Interview: Vera Bergen / Bilder: PH Luzern (Eveline Beerkircher)
In der Lernwerkstatt «MINTizin» der Pädagogischen Hochschule PH Luzern werden Sek-Schülerinnen und - Schüler in die Welt der Medizintechnik eingeführt. MINTizin ist ein solcher Erfolg, dass die Lernwerkstatt im Januar 2024 weitergeführt wird. Noch hat es wenige Plätze frei. Peter Rigert von der PH erklärt, wie MINTizin funktioniert und wie Kurzentschlossene zu einem Termin kommen.
Peter Rigert, was genau ist MINTizin?
Wir entwickeln für Schüler und Schülerinnen der Oberstufe spannenden Unterricht rund um das Thema Medizintechnik. Dazu spannen wir mit Partnern zusammen. Die Hochschule Luzern und die Universität Luzern bringen beide ihre Expertise mit ein. Finanziell unterstützt werden wir von den Akademien der Wissenschaften Schweiz. Das Kernstück des Projektes ist die Lernwerkstatt bei uns an der Pädagogischen Hochschule Luzern. Wir bieten an diesem ausserschulischen Lernort im Uni/PH-Gebäude Sek-Schülerinnen und -Schülern die Möglichkeit, in die Welt der Medizintechnik einzutauchen und an zahlreichen Exponaten echte Erfahrungen zu sammeln. Im Verlauf des kommenden Jahres werden wir zudem noch Unterrichtseinheiten entwickeln, die auch in den Schulzimmern durchgeführt werden können.
Aus welchem Grund wurde MINTizin von der PH Luzern ins Leben gerufen?
Wie dem Projektnamen zu entnehmen ist, steht die MINT-Förderung im Zentrum. Wir möchten bei den Schülern und Schülerinnen das Interesse für die technischen Themen wecken. Das Thema der Medizintechnik ist dafür sehr gut geeignet, weil es einen interessanten Mix aus Bezugsthemen darstellt. So vermischen sich beispielsweise technische mit gesundheitlichen oder biologischen Themen. Dadurch versprechen wir uns, dass wir auch diejenigen Schüler und Schülerinnen abholen können, welche eher skeptisch gegenüber MINT-Themen waren.
Teil des MINTizin-Projekts sind Lernwerkstätten für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I. Wie läuft eine solche Lernwerkstatt ab?
Der Besuch startet mit einem kurzen gemeinsamen Einstieg. Vieles in der Lernwerkstatt dreht sich um Knochenbrüche. Deshalb werden die ersten Minuten dazu genutzt, den Schülern und Schülerinnen aufzuzeigen, mit welchen Technologien man als Patient oder Patientin in Berührung kommt, wenn man sich beispielsweise einen Unterarmbruch zugezogen hat. Von der Diagnose bis zur vollständigen Heilung. Dank Exponaten und Equipment aus dem Kantonsspital Luzern können wir einige Schritte vor- und ausführen.
Anschliessend arbeiten die Schulklassen in drei Bereichen: In einem ersten Teil können sie selbst Medizinaltechnologien anwenden, beispielsweise ein Ultraschallgerät oder eine Überwachungsstation bedienen. In einem zweiten Teil führen sie in der virtuellen Welt eine Operation durch. Und in dem dritten Teil gestalten und erfinden sie für ein fiktives Medizintechnikunternehmen den Prototypen für ein neues Medizintechnikprodukt.
Warum ist es wichtig, dass MINT-Fächer – im Fall von MINTizin medizinische Themen – an Schulen gefördert werden?
Erstens liegt in den MINT-Fächern das grosse Potenzial, spannende überfachliche Themen in die Schule zu holen, die eine Vielzahl von Jugendlichen begeistern und den Unterricht bereichern können. Zweitens besteht nach wie vor ein Fachkräftemangel in den MINT-Berufen, und es ist daher sinnvoll, dass Schülerinnen und Schüler früh mit diesen Themen in Kontakt kommen.
MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Warum fokussiert MINTizin «nur» auf die Medizin?
In unserem Angebot werden neben der Medizin noch viele weitere Fächer greifbar. Beispielsweise müssen die Schüler und Schülerinnen bei einer Übung eine Knochenplatte anbringen. Dabei kommen sie mit biologischen Aspekten, wie der Aufbau eines Knochens, oder physikalischen Aspekten, wie die Kräfte bei der Platte wirken, in Berührung. Wir versuchen möglichst viele solche Bezüge zu den MINT-Fächern sichtbar und greifbar zumachen.
Eigentlich wäre die Lernwerkstatt «nur» zwischen Mitte Oktober und Mitte Dezember 2023 geplant gewesen. Nun geht es im Januar weiter. Warum?
Wir waren schnell völlig ausgebucht und spüren nach wie vor grosses Interesse. Und weil der Aufbau und die Entwicklung der Lernwerkstatt aufwendig war, lohnt es sich, die zur Verfügung stehende Infrastruktur noch weiter zu nutzen und dem Interesse Rechnung zu tragen. Eine Win-Win-Situation!
Da die Lernwerkstatt ein grosser Erfolg war/ist, haben nun auch im Januar noch Schulklassen die Möglichkeit sich anzumelden. Was muss eine Schulklasse für die spontane Anmeldung mitbringen bzw. was braucht es von Seiten ihrer Lehrperson?
Die Anmeldung und der Besuch erfordern relativ wenig Vorbereitungsaufwand. Die Lehrpersonen mit Schulklassen des dritten Zyklus können sich auf der PH-Website anmelden. Anschliessend erhalten sie Zugang zu weiteren Informationen und Ideen für eine kurze Vorbereitung auf den Besuch. Wir rechnen jeweils mit einer Doppellektion Vorbereitung. Der Besuch ist kostenlos. Im Januar hat es noch einige freie Termine - ideal für Kurzentschlossene.
Was passiert nach Abschluss der Lernwerkstatt? Wie geht es mit dem Projekt «MINTizin» weiter?
Nach der Lernwerkstatt werden wir uns mit der Frage auseinandersetzen, wie die Inhalte in den Regelunterricht transferiert werden können. Dazu entwickeln wir Medizintechnik Unterrichtseinheiten, die auf den Erkenntnissen der Lernwerkstatt aufbauen.
Ab wann ist die Lernwerkstatt ein Erfolg?
Wir dürfen ein erfreuliches Zwischenfazit ziehen und die Lernwerkstatt bereits jetzt als Erfolg bezeichnen! Neben den zahlreichen Anmeldungen sind es vor allem die positiven Rückmeldungen der Jugendlichen und der Lehrpersonen, die für uns ein klares Indiz dafür sind, dass wir für sie ein attraktives Programm angeboten haben in der Lernwerkstatt 2023, pardon: Lernwerkstatt 2023/24.
Kommentar schreiben