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BM SEK+: «Etwas Ehrgeiz braucht man schon»

Interview: Romy Villiger, Dienststelle Volksschulbildung DVS

Bilder: DVS

Die BM SEK+ startete im August 2021 mit 28 Jugendlichen aus dem ganzen Kanton Luzern. Bei diesem neuen Modell der Berufsmaturität (BM) absolvieren die Lernenden das erste BM-Jahr parallel zum letzten Schuljahr der Volksschule. Jeweils am Mittwoch gehen sie in den BM-Unterricht am Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe in Luzern. An den anderen Wochentagen besuchen sie die Sekundarschule in ihren Herkunftsgemeinden.

Sina Renggli aus Schüpfheim und Jeremias Furrer aus Pfeffikon gehören zu den ersten Jugendlichen, die sich an die BM SEK+ gewagt haben. Die beiden erzählen im Interview über ihre bisherigen Erfahrungen mit diesem neuen Schulmodell.

Sina Renggli, Jeremias Furrer - seit den Sommerferien besuchen Sie einen Tag pro Woche den BM-Unterricht in Luzern. Haben Sie sich in der Berufsmaturitätsschule schon etwas eingelebt?

Berufsmatura
Sina Renggli

 

Sina: Ja, ich habe mich schon gut eingelebt und fühle mich wohl hier. Ich habe schnell Kontakt mit Kolleginnen und Kollegen gefunden. Wir essen jeweils zusammen Zmittag. Da können wir uns austauschen und Fragen miteinander klären. Das gefällt mir und es macht den Tag zusätzlich kurzweilig und abwechslungsreich.

 

Jeremias: Das geht mir genau gleich. Auch ich habe mich gut und rasch eingelebt hier und neue Kollegen gefunden. Aber es ist schon anders an der BM-Schule, das Tempo im Unterricht zum Beispiel ist höher als in der Sekundarschule.

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Jeremias Furrer

Mehr Tempo im BM-Unterricht - was ist sonst noch anders im Vergleich zur Sekundarschule?

Jeremias: Nicht nur das Tempo, auch der Schwierigkeitsgrad ist höher, zum Beispiel bei den Mathe-Aufgaben. Aber sie sind zu meistern (schmunzelt). 

Sina: Ich finde auch, dass alles viel schneller vorwärtsgeht. Wenn wir zum Beispiel in der Sekundarschule zwei Wochen für ein Thema haben, sind es bei der BM nur ein bis zwei Tage. Und man muss mehr machen. Die Sachen werden einem weniger nachgetragen als in der Sekundarschule. Man muss auch viel selbstständiger arbeiten und sich gut organisieren.

Sich gut organisieren gilt bestimmt auch für die Hausaufgaben. Ihr kriegt ja jetzt von zwei Schulen Arbeitsaufträge. Wie kommt ihr damit zurecht?

Jeremias: Bis jetzt haben wir nicht übermässig viel Hausaufgaben. Bei mir klappt das gut. Und in der Sekundarschule müssen wir ja keine Wahlfächer besuchen. So bleibt mir auch noch genügend Freizeit. 

Sina: Zum Lernen für die Prüfungen an der BM-Schule muss ich mehr Zeit aufwenden. Die Wahlfächer in der Sekundarschule sind bei mir am Mittwoch, wenn ich in der BM-Schule bin. Und weil wir in der BM SEK+ von den Wahlfächern dispensiert sind, muss ich dort nichts nachholen. 

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Der BM SEK+-Unterricht findet im Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe in Luzern statt. Es liegt direkt beim Bahnhof und ist gut erreichbar.

So ganz generell gesehen, was macht euch am meisten Freude, was am meisten Mühe?

Sina: Die BM SEK+ ist etwas anderes, eine neue Herausforderung - das macht mir Spass. Am Anfang hatte ich etwas Mühe mit dem Unterrichtstempo. Aber inzwischen geht das schon viel besser. 

Jeremias: Mir gefällt es, Leistung zu zeigen. Ich habe recht hohe Erwartungen an mich selber. In der Sekundarschule gelingt es mir leichter, diese zu erfüllen. In der BM-Schule muss ich mir mehr Mühe geben. 

Nächsten Sommer beendet Ihr die Volksschule und die Berufsbildung beginnt. Wisst Ihr schon, welchen Beruf Ihr lernen werdet und habt Ihr schon eine Lehrstelle gefunden?

Jeremias: Ich mache eine Lehre als Informatiker Applikationsentwicklung und habe von der Hochschule Luzern die Zusage für die Lehrstelle erhalten. 

Sina: Ich werde Schreinerin und habe auch eine schriftliche Zusage für die Lehrstelle. Den Lehrvertrag werden wir dann im Februar unterschreiben.

Toll, herzliche Gratulation! Was denkt ihr, hat die BM SEK+ bei der Lehrstellensuche eine Rolle gespielt?

Sina: Dank der BM SEK+ kann ich die BM während der Lehre machen, weil ich dadurch im Betrieb weniger fehlen werde. Andernfalls hätte ich die BM berufsbegleitend, also im Anschluss an die Berufslehre absolvieren müssen. 

Jeremias: Ich weiss nicht, wie weit die BM SEK+ bei meiner Lehrstelle eine Rolle gespielt hat, aber ich denke, sie war sicher eher ein Vorteil.

Nächsten Sommer wird wieder eine neue Klasse mit der BM SEK+ starten. Was würden Sie jüngeren Kolleginnen und Kollegen raten, die sich für die BM SEK+ interessieren?

Jeremias: Ich würde den Besuch empfehlen und raten, sich Mühe zu geben, um dran zu bleiben. Einfach so nebenbei die BM SEK+ besuchen geht nicht. Es braucht schon etwas Ehrgeiz und man muss gerne zur Schule gehen. 

Sina: Ich finde, man soll die BM SEK+ unbedingt probieren, man hat ja nichts zu verlieren. Wenn man nicht probiert, weiss man nicht, ob man es geschafft hätte (lacht verschmitzt).

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Flyer BM SEK+ zum Downloaden


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