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Neuer Master in Information and Cyber Security an der HSLU: Mehr Sicherheit für die digitale Welt

Interview: Vera Bergen

Weltweit gibt es immer mehr Cyberattacken – und es fehlt an Fach- und Führungskräften, die dabei helfen können, Unternehmen wirksam zu schützen. Die Hochschule Luzern HSLU reagiert auf diese Entwicklung und lanciert ab Herbst 2025 den neuen Masterstudiengang «Information and Cyber Security». Was das spezialisierte Programm leistet, warum es schweizweit einzigartig ist und welche Kompetenzen künftig gefragt sind, erklärt Studiengangsleiter Florian Wamser.


In Kürze:

  • In der Schweiz gibt es über tausend Cyberangriffe pro Woche – auch Unternehmen in der Zentralschweiz sind betroffen.
  • Um dem Fachkräftemangel im Bereich Cybersecurity zu begegnen, bietet die Hochschule Luzern ab Herbst 2025 den Masterstudiengang «Information and Cyber Security» an. 
  • Die Studierenden werden zu Fachleuten ausgebildet, die technische Sicherheit verstehen, aber auch führen und kommunizieren können.
  • Durch die Vernetzung mit externen Fachleuten und Cyber Security-Fachpersonen ist der Studiengang sehr praxisnah. 

Porträt Prof. Dr. Florian Wamser - Leiter des neuen Studiengangs «Master of Science (MSc) in Information and Cyber Security» an der Hochschule Luzern HSLU. (Bild: zVg)
Prof. Dr. Florian Wamser leitet den neuen HLSU-Studiengang «Master of Science (MSc) in Information and Cyber Security». (Bild: zVg)

Prof. Dr. Florian Wamser, warum bietet die Hochschule Luzern HSLU neu den Masterstudiengang «Information and Cyber Security» an?
Es ist eine Antwort auf den wachsenden Fachkräftemangel im Bereich Cyber Security und die steigende Anzahl von Cyberangriffen, die auch in der Zentralschweiz ein Problem darstellen. Der Bedarf an spezialisierten Fach- und Führungskräften, die nicht nur über technisches Wissen, sondern auch über Führungsqualitäten verfügen, ist enorm.

Cyber Security-Vorfälle stellen eine immer gravierendere Bedrohung für Unternehmen und Institutionen dar. In der Zentralschweiz wurden allein in den letzten zwei Jahren mehr als 100 bedeutende Vorfälle verzeichnet. Aktuell gibt es laut dem Bundesamt für Cybersicherheit BACS in der Schweiz über 1`000 Cyber Security-Vorfälle pro Woche.

Wir haben im Gespräch mit führenden Industrievertretern herausgefunden, dass es Expertinnen und Experten braucht, die in der Lage sind, komplexe Sicherheitsherausforderungen zu meistern und innovative Lösungen zu entwickeln. Mit dem neuen Masterangebot will die HSLU diesem Bedarf begegnen.

Cyber Security ist ein weites Feld. Welche Themen und Gefahren stehen im Fokus der Ausbildung?

Der Masterstudiengang «Information and Cyber Security» der Hochschule Luzern konzentriert sich auf zentrale Kernthemen: 

 

1) Technisches Fachwissen: Studierende erwerben fundierte Kenntnisse in Bereichen wie Offensive und Defensive Security, Forensik, Sicherheitsarchitekturen, Netzwerksicherheit, Cloud Security, Mobile Security, IoT- und OT-Sicherheit (Schutz von Geräten und Netzwerken, die mit dem Internet verbunden sind und Absicherung von Systemen und Netzwerken, die industrielle Prozesse und kritische Infrastrukturen steuern und überwachen). Der Studiengang vermittelt neben praktischen Fähigkeiten auch wie Prozesse und Strukturen in diesen Fachgebieten entwickelt werden. Die Studierenden werden darin geschult, Schwachstellen in Systemen zu erkennen und präventive Massnahmen zu ergreifen, einschliesslich eines tiefen Verständnisses von Cyberangriffen und der Durchführung forensischer Analysen.

 

2) Praxisnahe Übungen: Durch zahlreiche Fallstudien und Tabletop-Übungen vertiefen Studierende ihr theoretisches Wissen und erarbeiten praxisorientierte Lösungen auf wissenschaftlicher Basis.

 

3) Kommunikation und Leadership: Studierende lernen, intern effektiv zu kommunizieren (im eigenen Team, mit dem Management der Firma, etc.) und extern mit Behörden, den Medien und anderen Unternehmen zu kommunizieren. Oftmals ist die richtige Kommunikation essenziell für das Überleben eines Unternehmens, wenn ein Cyber Security-Vorfall stattgefunden hat.

 

4) Management-Fähigkeiten: Neben technischem Wissen legt der Studiengang Wert auf die Ausbildung in Managementfähigkeiten in der Cyber Security. Die Fähigkeit, komplexe Sicherheitskonzepte effektiv zu vermitteln und professionell auf Sicherheitsvorfälle zu reagieren, ist entscheidend für den Unternehmensschutz. Dieser ganzheitliche Ansatz stellt sicher, dass Absolvent:innen sowohl im technischen Fachwissen als auch in strategischer Leitung und Kommunikation führend sind.

