Text: Lea Gnos, Leiterin Berufsmaturität DBW
Fotos/Video: Dienststelle Berufs- und Weiterbildung DBW
Drei Viertel der Jugendlichen im Kanton Luzern meistern jedes Jahr den Übertritt von der Sekundarschule in die Berufsbildung, mit allen seinen Herausforderungen. Einen wichtigen Beitrag zum Gelingen dieses Übertritts leisten Sekundarschullehrpersonen und Ausbildungsverantwortliche in der Berufsbildung. Ein Netzwerkanlass zwischen Sekundarschule und Berufsbildung vertiefte das Thema.
Die meisten Jugendlichen stehen im Berufswahlprozess zu Beginn vor einem grossen, teilweise fast unüberwindbaren Berg. Den individuell-passenden Beruf unter den rund 240 zur Auswahl stehenden auszuwählen ist anspruchsvoll genug. In einem Video, das von den beiden Mediamatik-Lernenden Felipe Jost und Simon Linggi produziert wurde, erzählt Chiara Hodel (17), die sich damals im 2. Lehrjahr als Fachfrau Betreuung EFZ mit Berufsmaturität (BM) befand, wie sie sich plötzlich im Berufswahlprozess umorientieren musste:
«Für mich war immer klar, dass ich Schreinerin werden wollte. Als ich Gelegenheit hatte, im Beruf zu schnuppern, habe ich gemerkt, dass mir dieser Beruf gar nicht so gefällt. Ich musste wieder bei Null anfangen, während meine Mitschülerinnen und -schüler schon viel weiter waren. Das hat mich gestresst, auch weil ich überfordert war mit den Fragen, was ich eigentlich will und was mich interessiert.»
Es wird konkret – und der Druck nimmt zu
Der Druck auf die Sekundarschülerinnen und -schüler nimmt nochmals zu, wenn sie sich auf die konkrete Lehrstellensuche begeben. Miranda Pacitti (19), Lernende des 3. Jahres an der Wirtschaftsmittelschule Luzern (Kauffrau EFZ E-Profil mit BM), konnte viele Berufe schnuppern, mit einer Lehrstellenzusage wollte es aber nicht klappen:
«Die Enttäuschung war gross. Das Ende der 3. Sek kam immer näher und der Druck stieg immer mehr an. Ich habe dann das 10. Schuljahr gemacht. Das hat mir geholfen, in Ruhe herauszufinden, welche Ausbildung für mich passt.»
Miranda Pacitti hat sich für die Wirtschaftsmittelschule und damit eine vollschulische Ausbildung entschieden. Heute ist sie froh über diesen Entscheid, denn sie geht gerne zur Schule.
Drei neue, prägende Lernorte für die Jugendlichen
Für viele Jugendliche ist der Eintritt in die Berufslehre schliesslich ein weiteres, anspruchsvolles Moment im Übergang von der obligatorischen Schulzeit in die Berufsbildung. Prägend sind nun die drei Lernorte Lehrbetrieb, Berufsfachschule und überbetriebliche Kurse. Jeder dieser Lernorte zählt mit einer Vielzahl neuer Wegbegleitender, Regeln und Aktivitäten auf. Von ihren Lehrbetrieben wünschen sich die Lernenden, dass sie diese gut aufnehmen, ihnen Zeit für ein behutsames Ankommen lassen und ihnen bereits früh erklären, was sie während der Berufslehre erwartet und wie sie ihr Ziel, den Berufsabschluss, erreichen können.
Brückenbauer gesucht – und gefunden
In dieser herausfordernden Zeit brauchen Jugendliche Personen, welche sie begleiten, ganzheitlich informieren und beraten. Diese Brückenbauerinnen und Brückenbauer aus der Sekundarschule und Ausbildungsverantwortung in Lehrbetrieben sowie in den überbetrieblichen Kursen vernetzen sich an der Veranstaltung "Sekundarstufe trifft Berufsbildung", die Anfang September stattgefunden hat.
Zum einen sind das die für die Berufswahl verantwortlichen Lehrpersonen, gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen in der Sekundarschule. Sie informieren sich regelmässig über die Neuerungen in der Berufsbildung, pflegen ein Netzwerk mit Lehrbetrieben aus der Region und organisieren Veranstaltungen zur Berufswahl im Schulhaus.
Die Botschafterinnen und Botschafter der Berufsbildung auf der anderen Seite übernehmen die Jugendlichen dann nach den Sommerferien, denn sie sind allesamt Ausbildungsverantwortliche in Lehrbetrieben oder überbetrieblichen Kurszentren. Für den Kanton Luzern sind sie zudem als Botschafterinnen und Botschafter für die Berufsbildung jeweils im Herbst an den Informationsveranstaltungen zum Übertrittsverfahren in die Oberstufe präsent und stellen dort die Berufsbildung vor. Sie erzählen an Beispielen von Lernenden, die sie während der Ausbildung begleitet haben und welche Perspektiven die Berufsbildung ermöglicht.
«Engagement von unschätzbarem Wert»
Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann nahm an der Netzwerktagung teil und dankte den beiden Gruppen für ihr Engagement am Übergang von der Sekundarschule in die Berufsbildung: «Dass Sie sich für die Bildung von Jugendlichen engagieren, ist von unschätzbarem Wert. Und das in einer Zeit des egozentrischen Denkens. Sie beweisen das Gegenteil, indem Sie ein zusätzliches Engagement für junge Menschen und die Gemeinschaft übernehmen. Das beeindruckt und begeistert mich!» Er betont auch die Wichtigkeit des Austauschs über die Schnittstelle hinweg: «Jedes Kind ist anders – und kein Übertritt ist genau gleich wie der andere. Aber wir machen Erfahrungen bei unserer Arbeit, gute - und weniger gute. Aus diesen Erfahrungen können wir im Austausch viel voneinander lernen.»
Die Teilnehmenden bekräftigen am Netzwerkanlass das Motto «zäme für üsi Jugend»: damit jede und jeder Jugendliche die für sie oder ihn in dem Moment richtige Lösung nach dem Sekundarschulabschluss findet.
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