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Nachhaltige Berufsintegration: Jugendliche des Zentrums für Brückenangebote engagieren sich im Bergwaldprojekt

Text: Florian Eberhard & Yvonne Aregger (ZBA) / Blogredaktion

Vorschaubild: Mohamad Jawed Safi

Wie können Jugendliche fast beiläufig wertvolle Kompetenzen und Perspektiven für eine nachhaltige Berufsintegration erwerben? Zum Beispiel indem sie bei einem Bergwaldprojekt in Trin (GR) mithelfen. Darum arbeitete eine Klasse des Zentrums für Brückenangebote während einer Woche und unter anspruchsvollen Wetterbedingungen im Schutzwald. Wir zeigen, wie sie dabei über ihre eigenen Grenzen hinauswuchsen.


Für eilige Leserinnen und Leser:

  • Das Zentrum für Brückenangebote ZBA bereitet Lernende, welche den direkten Einstieg in die Berufsbildung nicht schaffen, auf eine Berufslehre oder eine weiterführende Schule vor. 
  • Dank der Teilnahme am Bergwaldprojekt hatte die ZBA-Klasse aus dem Fokus Integration die Gelegenheit, ihre Stärken und Schwächen in einem realen Arbeitsumfeld zu erkennen und daraus wertvolle Erkenntnisse für ihre berufliche Zukunft zu gewinnen.
  • Die Jugendlichen lernten wichtige Kompetenzen wie Teamarbeit, Ausdauer und Verantwortungsbewusstsein und erfuhren wie wichtig Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind, was in vielen modernen Berufsfeldern immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Noch wissen die Jugendlichen nicht, was sie in den kommenden Tagen erwartet. (Bild: Mohamad Jawed Safi)
Noch wissen die Jugendlichen und ihre Lehrerinnen Yvonne Aregger (mit pinker Kappe) und Regula Steiner (5. v.r.) nicht, was sie in den kommenden Tagen im Schutzwald genau erwartet. (Bild: Mohamad Jawed Safi)

Für die Fahrt nach Trin trifft sich treffen sich zehn Jugendlichen der ZBA-Klasse mit Fokus Integration mit ihren Lehrerinnen Regula Steiner und Yvonne Aregger an einem Dienstag-Morgen um 7.20 Uhr am Bahnhof Luzern. Bei strömendem Regen. Was erwartet die Jugendlichen im Alter zwischen 17 und 26 Jahren? Was sie wissen:  Sie werden eine Woche lang immer draussen arbeiten statt im Schulzimmer, ohne Zugang zu ihren Smartphones. Znüni, Zmittag und Zvieri draussen im Wald. Ansonsten kann sich noch kann noch niemand ein Bild machen.

Herausforderung Natur: Arbeiten im steilen Gelände

Die Arbeit im steilen Gelände des Schutzwaldes ist anstrengend. (Bild: Mohamad Jawed Safi)
Die Arbeit im steilen Gelände des Schutzwaldes ist anstrengend. (Bild: Mohamad Jawed Safi)

Gleich nach der Ankunft in Trin, nach der langen Zug- und Postautofahrt, geht es an die Arbeit im Wald. Regenhose und Regenjacke angezogen. Die Schuhe festgeschnürt. Los geht's. 

«Es war schön, aber anstrengend. Meine Beine tun immer noch weh. Aber es hat sich gelohnt».

Rückmeldung eines Jugendlichen nach der Woche im Wald

Die Gruppe bewegt sich gut im steilen Gelände. Einige hüpfen wie Bergziegen über die Wurzeln und Äste, andere sind dankbar über die Unterstützung beim vorsichtigen Auf- und Abstieg. Es wird konzentriert gearbeitet und aufeinander geachtet. Es ist ein Miteinander. Man hilft sich gegenseitig. Löcher werden gegraben. Insgesamt 550 Setzlinge (Waldföhren, Bergahorn und Vogelbeere) werden in der Waldschneise am Steilhang in die Erde gebracht. 


«Ich fand es toll, dass wir so viel über den Wald gelernt haben. Wie man Bäume richtig pflanzt, damit sie uns in Zeiten des Klimawandels schützen».

Rückmeldung eines Jugendlichen nach der Woche im Wald

Über die eigenen Grenzen hinauswachsen

Am Abend, nach einer wohlverdienten Dusche und einem köstlichen Abendessen, lässt die Gruppe den Tag Revue passieren. Es ist berührend zu sehen, welche Veränderungen in den Köpfen und Herzen der Jugendlichen vor sich gehen. Die Lernenden wachsen über sich hinaus:

Eine Jugendliche arbeitet unermüdlich weiter, obwohl sie die Tätigkeit nicht mag. Sie sagt, sie habe wertvolle Erfahrungen gesammelt.

