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Happy Birthday Jugendparlament des Kantons Luzern: Seit 10 Jahren setzen sich Luzerner Jugendliche in der Politik ein

Text/Interview: Vera Bergen 

Bilder: Arthur Häberli / Jugendparlament Kanton Luzern / Dienststelle Soziales und Gesellschaft DISG / Staatskanzlei Luzern

Das Luzerner Jugendparlament JUKALU bietet seit 2014 Jugendlichen unter 25 Jahren die Chance, Politik aktiv zu erleben und zu gestalten. Einmal pro Jahr vertreten sie - begleitet von Expertinnen und Politikern - ihre Interessen an der Jugendsession. An den vergangenen Sessionen standen oft Bildungsthemen im Fokus. Zum 10-Jahr-Jubiläum betont Mitgründerin Lea Fuchs, wie wichtig es ist, jungen Menschen zu zeigen, dass Politik spannend und relevant ist und dass sie als Jungparlamentarierinnen und Jungparlamentarier aktiv Veränderungen bewirken können.


Für eilige Leserinnen und Leser: 

  • Seit 2014 organisiert das Jugendparlament des Kantons Luzern pro Jahr eine Jugendsession für alle Interessierten unter 25 Jahren.
  • Im Jahr 2024 feiert das JUKALU also sein zehnjähriges Bestehen.

     

  • Bei den Jugendsessionen übernehmen die Teilnehmenden - unterstützt von Politikerinnen und Experten - die Rolle von Kantonsrätinnen und -räten.
  • Das Jugendparlament ist ein öffentlich-rechtlicher Verein, der Petitionen an den Kantonsrat einreichen kann. 
  • Während der Jugendsession erarbeiten die Jugendlichen vormittags eine Forderung zu einem von drei Themen. Am Nachmittag diskutieren die meist über 100 Teilnehmenden gemeinsam im Kantonsratsaal, welches der drei Anliegen als als Petition an die Politiker und Politikerinnen des Kantons weitergegeben wird.  
  • Das zuständige Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons Luzern unterstützt den Verein JUKALU finanziell und personell.
  •  An der Jubiläums-Session am 8. November 2024 stehen die Themen Ausserschulische Kinder- und Jugendförderung – Fokus Raumgestaltung, Schutz in den sozialen Medien, Asylwesen und Suchtprävention im Fokus. 

Lea Fuchs hat das Luzerner Jugendparlament im Jahr 2014 mitgegründet. Heute ist sie Hauptmann bei der Schweizer Armee und engagiert bei der Feuerwehr Rothenburg. (Bild: zVg)
Lea Fuchs hat das Luzerner Jugendparlament im Jahr 2014 mitgegründet. Heute ist sie Hauptmann bei der Schweizer Armee und engagiert bei der Feuerwehr Rothenburg. (Bild: zVg)

Lea Fuchs, das Luzerner Jugendparlament JUKALU wird dieses Jahr 10 Jahre alt. Sie sind Mit-Initiantin und Gründungsmitglied des JUKALU. Was wünschen Sie ihm zum 10. Geburtstag?

Ich wünsche dem JUKALU, dass es auch in Zukunft junge Menschen für Politik begeistern kann und der kantonalen Luzerner Jugend eine Stimme gibt, die gehört wird.

 

Was hat Sie damals dazu inspiriert, sich für die Gründung des kantonalen Jugendparlaments einzusetzen?

Ich war bei der Jugenddebatte Sempach 2011, organisiert von infoklick.ch dabei. Dort wurden verschiedene Vorschläge entworfen und debattiert. Am Schluss wurde abgestimmt, welcher Vorschlag von infoklick und den interessierten Jugendlichen weiterverfolgt werden sollte. Dabei hat ein kantonales Jugendparlament gewonnen und ich habe mich bei der Projektgruppe als Mitgründerin angemeldet. Die Luzerner SP-Kantonsrätin Priska Lorenz war bei der Jugenddebatte mit dabei und hat zugesagt, uns bei der Gründung des Jugendparlaments zu unterstützen. Dies hat sie später auch getan, in dem sie die Motion für die Gründung beim Kantonsrat eingereicht hat. Es hat sich schnell gezeigt, dass die Gründung des Luzerner Jugendparlaments länger dauern und anstrengender werden würde, als die meisten von uns gedacht hatten. Das führte dazu, dass viele Jugendliche absprangen und mit mir nur noch wenige Engagierte blieben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits die Leitung der Projektgruppe übernommen.


