Interview: Vera Bergen
«BKD behind the scenes» bietet in unregelmässigen Abständen Einblick hinter die Kulissen des Bildungs- und Kulturdepartements des Kantons Luzern. In der aktuellen Folge teilt Heidy De Bona, langjährige Lehrerin und heutige Sachbearbeiterin im Sekretariat Sonderschulung der Dienststelle Volksschulbildung, ihre Erfahrungen aus 40 Jahren Berufslaufbahn - vom Klassenzimmer bis hin zur Verwaltung.
Für eilige Leserinnen und Leser:
- Heidy De Bona arbeitet seit 40 Jahren für das Bildungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern. Zuerst war sie als Lehrerin und Schulleiterin tätig, heute ist sie Sachbearbeiterin im Sekretariat Sonderschulung der Dienststelle Volksschulbildung DVS.
- Sie betont, dass lange Karrieren im Bildungssektor nicht ungewöhnlich seien.
- Sie ist stolz darauf, dass sie in ihrer Laufbahn immer wieder neue Aufgaben angenommen und Herausforderungen gemeistert hat, wie zum Beispiel die Nachqualifikation für das Fach Französisch.
- Der Wechsel von der Lehrerin zur Dienststelle Volksschulbildung hat ihre Sichtweise und ihr Verständnis für das Bildungssystem bereichert.
Heidy De Bona, herzliche Gratulation zu ihrem Dienstjubiläum. Sie arbeiten seit 40 Jahren für das Bildungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern. Eine solch lange Zeit für denselben Arbeitgeber tätig zu sein, ist heutzutage eher selten. Sie finden dies jedoch gar nicht so speziell. Warum?
Herzlichen Dank für die Gratulation. Genauer betrachtet ist es insofern nicht so speziell, weil ich innerhalb dieser Zeitspanne zwei ganz unterschiedliche Berufe ausübte/ausübe: Klassenlehrperson auf allen Primarschulstufen (1983 -2007), Sachbearbeiterin Abteilung Sonderschulung (ab 2008).
Zudem weiss ich, dass viele Lehrpersonen langjährig im Bildungsbereich tätig sind – oft halt in verschieden Gemeinden oder mit Unterbrüchen, z.B. Mutterschaftsurlaub.
Wenn Sie auf Ihre 40 Jahre im Bildungsbereich zurückblicken: Worauf sind sie stolz?
Mein Plan, mindestens fünf Jahre (= Dauer des Lehrerseminars) als Lehrerin tätig zu sein, dehnte sich um einiges aus und ich bin etwas stolz, dass ich zirka alle vier Jahre die Stufe oder Funktion gewechselt habe und diverse Ämtlis angenommen habe. Stolz bin ich, dass ich – aufgrund des Stufenwechsels an die 5./6. Primarschule – die Nachqualifikation fürs Französisch gemeistert habe, obwohl dieses Fach während meiner Ausbildung ein «Bleifuss» war und notenmässig fast einmal zum Abbruch geführt hätte.
Was waren die grössten, einschneidendsten Veränderungen und Herausforderungen während Ihrer Zeit in der Bildung des Kantons Luzern?
Für mich persönlich war der Wechsel von «Ich und meine Klasse» zum «Wir und unsere Schule» sicher inhaltlich bereichernd, weil die Zusammenarbeit beispielsweise innerhalb der Stufenteams zentral wurde.
«Stolz bin ich, dass ich – aufgrund des Stufenwechsels an die 5./6. Primarschule – die Nachqualifikation fürs Französisch gemeistert habe, obwohl dieses Fach während meiner Ausbildung ein «Bleifuss» war und notenmässig fast einmal zum Abbruch geführt hätte.»
Sie begannen ihre Tätigkeit beim Kanton als Lehrerin. Was hat Sie dazu motiviert Lehrerin zu werden?
Ich wollte von jeher Lehrerin werden und habe dies auch in einem Aufsatz in der 4. Primarklasse so festgehalten. Obwohl in der Verwandtschaft keine Lehrpersonen sind, war ich immer davon begeistert. Dieses Ziel war so klar, dass ich weder bei einer Berufsberatung war, noch Schnupperlehren absolvierte und auch keine andere Aufnahmeprüfung machte. Es gab also keinen Plan B.
Warum (und wann) haben Sie aus dem Lehrberuf zur Verwaltung gewechselt?
