Interview: Dave Schläpfer / Blogredaktion
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An der Universität Luzern startet im Herbstsemester 2024 der neue Masterstudiengang «Climate Politics, Economics, and Law (CPEL)». Der Studiengang betrachtet den Klimaschutz aus einer kombinierten Sicht von Politik, Wirtschaft und Recht. Professorin für Politikwissenschaften Lena Maria Schaffer erklärt, welchen Beitrag die Politikwissenschaften zur Bekämpfung des Klimawandels leisten können.
Für eilige Leser und Leserinnen:
- Rund um den Klimawandel beziehungsweise den Klimaschutz stellen sich neben naturwissenschaftlichen auch immer mehr rechtliche, politische und wirtschaftliche Fragen.
- Sozialwissenschaftliche Forschung zu Klimapolitik, Klimaökonomie und Klimarecht wird wichtiger.
- Die Universität Luzern startet darum ab dem Herbstsemester 2024 den Masterstudiengang «Climate Politics, Economics, and Law (CPEL)».
- Es ist der erste Studiengang der Schweiz, der sich darauf konzentriert das Verständnis für die politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte des Klimawandels zu verbessern.
Prof. Dr. Lena Maria Schaffer, Klimafragen werden teilweise stark mit Natur- und Ingenieurwissenschaften in Verbindung gebracht – warum schlägt nun die Stunde der Humanwissenschaften?
Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem klar wird: Klimawandel kann nur mit der Bevölkerung bekämpft werden und nicht über sie hinweg. Das Verständnis dafür, wie Individuen, privatwirtschaftliche Akteure und Gesellschaften wahrnehmen, entscheiden und handeln, ist Hauptanliegen der Humanwissenschaften. Deshalb braucht es jetzt eine Bündelung humanwissenschaftlicher Kompetenzen. Die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, wie sich Extremwetterereignisse, Alpengletscher oder Meeresspiegel aufgrund des menschengemachten Klimawandels verändern, sind natürlich extrem wichtig. Diese über Jahrzehnte akkumulierte, wissenschaftlich gesicherte Evidenz dient als Entscheidungsgrundlage für die Politik. Zudem haben Ingenieurinnen und Ingenieure technische Lösungen entwickelt, wie man z. B. aus Sonnenlicht Strom erzeugt oder wie man Verbrenner durch E-Autos ersetzt.
Aber?
Die Umsetzung, wie man also internationale Verträge zur Lösung des globalen Problems gestaltet, welche technischen Lösungen effizient und effektiv eingesetzt werden können und wie man Bürgerinnen und Bürger von der Umstellung überzeugt, betrifft Fragen, welche die humanwissenschaftlichen Disziplinen besser beantworten können – und es handelt sich hierbei um die derzeit dringlichen Fragen.
Was kann hier die Politikwissenschaft, wo Sie beheimatet sind, leisten?
Sie setzt an zentralen Punkten an:
- Erstens wird analysiert, wie Nationalstaaten im Kontext von internationalen Organisationen über Lösungsansätze für solche globalen Probleme entscheiden und diese umsetzen.
- Zweitens untersucht die vergleichende Politikwissenschaft, wie es unterschiedlichen politischen Systemen bzw. Akteuren und Institutionen im Nationalstaat gelingt, international verabredete Verpflichtungen auch tatsächlich umzusetzen, und welche Akteure oder Institutionen Erfolg bringen oder verzögern. Hier geht es auch um die Frage, wer Entscheidungsfindung im Politikfeld Klima konkret beeinflusst: die öffentliche Meinung und/oder Interessengruppen.
- Drittens wird – beispielsweise auf der Ebene des Individuums – untersucht, welchen Einfluss Klimapolitik sowie deren Politisierung und Polarisierung auf politisches Verhalten, insbesondere bei Wahlen und Abstimmungsentscheidungen, hat.
CPEL: Der neue Studiengang an der Universität Luzern
- Menschen in ihren sozialen, wirtschaftlichen und politischen Interaktionen sind zentral für die Lösung der Klimakrise. Die Sozialwissenschaften können hier massgeblich beitragen.
- Mit dem neuen Master in «Climate Politics, Economics, and Law» stellt die Universität Luzern sicher, dass das Thema Klimaschutz mit einem interdisziplinären Zugang angegangen wird. Ziel ist, das Klimaproblem ganzheitlich zu betrachten.
- Ein sozialwissenschaftlicher Zugang ist nicht nur zentral, um die anfallenden Probleme zu verstehen und einzuordnen. Vielmehr kann sozialwissenschaftliche Erkenntnis auch zur Lösung durch Regeln, Vermittlung und Institutionalisierung beitragen. Hier setzt der neue Master in «Climate Politics, Economics, and Law» mit seinem sozialwissenschaftlichen Fokus an.
- Der neue Master startet im Herbstsemester 2024.
- Weitere Informationen zum Studiengang sowie zu den Anmeldefristen.
Woran forschen Sie in diesem Bereich momentan?
Meine Forschung setzt derzeit auf der Ebene des Individuums an. Einerseits interessiere ich mich dafür, wie Klimapolitik den politischen Wettbewerb unter Parteien in den letzten Jahren verändert hat. Andererseits versuche ich herauszufinden, welche Instrumente der Klimapolitik bei den Bürgerinnen und Bürgern (eher) akzeptiert werden und warum. Ich arbeite empirisch und verwende beispielsweise Umfrageexperimente, um etwaige Effekte möglichst klar identifizieren zu können.
Das Interview erschien zuerst in «cogito» - dem Wissensmagazin der Universität Luzern. Dort geben zusätzlich auch Prof. Dr. Simon Lüchinger sowie Prof. Dr. iur. Sebastian Heselhaus Einblick in die Möglichkeiten der Wirtschaftswissenschaft und der Rechtswissenschaft im Bezug auf die Bekämpfung des Klimawandels.
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