Seit seiner Gründung hat das Jugendparlament zahlreiche Bildungsthemen behandelt. An den Sessionen in den Jahren 2022 und 2023 standen Bildung und Schule im Mittelpunkt der Sessionen des kantonalen Jugendparlaments. 2022 forderten die Jugendlichen in einer Petition die flächendeckende Einführung einer Projektwoche an Schulen zum Thema psychische Gesundheit. Ein Jahr später setzte sich das Jugendparlament für mehr politische Bildung auf der Sekundarstufe I ein.


Welche Herausforderungen mussten Sie und die weiteren Gründungsmitglieder meistern? 

Ich denke im Nachhinein war unsere grösste Herausforderung, dran zu bleiben. Von der Jugenddebatte bis zur Motion vergingen 2 Jahre, in denen wir Kontakte zum Dachverband Schweizer Jugendparlamente (DSJ) knüpften, ein Konzept erarbeiteten, welches Priska Lorenz unterstützen konnte. Wir überlegten was wir unbedingt erreichen wollten und wo wir bereit waren, Kompromisse einzugehen. Die lange Dauer knabberte an unserer Motivation und unserem Durchhaltewillen. Oft fragten wir uns: Wird das überhaupt was?

Das Luzerner Jugendparlament tagt einmal im Jahr im Kantonsratssaal und bringt dabei die Anliegen der Jugend zur Sprache.
Das Luzerner Jugendparlament tagt einmal im Jahr im Kantonsratssaal und bringt dabei die Anliegen der Jugend zur Sprache.

Was war Ihr Hauptanliegen bei der Gründung des Jugendparlaments?

Wir wollten mitbestimmen und angehört werden. Ausserdem wollten wir eine Möglichkeit schaffen, damit junge Menschen bereits Erfahrungen in kantonaler Politik sammeln können und wissen, wie die Prozesse funktionieren.


Das Interesse am Jugendparlament ist gross. Meist sind rund 100 Jugendliche aus dem Kanton Luzern an der Session mit dabei. 2018 überreichten die Jugendlichen dem Kantonsrat eine Petition, die forderte, die bestehenden Lehrmittel zu digitalisieren und dass die Entwicklung digitaler interaktiver Lehrmittel gefördert wird. Drei Jahre später richteten sie den Fokus auf die Pflegeberufe und verlangten, dass Dividenden des Luzerner Kantonsspitals in die Aus- und Weiterbildung im Pflegebereich reinvestiert werden. 


Sie sehen das kantonale Jugendparlament als eine wichtige Ergänzung zu den regionalen Jugendparlamenten. Warum war es Ihnen so wichtig, ein kantonales Organ zu schaffen, das über Gemeindegrenzen hinweg wirkt?

So wie die etablierte Politik auf verschiedenen Ebenen wirkt, brauchen auch Jugendliche auf diesen Ebenen ein Mitsprache- und Mitbestimmungsrecht. Kantonale Entscheide betreffen die Jugend aller Luzerner Gemeinden, entsprechend ist es nur richtig, dass sie auch überall gehört werden. 

Im Jahr 2018 überreichte Jonas Ineichen, damaliger Co-Präsident des Vereins JUKALU, die Forderung des Jugendparlaments an Staatsschreiber Lukas Gresch-Brunner.
Im Jahr 2018 überreichte Jonas Ineichen, damaliger Co-Präsident des Vereins JUKALU, die Forderung des Jugendparlaments an Staatsschreiber Lukas Gresch-Brunner.

Welche konkreten Projekte und Initiativen neben den eingereichten Petitionen konnten durch das Luzerner Jugendparlament in den letzten zehn Jahren realisiert werden? 

