Text: Hans-Rudolf Schärer / Blogredaktion
Bilder: zVg
Lehrpersonen haben einen grossen Einfluss auf Schülerinnen und Schüler und prägen deren Leben. Das ist auch in der Schweizer Literatur immer wieder Thema. Dabei erscheinen Lehrpersonen keineswegs nur als negative Autoritäten, wie Hans-Rudolf Schärer, Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule Luzern in seinem kostenlosen Online-Lesebuch zeigt. In «Kompetenz – Resonanz – Mut zum Dissens. Gelingendes Handeln von Lehrerinnen und Lehrern in der jüngeren Schweizer Literatur» zeigt er auf, dass Lehrpersonen in der jüngeren Schweizer Literatur auch sehr positiv gezeigt werden. Und dass Literatur auch für die pädagogische Praxis nutzbar ist.
Das Online-Lesebuch
Dieser Text - «Ode an die Lehrer» - ist der Beginn der Diplomansprache, die Lukas Bärfuss, Büchnerpreisträger, 2014 auf Einladung der PH Luzern gehalten hat. Er ist Teil des Online-Lesebuchs, das unter dem Titel «Kompetenz – Resonanz – Mut zum Dissens» insgesamt 20 positive Beispiele der jüngeren Schweizer Lehrpersonenliteratur aus verschiedenen Zeitphasen und verschiedenen Gattungen präsentiert. Darunter etwa Ausschnitte aus Reden von Peter Bichsel, die mit dem Klagenfurter Literaturpreis prämierte Erzählung «Lichtempfindlich» von Helen Meier, eine Kolumne von Roger de Weck und eine Schulerinnerung von Thomas Hürlimann.
Die Texte bzw. Textausschnitte sind jeweils eingebettet in ein kurzes biografisches Porträt der Autorinnen und Autoren, in eine Kurzbeschreibung des Kontextes, in dem sie stehen, sowie in einen Vorschlag für die Textbesprechung. Das Buch enthält in der Einleitung eine Begründung der These, dass Literatur nützlich ist für die pädagogische Praxis, beschreibt den Nutzen der Literatur als Lerngelegenheit spezifisch für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung und bietet didaktische Hinweise für den Gebrauch. Am Schluss findet sich als Quintessenz ein Blick auf die hauptsächlichen Merkmale, die in der Schweizer Literatur seit 1970 gelingendes Handeln von Lehrpersonen kennzeichnen.
Literatur hilft der pädagogischen Praxis
Bereits im «Vorwort für Laien» aus Gotthelfs Roman «Leiden und Freuden des Schulmeisters» aus dem Jahre 1838 wird deutlich, wozu die Auseinandersetzung mit den Texten dienen soll: Die Leserinnen und Leser sollen die Erfahrung machen, dass die Beschäftigung mit dem Schicksal von Lehrpersonen in der Literatur die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und zur Empathie fördert. Das Buch zeigt zudem anhand konkreter didaktischer Tipps, wie Literatur für die pädagogische Praxis nutzbar ist.
Im Gegensatz zur wissenschaftlichen Herangehensweise geht es darum etwas fühlbar zu machen (vgl. Musil). Wissenschaft begreift Phänomene, indem sie Argumente kognitiv abwägt und Begründungen liefert, Dichtung hingegen macht darüber hinaus Probleme «fühlbar», indem sie Phänomene verdichtet und in allen ihren emotionalen Auswirkungen darstellt. Dabei illustriert sie nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern ist auch imstande, relevante pädagogische Erfahrungen in ihrer Einzigartigkeit aufzuzeigen. Zugespitzt gesagt: Wissenschaft dient der Wissenserzeugung und -vermittlung, Literatur dient darüber hinaus auch der affektiven Bildung.
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