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Medikamentenmissbrauch unter Jugendlichen: Gymnasien leisten Aufklärungsarbeit

Text: Judith Albisser, wissenschaftliche Mitarbeiterin 

Der Medikamentenmissbrauch unter Jugendlichen kann schwerwiegende Folgen haben und gar bis zu Todesfällen führen. Werden Medikamente mit anderen Substanzen, etwa Alkohol, gemischt, ergibt dies gefährliche Medikamentencocktails. Eltern, die vom Medikamentenmissbrauch ihrer Kinder erfahren, sind meist völlig überrascht und hilflos. Die Gymnasialbildung will Aufklärungsarbeit leisten und hat zusammen mit der Luzerner Polizei und der Stiftung Akzent zwei Präventionsanlässe angeboten.

An den Kantonsschulen werden Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler auf das Thema Drogen sensibilisiert; viele Schulen führen regelmässige Schulungen mit Akzent durch und informieren sich über Neuerungen und Trends, die in den Unterricht mit einfliessen. Auch für Erziehungsberechtigte wurden im laufenden Jahr zwei Informationsveranstaltungen angeboten.

 

Werden Medikamente aus welchen Beweggründen auch immer mit anderen Substanzen gemischt, können gefährlichere Medikamentencocktails entstehen. Wissen Eltern über Trends, Substanzen und Anzeichen Bescheid, können sie angemessen reagieren und bei Bedarf ihren Kindern helfen.  

 

Eltern über aktuelle Trends und Entwicklungen informieren

Im Sinne der Elternbildung hat die Dienststelle Gymnasialbildung den Online-Anlass von Anfangs Jahr am Montag, 29.11.2021, zum Thema «Medikamentenmissbrauch bei Jugendlichen – Erkennen und Handeln» durchgeführt.

 

Expertinnen und Experten der Luzerner Polizei und von Akzent Prävention sind dabei Fragen nach den aktuellen Konsumtrends bei Jugendlichen nachgegangen. Ausserdem wurden Wege aufgezeigt, wie Eltern die Anzeichen für eine Sucht frühzeitig erkennen und darauf reagieren können oder selber Unterstützung bekommen. 

 

Medikamente und Alkohol - eine gefährliche Mischung

Die Kombination von Medikamenten mit Alkohol – eine Form des Mischkonsums – kann zu einer gefährlichen Wechselwirkung im Körper, im schlimmsten Fall bis zum Atemstillstand führen, erläuterte Roland Jost von der Luzerner Polizei. Er verdeutlichte, dass Medikamente für Jugendliche über die Hausapotheke zuhause oder bei den Grosseltern zugänglich seien. Zudem seien verschiedene Drogen bei Jugendlichen ein Thema, wie das synthetische Cannabis, die Benzodiazepine (im Alltag Benzos genannt), Stimulantien wie Kokain oder Opioide wie Codein, welches in Hustensirup vorkomme und von Jugendlichen konsumiert werde.

 

Jugend, Musik und Drogen

Auch Musiktrends, bei welchen Medikamente glorifiziert werden oder das Streben nach Anerkennung in Gruppen können das Verhalten von Jugendlichen beeinflussen, unterstreicht Christina Meyer von Akzent Prävention und Suchttherapie.

 

Substanzen wirken durch verschiedene Mechanismen und haben Einfluss auf unterschiedliche Rezeptoren im Gehirn. Sie aktivieren das Belohnungssystem im limbischen Teil des Gehirns und führen zur Ausschüttung von Botenstoffen, wie das Dopamin, was wir als Glücksgefühl wahrnehmen. Je öfters diese «positive»  Erfahrung mit der Droge gemacht werde, desto mehr lerne das Gehirn, dass diese zu angenehmen Gefühlen führt und löst Verlangen nach der Substanz aus.

 

Prävention - «miteinander reden»

In der Prävention setze man auf Problemlösefertigkeiten und fördere die Lebenskompetenzen, so Christina Meyer. Sie empfehle deshalb den Erziehungsberechtigten, das Gespräch mit den Kindern oder Jugendlichen zu suchen, denn das Elternhaus ist das emotionale Zuhause der Jugendlichen, auch wenn es Streit gibt.

 

Eltern sollen sich auf Provokation einstellen, jedoch nicht darauf einlassen, um den Pingpong-Effekt zu vermeiden, bei dem man sich gegenseitig anschuldigt. Gegebenenfalls das Gespräch abbrechen und/oder eine andere nahestehende Person übernimmt dieses.

 

Langer Atem und Zuwendung

Es brauche einen langen Atem und ein Netz an Unterstützung. Diese findet man bspw. im erweiterten Familien- und Freundeskreis, bei vertrauten Personen wie Gotte oder Götti. Auch ist es gemäss Meyer wichtig, dass sich Eltern bzw. Erziehungsberechtigte professionelle Unterstützung einholen und nicht etwa aus Scham darauf verzichten. Es lohne sich zudem die zuständigen Beratungsangebote der Wohngemeinde zu kennen.

Ein Überblick von Zuständigkeiten und Angeboten ist zu finden auf:

> No-Zoff.ch Jugend- und Familienberatungen in der Zentralschweiz

 

Weitere Informationen: 

> Luzerner Polizei, Drogenprävention, Drogen - Nein, danke!

> Akzent, Themenrundgang für Sek II: Rausch und Risiko

 

 

An den Luzerner Gymnasien werden Schülerinnen und Schülern Beratungen bei schulischen, zwischenmenschlichen oder persönlichen Schwierigkeiten oder Krisensituationen angeboten. Die psychische und physische Gesundheit, Aufklärung und  Prävention betreffend Sucht werden regelmässig in unterschiedlichen Gefässen (z.B. in der Klassenstunde oder in Themen- bzw. Projektwochen) thematisiert und behandelt.

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