Interview: Vera Bergen
Bilder: Dienststelle Berufs- und Weiterbildung DBW Kanton Luzern
«Berufsbildnerinnen und Berufsbildner sind das Rückgrat der Berufsbildung und eine tragende Säule der Luzerner Wirtschaft», betont Michael Bussmann, Leiter der betrieblichen Bildung bei der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung des Kantons Luzern. Ihre Aufgaben reichen von der Ausbildungsplanung über die Vermittlung von Fachkompetenzen bis hin zur Förderung von Eigenverantwortung und sozialen Fähigkeiten. Damit leisten Berufsbildende einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg der angehenden Fachkräfte. Michael Bussmann hebt diese zentrale Bedeutung hervor und zeigt auf, wie wichtig Zusammenarbeit, Verantwortung und Weiterbildung sind.
Für eilige Leserinnen und Leser:
- Berufsbildnerinnen und Berufsbildner sind ein wichtiger Teil des dualen Bildungssystems. Sie verbinden Theorie und Praxis und bereiten Lernende fachlich und persönlich auf die Arbeitswelt vor.
- Neben Fachwissen helfen sie den Lernenden auch, soziale und persönliche Fähigkeiten zu entwickeln.
- Berufsbildende müssen mit der Vielfalt der Lernenden umgehen, neue Technologien lernen und mit der sich stetig verändernden Arbeitswelt Schritt halten.
- Eine enge Zusammenarbeit zwischen den drei Lernorten (Betriebe, Berufsfachschulen und Überbetriebliche Kurse) sorgt für eine gute Ausbildung.
Michael Bussmann, als Leiter Betriebliche Bildung bei der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung sind Sie auch zuständig für die Qualität der Berufsbildung in den Betrieben. Welche Rolle spielen Berufsbildnerinnen und Berufsbildner im dualen Berufsbildungssystem der Schweiz?
Sie sind das eigentliche Herzstück. Sie verbinden Theorie und Praxis in unserem dualen System und gewährleisten, dass Lernende sowohl fachlich als auch persönlich optimal auf die Anforderungen der Arbeitswelt vorbereitet werden. Diese direkte Verbindung zwischen Betrieb und Bildungssystem ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die hohe Qualität und Attraktivität der Schweizer Berufsbildung. Weiter schlagen Berufsbildende die Brücke zum schulischen Wissen, indem sie die schulischen Themen in die praktische Realität des Arbeitsalltags umsetzen und vertiefen. Zusätzlich unterstützen sie die Lernenden bei Defiziten in schulischen Themen.
Welche Massnahmen stellen sicher, dass Berufsbildnerinnen und Berufsbildner im Kanton Luzern eine qualitativ hochwertige Ausbildung bieten können?
Aus unserer Sicht verfügen die verschiedenen Lehrbetriebe bereits über eine gute Ausbildungsqualität. Bei Defiziten sind wir als Abteilung Betriebliche Bildung dafür verantwortlich, dass wir durch unsere Beratung und Begleitung der Lehrbetriebe die Entwicklung der Ausbildungsqualität gemeinsam voranbringen.
Zusätzlich erarbeiten wir aktuell mit unserem Weiterbildungszentrum Kanton Luzern ein Konzept für Weiterbildungen und Unterstützungsangebote für Berufsbildnerinnen und Berufsbildner. Dabei ist es das Ziel, dass Angebote konzipiert werden, die den aktuellen Herausforderungen der Berufsbildenden gerecht werden. Dies haben wir in einer kürzlich durchgeführten Umfrage abgefragt und in unser Konzept aufgenommen.
Infobox: Berufsbildnerinnen und Berufsbildner
Berufsbildende sind für die praktische Ausbildung der Lernenden im Lehrbetrieb verantwortlich. Sie führen in den Berufsalltag ein, definieren Lernziele, leiten an, fördern und beurteilen die Lernenden. Dabei arbeiten sie eng mit Eltern, Berufsfachschulen und weiteren Beteiligten zusammen. Damit Betriebe Lernende ausbilden können, brauchen sie akkreditierte Berufsbildungsverantwortliche mit beruflicher Praxis, Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis EFZ und abgeschlossenem Berufsbildnerkurs. Der Kanton Luzern übernimmt einen Teil der Ausbildungskosten für die Berufsbildenden.
Um Berufsbildner oder Berufsbildnerin zu werden, gibt es zwei Ausbildungswege:
1. Kurs für Berufsbildende: 40 Stunden (5 Tage), mit eidgenössisch anerkanntem Kursausweis.
2. Diplomlehrgang: 100 Lernstunden (6-8 Monate), baut auf dem Kurs auf und führt zu einem eidgenössischen Diplom.
Inwiefern spielen Berufsbildende eine Schlüsselrolle bei der Sicherstellung des Fachkräftebedarfs in der Region Luzern?
