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Maturaarbeiten von Luzerner Gymnasiastinnen mit dem Religionspreis der Universität Luzern ausgezeichnet

Text: Dr. Alexander Maier, Universität Luzern

Die Universität Luzern hat den diesjährigen Luzerner Religionspreis an Maja Arnold und Selma Zoronjic verliehen. Damit honoriert die Universität die Maturaarbeiten der beiden Absolventinnen der Kantonsschule Alpenquai, worin sich beide auf unterschiedliche Weise mit religiöser Vielfalt auseinandergesetzt haben. Der Preis wurde im Rahmen der Maturafeiern Ende Juni durch Dr. Anne Beutter und Dr. Alexander Maier an die jungen Autorinnen überreicht.

Selma Zoronjic erhält während der Maturafeier 2021 auch den Religionspreis von Anne Beutter überreicht. Bild: Marcel Vogler
Selma Zoronjic erhält während der Maturafeier 2021 auch den Religionspreis von Anne Beutter überreicht. Bild: Marcel Vogler
(v. l.) Selma Zoronjic und  Maja Arnold mit ihren prämierten Maturaarbeiten. Bild: Benno Bühlmann
(v. l.) Selma Zoronjic und Maja Arnold mit ihren prämierten Maturaarbeiten. Bild: Benno Bühlmann

Die Theologische Fakultät und das Religionswissenschaftliche Seminar der Universität verleihen den mit 500 Franken dotierten Preis jährlich seit 2006. Berücksichtigt werden dabei Maturaarbeiten aus der gesamten Deutschschweiz, die einen inhaltlichen Fokus auf Religion oder Ethik legen. In diesem Jahr wurde der Preis – nicht zum ersten Mal –  gleich zweimal verliehen. Die Arbeiten der beiden prämierten Schülerinnen lagen aus Sicht der Jury gleichauf.

Flucht aus Bosnien und ein neues Leben

Maja Arnolds Abschlussarbeit ist stark persönlich geprägt: Ihre Mutter musste im Bosnienkrieg Anfang der 1990er Jahre Sarajewo verlassen, wo sie gerade mit ihrem Medizinstudium begonnen hatte. In Österreich baute sie sich dann ein neues Leben auf. Diese Lebensgeschichte gibt die Maturandin in der Erzählung „Nur ein paar Wochen“ wieder. Aus Sicht der Jury des Luzerner Religionspreises stellt Arnolds Erzählung einen gelungenen literarischen Zugang zu einem tragischen Kapitel europäischer Zeitgeschichte dar. Darin war auch die Religion verwickelt, denn mit dem Zusammenbruch Jugoslawiens wurde die religiöse und ethnische Vielfalt zu einem Verstärker der politischen Zerwürfnisse, die schliesslich zum Krieg und zur Belagerung Sarajevos geführt haben.

Zerstörte Brücke in Mostar als Symbol

Besonders eindrücklich bringt Arnold den Wandel im Zusammenleben der Religionen einerseits in den persönlichen Beziehungen der Ich-Erzählerin zum Ausdruck und andererseits emblematisch für die Gesellschaft als Ganzes – vielleicht sogar für Europa – durch den Verweis auf die berühmte, im Verlauf des Krieges zerstörte Brücke „Stari Most“ in Mostar; der Stadt, die bis zu diesem Zeitpunkt als Symbol für eine friedliche Koexistenz unterschiedlicher Religionen und Konfessionen auf dem Balkan stand.

 

Friedliches Zusammenleben der Kulturen

Auch wenn Arnold mit ihrer Erzählung für ein friedliches Zusammenleben von Kulturen und Religionen wirbt, bleibt ihr Beitrag in erster Linie Literatur. Nicht der sprichwörtliche moralische Zeigefinger, sondern Arnolds Art und Weise zu Erzählen, nimmt die Leserschaft für ihr Anliegen ein. Dazu gehört die Erkenntnis, dass Kommunikation angesichts ideologischer Differenzen nur dadurch aufrechterhalten werden kann, wenn die Menschen bereit sind, an den gewachsenen zwischenmenschlichen Beziehungen festzuhalten. Darin lässt Arnold auch die Ambivalenz der Religion aufscheinen, die nicht immer als Ressource der Solidarität wirkt, sondern nicht selten auch Gräben schafft oder vertieft. 

Ungewöhnliche Biografien: Vom Christentum zum Islam

Was bewegt Schweizerinnen mit christlichem Hintergrund dazu, zum Islam zu konvertieren? Mit dieser Frage hat sich Selma Zoronjic im Rahmen ihrer Maturaarbeit befasst. Eine in mehrfacher Hinsicht relevante und aktuelle Fragestellung, wie die Jury des Luzerner Religionspreises meint und Zoronjic für ihre Arbeit auszeichnet. Erhellende Erkenntnis der Arbeit, die auf ausführlichen Interviews mit neun Musliminnen beruht, ist die Vielfalt der Motive für einen Übertritt zum Islam. So liegen die Gründe für eine Konversion – entgegen eines gängigen Vorurteils – nicht nur in der Eheschliessung mit einem muslimischen Ehemann, sondern insbesondere in den individuellen religiösen Suchprozessen der einzelnen Frauen. Die Arbeit besticht, so die Jury, nicht nur durch die gut durchdachte Konzeption und Umsetzung, sondern auch durch die detailreichen Portraits der interviewten Frauen. Zoronjic hat die Musliminnen zudem auch fotografisch portraitiert und zeigt auf diese Weise auch die Vielfalt des äusserlichen Ausdrucks des neu angenommenen Glaubens. Selma Zoronjic wurde für ihre Arbeit auch mit dem Maturapreis 2021 der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg ausgezeichnet.

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