Gastbeitrag: Lena Niederberger, Dienststelle Soziales und Gesellschaft (DISG) Luzern
Bilder: zVg.
Kinder und Jugendliche sollen unabhängig von ihrem Geschlecht ihren Beruf und ihre Lebensform wählen können. Damit erhalten sie vielfältigere Perspektiven und Zukunftschancen. Die neue Plattform «Maria kickt und Martin tanzt» liefert Ideen und Projekte im Rahmen der Gleichstellungsstrategie des Kantons Luzern. Auch Projekte aus Luzerner Schulen werden vorgestellt.
Stellen Sie sich vor, Kinder und Jugendliche hören Geschichten von abenteuerlichen Astronautinnen und leidenschaftlichen Tänzern, lösen Aufgaben aus Schulbüchern, in denen die Professorin für eine neue Erfindung forscht und der Vater liebevoll die Grossmutter pflegt. Und selbstverständlich werden sie dazu ermutigt, Berufe wie Fachmann Gesundheit oder Elektroinstallateurin zu wählen.
Der Kanton Luzern fokussiert in seiner Gleichstellungsstrategie 2020-2023 die Förderung der Chancengerechtigkeit von Mädchen und Buben. Damit möchte er dazu beitragen, Geschlechterstereotype abzubauen und Rollenbilder aufzubrechen. Für Kinder und Jugendliche sind Zukunftsperspektiven wichtig. Genau deshalb sollen sie sich für Berufe, Freizeitaktivitäten oder Lebensmodelle entscheiden können, die ihnen entsprechen und für die sie sich interessieren – unabhängig von ihrem Geschlecht.
Vorstellungen von Geschlecht und Rollen begegnen uns überall
Erwachsene Personen spielen mit Mädchen anders als mit Buben und geschlechtsspezifische Stereotype können die Leistungen von Schülerinnen und Schülern beeinflussen. Immer noch ist die Berufswahl, wie ein aktuelles Informationsblatt der DISG zeigt, stark nach Geschlechtern getrennt – auch im Kanton Luzern. Zum Beispiel sind 91 Prozent der Lernenden, die 2019 ihre Lehre als Fachperson Gesundheit begonnen haben, weiblich. In der Ausbildung zum Elektroinstallateur bzw. zur Elektorinstallateurin hingegen sind 96 Prozent der Lernenden männlich.
Sprachliche Redewendungen transportieren und verfestigen die Vorstellungen von Charaktereigenschaften von Mädchen und Buben, von Männern und Frauen.
Wir alle sind geprägt von eigenen Vorstellungen wie Frauen und Männer «sind» oder «sein sollten» (Geschlechterstereotype) und welche Rolle jemand in einer bestimmten Funktion oder sozialen Stellung einzunehmen hat (Rollenbilder). Geschlechterstereotype und Rollenbilder sind gesellschaftlich fest verankert und werden automatisch und unbewusst aktiviert, vor allem auch dann, wenn wir mit anderen Personen in Kontakt treten. Sie beeinflussen uns, wie wir uns selbst und andere wahrnehmen, wie wir handeln und uns gegenüber anderen Personen verhalten. Und genau diese Denkmuster geben wir bereits kleinen Kindern weiter – häufig unbewusst. Stereotype und Rollenbilder können so Kinder und Jugendliche nachhaltig prägen und Einfluss auf ihre Zukunftschancen haben.
Neue Ideen-Plattform zeigt innovative Projekte
Ob Materialien für einen gendergerechten MINT-Unterricht für Lehrpersonen an Gymnasien, eine gesetzliche Verankerung der Gleichstellung im Volksschulgesetz, die Sensibilisierung zur geschlechtsunabhängigen Berufswahl, Fachgruppen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit – im Kanton Luzern werden bereits innovative Projekte und Massnahmen umgesetzt, die dazu beitragen, Geschlechterstereotype abzubauen und Rollenbilder aufzubrechen.
Auf der Ideen-Plattform «Maria kickt und Martin tanzt» werden genau solche Projekte von Verwaltung, Vereinen, Organisationen und weiteren Akteurinnen und Akteuren präsentiert. Die Plattform ist ein Ideenpool für Fachpersonen und weitere Interessierte. Vorschläge für neue Projekte nimmt die Dienststelle Soziales und Gesellschaft gerne jederzeit entgegen. Weiterführende Informationen (Factsheets) und eine vielfältige Linksammlung zum Thema stehen ebenfalls zur Verfügung.
Die Gleichstellungsstrategie 2020-2023 hat nebst der Umsetzung der Plattform auch Massnahmen wie die Erstellung von Informationsmaterialien, Vernetzungsaktivitäten in- und ausserhalb der Verwaltung sowie weitere Projekte und Kooperationen in Arbeit.
Blick in eine Zukunft ohne Stereotype
Stellen Sie sich vor, Pascal ist Tänzer beim Theater, Lara schraubt in ihrer Freizeit an ihrem Motorrad, Simon betreut die Kinder und kümmert sich um den Haushalt, Anna macht Karriere in der Physik, forscht und lehrt an der Universität. Und das alles auch dank den Vorbildern, die ihnen in der Kindheit begegnet sind und sie bestärkten, ihre eigenen Fähigkeiten, Interessen und Kompetenzen wahrzunehmen – ganz unabhängig von ihrem Geschlecht.