Die Berufsbildenden übernehmen dabei eine wichtige Rolle. Sie sorgen mit ihrem Engagement dafür, dass gut ausgebildete und praxisnahe Fachkräfte der Wirtschaft zur Verfügung stehen. Sie tragen dazu bei, Talente zu entdecken, zu fördern und langfristig an den Arbeitsmarkt zu binden. Durch ihre Arbeit sichern sie nicht nur die persönliche Entwicklung der Lernenden, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft. Die Unternehmen ihrerseits leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag, indem sie für die Berufsbildenden gute Rahmenbedingungen schaffen. So sollen diese genügend Zeit in die Ausbildung der Lernenden investieren können und sicherstellen, dass die Berufsbildung im Unternehmen einen wichtigen Schwerpunkt darstellt.
Wie fördern Berufsbildnerinnen und Berufsbildner neben den fachlichen Fähigkeiten auch die persönlichen und sozialen Kompetenzen der Lernenden?
Sie begleiten die Lernenden nicht nur bei der beruflichen Entwicklung, sondern helfen ihnen auch, soziale und persönliche Kompetenzen zu entwickeln, die für das spätere Berufs- und Privatleben unerlässlich sind. Oft werden die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner zu einer wichtigen Ansprechperson für die Lernenden, weil sie mit ihnen im regen Austausch stehen und ein guter persönlicher Kontakt entstehen kann. Natürlich läuft nicht immer alles perfekt, gewisse Herausforderungen in der Ausbildung gehören dazu. Deshalb ist es auch die Pflicht jedes Berufsbildenden, bei Schwierigkeiten oder Problemen zu reagieren. Dies betrifft dann oft auch die persönliche Entwicklung des Jugendlichen.
Welchen Herausforderungen begegnen Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern in ihrem Alltag?
Eine der grössten Herausforderungen ist der Umgang mit der Vielfalt der Lernenden. Unterschiedliche schulische, kulturelle oder soziale Hintergründe erfordern von Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern ein hohes Mass an Empathie, Flexibilität und pädagogischem Geschick. Hinzu kommen die steigenden Anforderungen durch neue Technologien, sich wandelnde Arbeitswelten und auch «Generationenkonflikte» innerhalb des Unternehmens, die sowohl Berufsbildende als auch Lernende vor neue Aufgaben stellen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern, Berufsfachschulen und den überbetrieblichen Kursen im Kanton Luzern?
Die enge Zusammenarbeit all dieser Institutionen ist ein Markenzeichen des dualen Bildungssystems. Ein regelmässiger Austausch kann dafür sorgen, dass die Ausbildung der Lernenden in Betrieb, Schule und in den überbetrieblichen Kursen nahtlos ineinandergreift und alle Beteiligten aufeinander abgestimmt arbeiten. Im Kanton Luzern wird diese Kooperation aktiv gefördert, um eine qualitativ hochwertige Ausbildung sicherzustellen.
Wie wichtig ist die Weiterbildung für Berufsbildnerinnen und Berufsbildner?
Weiterbildung ist essentiell, damit Berufsbildnerinnen und Berufsbildner den steigenden Anforderungen gerecht werden können. Zurzeit bieten wir interessierten Personen z.B. das Unterstützungsangebot «Selektion von Lernenden» an. Wir werden das Angebot von Weiterbildungs- und Unterstützungsangeboten für Berufsbildende weiter ausbauen. Diese Angebote sollen den Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern in Zukunft helfen, ihr Wissen zu vertiefen und neue Kompetenzen zu erwerben. Weiter gibt es bereits Berufsverbände, die seit Jahren ihre Berufsbildenden in fachlichen Themen mit Weiterbildungen unterstützen resp. weiterentwickeln. Unsere Angebote werden diese bestehenden aber sicher nicht konkurrenzieren.
Verändert sich die Rolle der Berufsbildenden?
Die Rolle der Berufsbildnerinnen und Berufsbildner wird durch Trends wie die Digitalisierung und neue Arbeitsformen noch wichtiger. Sie werden verstärkt als Coaches gefragt sein, denn sie vermitteln nicht nur fachliches Wissen sondern auch digitale Kompetenzen und Soft Skills. Gleichzeitig müssen sie flexibel bleiben, um mit den Entwicklungen der Arbeitswelt Schritt zu halten. Ich bin überzeugt, dass Berufsbildnerinnen und Berufsbildner das Rückgrat der Berufsbildung und damit eine tragende Säule der Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft sind. Ihre Arbeit verdient Wertschätzung. Und gezielte Förderung und Unterstützung, damit die Berufsbildenden den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind.
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