Text: Marlen Walthert / Blogredaktion
Grafiken: Bildungsbericht 2024 / LUSTAT Statistik Luzern
Der aktuelle Bildungsbericht von LUSTAT Statistik Luzern liefert einen Überblick über die Luzerner Bildungslandschaft – vom Kindergarten bis zur Hochschule. Wie ein Strassennetz verbinden die Bildungswege gemeinsame Pfade mit individuellen Abzweigungen, die den persönlichen Lebensweg prägen. In einer mehrteiligen Artikelserie beleuchtet Marlen Walthert von LUSTAT Statistik Luzern verschiedene Facetten des Bildungssystems. Der zweite Beitrag widmet sich dem Übergang von der obligatorischen Schule in die nachobligatorische Ausbildung – einem entscheidenden Moment im Bildungsweg junger Luzernerinnen und Luzerner.
In Kürze:
- Fast alle Jugendlichen machen nach der obligatorischen Schule weiter: Die meisten starten direkt mit einer Berufslehre oder einer weiterführenden Schule.
- Berufliche Grundbildung ist im Kanton Luzern sehr beliebt. Kaufmännische Berufe, Berufe im Gesundheitsbereich und im Detailhandel werden besonders oft gewählt.
- Herkunft, Geschlecht und Wohnort beeinflussen die Ausbildungswahl.
- Vier von zehn Jugendlichen absolvieren ihren Bildungsweg nicht gradlinig.
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Gut 90% der Jugendlichen im Kanton Luzern haben bis 25 Jahre eine Ausbildung abgeschlossen.
Am Ende der obligatorischen Schulzeit stehen Jugendliche vor einer wichtigen Weichenstellung: Sie setzen ihren Weg entweder in Richtung einer beruflichen Grundbildung oder einer allgemeinbildenden Schule fort. Im Kanton Luzern absolvieren derzeit rund 20’000 inner- oder ausserkantonale Lernende eine Ausbildung auf der Sekundarstufe II.
Dabei prägen Merkmale wie Geschlecht, familiärer Hintergrund und regionale Gegebenheiten – etwa das Angebot an Schulen und Lehrstellen – die individuellen Bildungswege. Der Bildungsbericht untersucht, für welche Ausbildungen sich junge Menschen im Kanton Luzern entscheiden und mit welchen Merkmalen ihre Wahl zusammenhängt.
Fast alle Jugendlichen machen weiter
Die Mehrheit der Jugendlichen wechselt nach der obligatorischen Schule direkt in eine nachobligatorische Ausbildung auf Sekundarstufe II. Rund zwei von zehn Lernenden besuchen ein Brückenangebot oder legen ein Zwischenjahr ein. Ein kleiner Teil der Jugendlichen besucht nach der obligatorischen Schulzeit keine weitere Ausbildung oder findet nach dem Besuch eines Brückenangebots keine Anschlusslösung. Lernende aus tieferen Sekundarschulniveaus haben seltener eine direkte Anschlusslösung als solche aus höheren Sekundarschulniveaus.

Berufliche Grundbildung ist im Kanton Luzern beliebt
Junge Luzernerinnen und Luzerner entscheiden sich im schweizweiten Vergleich überdurchschnittlich oft für eine berufliche Grundbildung. Sie starten entweder mit einer zweijährigen Ausbildung, die mit einem eidgenössischen Berufsattest (EBA) abschliesst oder einer drei- oder vierjährigen Ausbildung, die zu einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) führt. Alternativ stehen das Gymnasium oder die Fachmittelschule im Bereich der Allgemeinbildung zur Auswahl.

Herkunft und Geschlecht beeinflussen die Ausbildungswahl
Der Bildungsbericht zeigt, dass die Wahl für einen Ausbildungstyp unter anderem mit dem Geschlecht, der Region und der Herkunft der Jugendlichen zusammenhängt:
- Frauen besuchen zum Beispiel häufiger schulische Ausbildungen als Männer. An den Gymnasien beträgt der Frauenanteil rund 60 Prozent, an den Fachmittelschulen sogar mehr als 80 Prozent.
- Jugendliche aus ländlichen Gebieten wählen häufiger eine Lehre als solche in städtischen Gebieten.
- Jugendliche mit ausländischer Staatsangehörigkeit sind in EBA-Ausbildungen stark vertreten (49%), hingegen liegt ihr Anteil an den Gymnasien bei nur 10 Prozent.
Beliebte Lehrberufe und sich wandelnde Berufswahl

Die Bandbreite der Ausbildungsangebote ist sehr gross: die Luzerner Berufsfachschulen unterrichten Lernende in rund 100 Berufen. Etwa die Hälfte der Lernenden im Kanton Luzern wählt aber einen der zehn beliebtesten Berufe. Besonders beliebt ist die kaufmännische Ausbildung (Kauffrau/Kaufmann EFZ). Ebenfalls in den vorderen Rängen finden sich Ausbildungen im Bereich Gesundheit/Betreuung und im Detailhandel.
Bei der Wahl der Ausbildung sind die Geschlechterunterschiede in den vergangenen Jahren kleiner geworden, die geschlechtsspezifischen Berufspräferenzen bestehen aber weiter:
- Männer dominieren in technischen und handwerklichen Berufen
- Frauen sind häufiger im Gesundheits- und Sozialbereich tätig.
- Am Gymnasium belegen Frauen zunehmend das Schwerpunktfach Physik/Mathematik, obwohl Männer dort weiterhin überwiegen.
- Die Geschlechterunterschiede sind kleiner geworden, weil Frauen heute etwas häufiger «männertypische» Berufe wählen.

Bildungswege verlaufen nicht immer gradlinig
Der Bildungsbericht analysiert auch die unterschiedlichen Wege, auf denen die Luzerner Jugendlichen ihre Ausbildungen durchlaufen. Dazu werden ihre Bildungswege ab Ende der Primarstufe bis zum Abschluss einer Berufslehre oder einer Maturität nachverfolgt.
Es zeigt sich, dass sechs von zehn Lernenden einen ersten Abschluss auf gradlinigem Weg erreichen. Bei vier von zehn Lernenden weist der Bildungsweg hingegen Unterbrüche, Ausbildungswechsel oder Repetitionen auf.
Grossteil der jungen Luzernerinnen und Luzerner schliesst eine Ausbildung ab

Die grosse Mehrheit der Luzerner Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat bis zum Alter von 25 Jahren eine erste nachobligatorische Ausbildung abgeschlossen – sei es beruflich oder allgemeinbildend. Frauen erzielen diesen Abschluss etwas häufiger als Männer. Die Quote liegt bei über 90 Prozent, ist in den letzten Jahren aber leicht gesunken.
Im Bildungsbericht wird auch aufgezeigt, dass viele Luzernerinnen und Luzerner ihre Bildungswege nach Abschluss einer ersten Ausbildung weiterverfolgen. So nehmen mehr als neun von zehn Gymnasiastinnen und Gymnasiasten früher oder später ein Studium an einer Hochschule auf. Bei den Berufsmaturandinnen und -maturanden sind es gut sieben von zehn. Auch Personen mit einer EFZ-Ausbildung setzen ihre Ausbildung häufig fort. So kommen im Kanton Luzern auf 100 EFZ-Abschlüsse gut 60 Abschlüsse der höheren Berufsbildung. Das ist schweizweit einer der höchsten Werte.
Weitere Informationen im Bildungsbericht
Der Luzerner Bildungsbericht liefert weitere Erkenntnisse zum Nutzen der Bildung. Ergänzend stehen ein Erklärfilm, eine druckbare Zusammenfassung und ein interaktives Infopanorama zur Verfügung.
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