkeit an. Für diejenigen Lehren, wo Englisch im Berufsalltag einen besonders hohen Stellenwert einnimmt, ist das Angebot obligatorisch. So muss auch Fabio Wettstein als Elektroniker den BILI-Unterricht verpflichtend besuchen. Das stört ihn aber überhaupt nicht, denn sein Fazit fällt äusserst positiv aus: «Ich würde den BILI-Unterricht absolut weiterempfehlen. Englisch ist die Sprache, die man weltweit und in verschiedenen Lebensbereichen braucht. Und ich finde es äusserst wichtig, dass gerade das Sprechen geübt wird.»
Weitere Informationen zum bilingualen Unterricht BILI
Weitere Informationen zu Fremdsprachen und Berufs-Ausbildung:
Fremdsprachen in der Berufslehre - Austausch mit Dänemark
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