«Der Bedarf an spezialisierten Fach- und Führungskräften, die nicht nur über technisches Wissen, sondern auch über Führungsqualitäten verfügen, ist enorm».

Gibt es konkrete Partnerschaften mit realen Unternehmen oder Projekten im Studiengang?

Wir sind in Kontakt mit verschiedenen Unternehmen, um eine praxisorientierte Ausrichtung des Programms zu erreichen. Zahlreiche unterstützende Rückmeldungen bestätigen uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden.

 

Im Studiengang selbst bieten wir Module mit Gast-Dozierenden aus der Industrie an. Hervorzuheben sind hierbei die Module «Organizational and Cultural Aspects of Security» und «IT Rhetorics for Security and Risk Management in Practice». Weitere Module, wie «Security Operations Technology & Management» und «Performing a Red Team Operation», werden von externen Experten geleitet. Generell bieten wir realitätsnahe Projekte, Gastvorträge und Workshops. Durch die Auswahl Dozierender aus der Industrie streben wir an, eine herausragende Lehrqualität zu gewährleisten.

Cyber Security betrifft die ganze Welt, weshalb der Studiengang sehr international ausgerichtet ist. (Bild: Franca Pedrazetti)
Cyber Security betrifft die ganze Welt, weshalb der Studiengang international ausgerichtet ist. (Bild: Franca Pedrazetti)

Wie international ist der neue Studiengang ausgerichtet, und welche Rolle spielen globale Sicherheits-Standards und Bedrohungen im Lehrplan?

Die Unterrichtssprache ist Englisch. Das Studienprogramm ist international ausgerichtet. Das Programm integriert weltweit anerkannte Standards der Cyber Security, wie etwa die ISO/IEC 27001 für Informationssicherheits-Managementsysteme. Wir haben in Modulen beispielsweise relevante Inhalte der amerikanischen Agentur für Cyberverteidigung CISA eingebaut, sofern diese sinnvoll waren. Cyber Security ist nicht auf die Schweiz beschränkt, sondern ist eine globale Anstrengung, da auch die Bedrohungen international sind.

Was macht das Programm im schweizweiten und europäischen Vergleich besonders oder sogar einzigartig?

Wir haben das Alleinstellungsmerkmal, dass wir ein vollständiges Curriculum in Cyber Security anbieten. In Anlehnung an den Bachelor-Studiengang der HSLU haben alle Master-Module einen direkten Bezug zur Cyber Security.

 

Als Fachhochschule legen wir Wert auf die angewandte Seite der Ausbildung: Im Vordergrund stehen praxisorientierte Übungen, bei denen Studierende die Möglichkeit haben, Neues auszuprobieren, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Das Curriculum und diese Herangehensweise in der Lehre machen unser Programm einzigartig.

«Cyber Security ist nicht auf die Schweiz beschränkt, sondern ist eine globale Anstrengung, da auch die Bedrohungen international sind».

Welche Voraussetzungen sollten Bewerberinnen und Bewerber mitbringen, um im Studium – und später im Beruf – erfolgreich zu sein?

Wir erwarten von Bewerberinnen und Bewerbern technisches Verständnis in Cyber Security auf Bachelor-Niveau. Solide Grundkenntnisse in IT und Cyber Security sind essenziell, um das Studium erfolgreich zu absolvieren.

 

Um später erfolgreich zu sein, werden Kommunikationsfähigkeiten und Managementfähigkeiten gelehrt. Neben der Freude an der technischen Seite der Cyber Security sollten Studierende Teamfähigkeit, Kooperationsbereitschaft sowie Engagement und Lernbereitschaft mitbringen. Ein internationales Bewusstsein ist ebenfalls wichtig: Da Cyber Security ein globales Thema ist, ist ein Verständnis für internationale Standards und Bedrohungen sowie interkulturelle Kompetenz vorteilhaft.

Im neuen Masterstudiengang stehen praxisnahe Übungen, reale Szenarien und Kommunikationstrainings im Zentrum der Ausbildung. (Bild: Pexels / Pixabay)
Im neuen Masterstudiengang stehen praxisnahe Übungen, reale Szenarien und Kommunikationstrainings im Zentrum der Ausbildung. (Bild: Pexels / Pixabay)

Was ist Ihre Vision: Welchen Beitrag kann dieser Studiengang langfristig zur digitalen Sicherheit in der Schweiz leisten?
Die digitale Sicherheit in der Schweiz soll nachhaltig verbessert und die Widerstandsfähigkeit von Organisationen gegenüber Cyberbedrohungen gestärkt werden. Als Dozent und Studiengangsleiter bin ich mit vielen Cyber Security-Vorfällen in Schweizer Unternehmen vertraut. Gleichzeitig kenne ich unsere fähigen, motivierten und äusserst talentierten Studierenden aus dem Bachelor-Studiengang Information & Cyber Security. Mit dem Masterprogramm möchte ich gezielt auf diese Bedrohungen reagieren, indem ich den Studierenden einen klaren Fahrplan und Kompass an die Hand gebe, wie sie sich selbst im Bereich Cyber Security weiterentwickeln und die Zukunft in Unternehmen aktiv gestalten können.


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