Text: Vera Bergen / Bilder: Andrea Müller, Volksschule Stadt Luzern
In der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh werden jedes Jahr die besten Lehrpersonen gewählt. Wer sich den Titel holt, darf zur Belohnung unter anderem Schulen in der Schweiz besuchen. Wir geben Einblick in den Besuch der über 30 Lehrpersonen im Luzerner Schulhaus Staffeln. So viel kann bereits verraten werden: Es war ein richtiges Fest.
Es ist nicht leicht, den Titel «Taipehs beste Lehrperson» zu holen. Immerhin gibt es in der taiwanesischen Hauptstadt rund 280 Schulen mit über 22'000 Lehrpersonen. Wer sich aber in einem mehrstufigen Verfahren den Preis holt, der wird nicht nur mit Ruhm und Ehre überschüttet, sondern darf im Rahmen der Auszeichnung, Schulen in der Schweiz, Deutschland und Frankreich besuchen, um neue Erfahrungen zu sammeln und sich von der europäischen Pädagogik inspirieren zu lassen. Taipehs beste Lehrpersonen des Jahres 2022 haben für ihren Besuch das Schulhaus Staffeln im Luzerner Stadtteil Reussbühl gewählt und wurden von Schulleiter Christof Bünter sowie Lehrerin Eliane Rast im Schulhaus willkommen geheissen.
Aufregung von Anfang bis Ende
«Der Anlass hatte bereits einen aufregenden Start, weil die Gruppe plötzlich da war - fast eine Stunde zu früh - und wir deshalb noch gar nicht alles eingerichtet hatten», berichtet Christof Bünter. Irgendwie konnte diese zu frühe Ankunft aber gut aufgefangen werden. Doch die Aufregung war noch nicht zu Ende. Obwohl es im Schulhaus Staffeln regelmässig Führungen für Interessierte gibt und sich die Lernenden bei diesen Besuchen meist sehr cool verhalten, war es beim Besuch aus Taipeh anders: «Es gab einen grossen Aufruhr mit Umarmungen, Autogrammen und natürlich vielen, vielen Fotos seitens der Taiwanerinnen und Taiwaner. So viel Aufregung gab es im Schulhaus Staffeln selten», resümiert Bünter.
Von Unterschieden und Unterschieden
Die taiwanesischen Lehrpersonen haben sich im Schulhaus Staffeln sehr wohl gefühlt und Schulleiter Christof Bünter Löcher in den Bauch gefragt. Die Anstellungsbedingungen der Schweizer Lehrpersonen waren ein grosses Thema. So kennen Taipehs Lehrpersonen wohl keine Teilzeitarbeit. «Was machen die Lehrpersonen denn an den anderen Tagen?», wurde ganz erstaunt gefragt. Im Gegensatz zur Schweiz gibt es in Taiwan auch keinen Lehrpersonenmangel. Es sei umgekehrt, wurde übersetzt. In Taiwan seien die Lernendenzahlen rückläufig und alle Lehrpersonen hätten nur befristete Verträge. Gestaunt haben die Lehrpersonen aus Taipeh auch über das Unterrichtsfach «Technisches und Textiles Gestalten». Sie finden es zwar grossartig, würden es aber in Taipeh wegen Verletzungsgefahr in dieser Altersstufe nie anbieten. Für Schmunzeln sorgte Bünters beruflicher Werdegang. Die Gäste konnten es kaum glauben, dass ein Schulleiter mehrere Jahre im Kindergarten unterrichtet hat. «Was für eine Karriere!», wurde Christof Bünter von den Dolmetscherinnen übersetzt.
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