Als Primarlehrperson habe ich alle Stufen unterrichtet und diverse «Ämtlis», wie Schulbibliothekarin, Legasthenie-Therapeutin, Materialverwalterin usw. wahrgenommen. Als ich als Schulleiterin angefragt wurde, hat mich diese neue Herausforderung sehr gereizt und so absolvierte ich auch den entsprechenden Lehrgang bei der Akademie für Erwachsenenbildung. Ich hatte nie Berührungsängste mit administrativen Aufgaben, was als Schulleiterin von Vorteil war. Da ich aber diesbezüglich kaum eine Ausbildung hatte, besuchte ich im Jahr 2007 die Handelsschule und entdeckte dann das Inserat dieser Stelle. Ich bewarb mich mit dem Hintergrund, bei Nichtgefallen wieder in die Schule zu wechseln, aber soweit ist es bis heute nicht (mehr) gekommen.
Wie hat sich Ihre Rolle im Laufe der Jahre verändert, insbesondere der Übergang von Ihrer Tätigkeit als Lehrperson hin zur Tätigkeit bei der DVS in der Abteilung Sonderschulung?
Dieser «Seitenwechsel» im Schulwesen hat natürlich die Perspektive verändert und damit verbunden wohl auch das Verständnis.
Was waren die grössten Herausforderungen und vielleicht auch die erfüllendsten Momente in Ihrer langjährigen Laufbahn?
Als Lehrperson zu arbeiten hat mich sehr erfüllt, sonst hätte ich es wohl nicht 24 Jahre gerne gemacht. Herausfordernd war wohl täglich, jedem Kind gerecht zu werden. Da ich direkt neben dem Schulhaus wohne, verbrachte ich dementsprechend – auch am Wochenende – viele Stunden mit Vor- und Nachbereitungen.
Gibt es besondere Erlebnisse oder Anekdoten aus Ihrer Zeit als Lehrperson oder in der Verwaltung, die Sie gerne mit uns teilen würden?
Als Lehrperson einer ersten Primarklasse erzählte ich am 2. Schultag des neuen Schuljahres im Kreis eine Geschichte und merkte schon, dass D. mich «sperberisch» beobachtete, aber kaum meiner Erzählung folgte. Am Schluss streckte sie und fragte ganz interessiert, ob ich nur ein paar Schuhe habe, da ich dieselben wie am Vortag (erster Schultag!) trage.
Anekdoten gibt es eine Menge und immer wieder ploppen diverse Erinnerungen auf, wie z.B.: Als ich die Zusage für diese Stelle bei der Dienststelle Volksschulbildung DVS bekam, teilte ich dies bei nächster Gelegenheit ganz stolz und freudig einem (eher unzufriedenen) Lehrerkollegen mit, der trocken antwortete: «Aha, du gehst nun zum Feind!».
Und bei der DVS habe ich mich einmal versehentlich für die Weiterbildung «Ein Tag für Ihr Gedächtnis» zweimal angemeldet!!
«Der Bildungssektor bietet einen grossen Reichtum an Möglichkeiten, verschiedene Wege einzuschlagen, sich weiterzuentwickeln und Veränderungen anzugehen. Die Bildung ist ein dynamischer Bereich, welcher auch dynamisch, flexible und 'gwundrige' Akteure braucht.»
Welchen Ratschlag würden Sie jüngeren Kolleginnen und Kollegen geben, die ihre berufliche Laufbahn im Bildungssektor beginnen?
Nach der Gratulation zur Wahl eines Berufs im Bildungssektor würde ich raten, Augen und Ohren für die inhaltlichen Veränderungen offen zu halten und dabei auch die persönlichen Entwicklungen nicht zu vernachlässigen. Der Bildungssektor bietet einen grossen Reichtum an Möglichkeiten, verschiedene Wege einzuschlagen, sich weiterzuentwickeln und Veränderungen anzugehen. Die Bildung ist ein dynamischer Bereich, welcher auch dynamisch, flexible und «gwundrige» Akteure braucht.
Wenn Sie eine Erinnerung oder eine Lehre aus Ihrer langjährigen Arbeit in einem Satz zusammenfassen müssten, was wäre das?
Ich bin sowas von froh, habe ich den etwas ungewissen Wechsel gewagt und wurde sowas von belohnt.
Herzlichen DANK allen, die mich bis jetzt auf meinem beruflichen Weg begleitet und unterstützt haben.
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