Neben den konkreten Petitionen, welche wir jeweils via Staatsschreiber an das Luzerner Kantonsparlament überwiesen haben, konnten wir das Dossier „freiwillig engagiert“ einführen. Dieses wird seit 2016 allen Teilnehmenden der Jugendsession ausgestellt. Es bestätigt ihr freiwilliges Engagement und kann durch weitere ehrenamtliche Tätigkeiten ergänzt werden. Besonders für junge Menschen ist es ein wertvolles Dokument, das bei der ersten Stellensuche oft hilfreich ist.

Gibt es ein Projekt oder einen Moment, auf den Sie besonders stolz sind, während Ihrer Zeit als Co-Präsidentin des Jugendparlaments?

Wenn ich einen Moment aussuchen müsste, wäre es wohl meine letzte Jugendsession im Jahr 2017. Damals habe ich realisiert, was wir alles erreicht haben. Die Jugendsession war nach vier Durchführungen ein etabliertes Datum in der kantonalen Agenda, sowohl für Politiker wie auch für Schulen und weitere Interessierte. Wir konnten fast jedes Jahr zunehmende Teilnehmerzahlen und professionellere Petitionen verbuchen. Ausserdem wurde mein Vorstand abgelöst durch diverse Nachfolger und Nachfolgerinnen, die 2014 an der ersten Jugendsession als Teilnehmer dabei waren, was den Erfolg der JUKALU nur noch mehr verdeutlicht.

Vor den Sitzungen im Plenung werden die Themen der jeweiligen Jugendsession in Arbeitsgruppen mit Expertinnen und Experten besprochen.
Vor den Sitzungen im Plenum werden die Themen der jeweiligen Jugendsession in Arbeitsgruppen mit Expertinnen und Experten besprochen.

Sie betonen, dass es wichtig ist, jungen Menschen zu zeigen, dass Politik nicht langweilig ist. Wie hat das Jugendparlament dazu beigetragen, das Bild der Politik bei Jugendlichen zu verändern?

Ich glaube, die Jugendsession bietet Jugendlichen einen unverbindlichen Einblick in politische Prozesse, bringt sie in Kontakt mit gestandenen aber auch mit jungen Politikern und Politikerinnen und Gleichgesinnten, ohne dabei eine dauerhafte Verpflichtung zu sein - wie z.B. ein regionales oder kommunales Jugendparlament oder in einer Jungpartei.


Bereits an der zweiten Jugendsession 2015 diskutierten über 100 Jugendliche über das duale Bildungssystem, öffentlich-rechtliche Religionen und Jugendpartizipation. Zum Abschluss überreichten sie dem damaligen Staatsschreiber eine Petition, den bisherigen Religionsunterricht in einen einheitlichen, unabhängigen Religions- und Ethikunterricht ab der 5. Klasse auf allen Bildungsstufen umzustrukturieren.


Wie sehen Sie die Zukunft des Jugendparlaments in den nächsten zehn Jahren?

Ich gehe davon aus, dass das JuKaLu auch in 10 Jahren noch eine etablierte Anlaufstelle für die politische Jugend sein wird, hoffe aber, dass es einen grösseren bzw. direkteren Einfluss auf die Luzerner Politik nehmen kann - Träumen darf man ja.

 

Welche Botschaft möchten Sie Jugendlichen mitgeben, die sich noch unsicher sind, ob sie sich politisch engagieren sollen?

Go for it! Einfach ausprobieren, die Sessionen und/oder Parteien selbst anschauen und sich ein eigenes Bild machen. Gerade während der Schul- und Lehrzeit kann man sich hier umschauen, mehr oder weniger engagieren und finden was für einen selbst passt. 


10 Jahre Jugendparlament Kanton Luzern: 

  • Das Luzerner Jugendparlament forderte an seiner zehnten Jugendsession einen stärkeren Schutz in sozialen Medien, insbesondere durch Sensibilisierung der Eltern und der Öffentlichkeit zu Risiken wie Fake News.
  • Die Jugendlichen überreichten eine Petition an den Kanton Luzern, die verpflichtende Elternabende über Risiken in sozialen Medien und Sensibilisierungskampagnen zur Aufklärung der Öffentlichkeit fordert.
  • An der 10. Session des Jugendparlamentes betonten die Teilnehmenden die Bedeutung der Jugendbeteiligung für die Demokratie und ermutigten die Jugendlichen, weiterhin politisch aktiv zu sein. 

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