Ein anderer bleibt ohne Unterbrechung engagiert und zeigt dabei eine beeindruckende Ausdauer.

Einer erkennt sofort, wo Aufgaben anfallen, und organisiert sich hervorragend.

Ein weiterer unterstützt immer dann, wenn jemand Hilfe benötigt, und ist stets gut gelaunt.

«Trotz schwieriger Bedingungen konnten wir arbeiten und haben gute Erfahrungen gemacht. Früher hätte ich das nicht für möglich gehalten».

Rückmeldung eines Jugendlichen nach der Woche im Wald

Aus der Komfortzone hin zu einprägsamen Erfahrungen

Während einer Woche sind die Jugendlichen und ihre Lehrerinnen von morgens bis abends im grünen Wald unterwegs. Eine intensive Zeit, die die Jugendlichen aus ihrer Komfortzone herausholte und ihnen wertvolle neue Erfahrungen ermöglichte: Ohne Smartphone unterwegs zu sein, ergab tolle Gespräche und es entstanden fröhliche und lustige Erlebnisse.

«Wir haben zusammen gearbeitet. Wir haben gemerkt, wie wichtig Teamarbeit ist».

Rückmeldung eines Jugendlichen nach der Woche im Wald

Die Jugendlichen konnten nicht nur neue Erfahrungen sammeln, sie erlebten eine Welt ausserhalb ihrer gewohnten Umgebung und konnten so auch das Thema Natur und Klimawandel erleben und spüren. Beeindruckend ist, wie die Woche nachwirkte und die Jugendlichen dank den Erfahrungen im Wald aktuellen Themen wie Wetterkapriolen, Hochwasser und Klimawandel miteinander verknüpfen können. Die gute Stimmung in der Gruppe während der gesamten Projektwoche hat alle berührt und gezeigt, dass vieles möglich ist.

Für gute Arbeit braucht es gute Ernährung. Das tägliche gemeinsame Znüni hilft aber auch der Teambildung und dem Gruppenzusammenhalt. (Bild: Esref Celik)
Für gute Arbeit braucht es gute Ernährung. Das tägliche gemeinsame Znüni hilft aber auch der Teambildung und dem Gruppenzusammenhalt. (Bild: Esref Celik)

Neue Perspektiven und ein positives Mindset dank der Woche im Wald

Das Bergwaldprojekt bot den Jugendlichen nicht nur die Möglichkeit, praktische Erfahrungen im Bereich Umweltschutz und Forstarbeit zu sammeln, sondern auch wertvolle Einblicke in mögliche berufliche Perspektiven. Durch die Zusammenarbeit und den gemeinsamen Einsatz lernten sie wichtige Kompetenzen wie Teamarbeit, Ausdauer und Verantwortungsbewusstsein kennen, die in jedem Berufsfeld von Bedeutung sind. 

«In diesem Arvenzimmer konnte ich abends so gut schlafen, wahrscheinlich, weil ich körperlich so hart gearbeitet habe».

Rückmeldung eines Jugendlichen nach der Woche im Wald

Der Grundauftrag des ZBA, eine nachhaltige Berufsintegration der Jugendlichen zu fördern, wurde durch dieses Projekt optimal unterstützt. Die Teilnahme am Bergwaldprojekt ermöglichte es den Jugendlichen, ihre Stärken und Schwächen in einem realen Arbeitsumfeld zu erkennen und daraus Schlüsse für ihre berufliche Zukunft zu ziehen. Sie entwickelten ein Bewusstsein für die Bedeutung von Umweltschutz und Nachhaltigkeit, was auch in vielen modernen Berufsfeldern zunehmend an Relevanz gewinnt. Die intensive Woche brachte nicht nur wertvolle neue Erfahrungen, sondern auch eine nachhaltige positive Stimmung in die Gruppe. Die Erlebnisse im Wald tragen die Jugendlichen weiter und hinterlassen bleibende Eindrücke.


Infobox: Zentrum für Brückenangebote

  • Das Zentrum für Brückenangebote des Kantons Luzern ermöglicht Lernenden die berufliche Integration.
  • Lernende, welche den direkten Einstieg von der Volksschule in die Berufsbildung nicht schafften, werden an den Standorten Luzern und Sursee während eines Jahres auf den Beginn einer Berufslehre oder einer weiterführenden Schule vorbereitet.
  • Gemeinsam mit den Lernenden wird die bestmögliche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Integration in die Arbeitswelt und Gesellschaft erarbeitet.
  • Im Kanton Luzern gibt es drei Grundtypen von Brückenangeboten: Bilden & Beraten: Fokus Praxis / Bilden & Beraten: Fokus Unterricht / Bilden & Beraten: Fokus Integration.
  • Das Profil der Klasse, welche während einer Woche im Schutzwald gearbeitet hat, war im Schuljahr 2023/24 IBA-B (Basis).

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