· 

Heilpädagogischer Unterricht: Dank dem iPad voll dabei

Text: Vera Bergen 

Spätestens seit der Einführung des Lehrplans 21 mit dem Schuljahr 2017/2018 gehören Handy, Laptops und iPads sowie der Umgang damit zum allgemeinen Bildungsauftrag der Volksschule. Es gibt im Kanton Luzern aber auch Bildungsinstitutionen, die schon länger mit digitalen Geräten arbeiten. An der Heilpädagogischen Schule Willisau werden iPads bereits seit zehn Jahren benutzt. Dabei geht es aber nicht nur um das iPad als zusätzliche Lernform, sondern darum, den Schülerinnen und Schüler überhaupt eine Stimme zu geben.

An der Heilpädagogischen Schule HPS Willisau gibt es iPads und iPads. Es gibt iPads - finanziert von der Dienststelle Volksschulbildung - mit Apps, die manche Eltern vielleicht kennen: Der Matrose Fiete, Conny Lesen und Blitzrechnen zum Beispiel. Dank diesen Apps lernen Schülerinnen und Schüler spielerisch Kategorien zu bilden oder Buchstaben und Zahlen kennen. Dann gibt es iPads - finanziert von der Invaliden-Versicherung. Auf den von der IV finanzierten iPads sind verschiedene Kommunikationsapps, welche die Metacom-Piktogramme als Symbole beinhalten. Diese iPads nutzen Schülerinnen und Schüler der HPS Willisau, die nicht oder kaum sprechen können. 

 

Die Heilpädagogische Schule (HPS) Willisau ist eine Tagesschule für 5- bis 18-jährige Kinder und Jugendliche im Bereich kognitive Entwicklung. Die Schüler und Schülerinnen mit einer leichten bis komplexen Beeinträchtigung werden in heterogenen, altersgemischten Klassen ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen entsprechend, ganzheitlich gefördert.

Kommunikationsapps mit Metacom-Piktogrammen als Symbolen verhelfen zu einer Stimme. (Quelle: www.metacom-symbole.de > https://www.metacom-symbole.de/downloads/ewExternalFiles/Ich_bin_anders_als_du.pdf)
Kommunikationsapps mit Metacom-Piktogrammen als Symbolen verhelfen zu einer Stimme. (Quelle: www.metacom-symbole.de > https://www.metacom-symbole.de/downloads/ewExternalFiles/Ich_bin_anders_als_du.pdf)

Eine Stimme dank dem iPad

Darinka Lötscher während einer Lektion in Unterstützter Kommunikation an der Heilpädagogischen Schule Willisau.                 (Bild: Darinka Lötscher)
Darinka Lötscher während einer Lektion in Unterstützter Kommunikation an der Heilpädagogischen Schule Willisau. (Bild: Darinka Lötscher)

Während einige Kinder dank eines iPads zum Beispiel Schreiben lernen, können sich andere dank eines iPads überhaupt mitteilen. Denn «Menschen ohne oder mit eingeschränkter Lautsprache erleben oftmals viel Frustration, da sie schon einfache Bedürfnisse oder Ideen nicht oder nicht klar verständlich mitteilen können», sagt Darinka Lötscher, die Förderlektionen in Unterstützter Kommunikation UK an der HPS Willisau unterrichtet. «Damit aus der Frustration kein unerwünschtes Verhalten oder Resignation entsteht, ist es wichtig, diesen Schülerinnen und Schülern eine Mitteilungsmöglichkeit und damit eine eigene Stimme zu geben», so Lötscher weiter. Ein Schüler, eine Schülerin der HPS Willisau mit eingeschränkter Lautsprache kann sich also dank eines iPads mit einer Kommunikationsapp mit Symbolen mitteilen und so beispielsweise am Morgenkreis teilnehmen, wie im untenstehenden Video ersichtlich ist.

Was im Video so einfach aussieht, ist «ein langer Weg, da die Lernenden und auch ihr Umfeld eine neue Sprache lernen», sagt Darinka Lötscher weiter. Als UK-Förderlehrperson hilft sie den Kindern und Jugendlichen dabei, diese Sprache zu lernen. Wenn die Kinder und Jugendlichen die Sprache und die Bedienung des iPads beherrschen, erleben sie eine «aktivere Teilhabe am Alltag, im Klassengeschehen, bei Gesprächen, bei Spielen», ergänzt Monika Bühler, die als Klassenlehrperson auf Primarstufe an der HPS Willisau tätig ist. Sie beobachtet täglich, dass die Lernenden dank der Kommunikationsapp auf dem iPad ihre Bedürfnisse und Wünsche aktiv und adäquater mitteilen können und so auch von Erlebnissen erzählen können. 

Das iPad als Lernform

Porträt Monika Bühler.
Monika Bühler entscheidet als Klassenlehrperson über die Nutzung des iPads. (Bild: Monika Bühler)

Während das iPad für die Lernenden ohne oder mit eingeschränkter Lautsprache ein Kommunikationshilfsmittel ist, ist es sonst «nur» eine zusätzliche Lernhilfe, welche an der Heilpädagogischen Schule HPS Willisau seit 2016 im Unterricht verwendet wird. So auch bei Monika Bühler im Primarschulunterricht an der HPS Willisau. Grundsätzlich sieht sie die iPads als «unterstützende Werkzeuge für den Unterricht, ein zusätzliches Arbeitsinstrument, eine zusätzliche Übungshilfe, das Abwechslung bietet und das selbstständige Arbeiten und Lernen unterstützt und fördert». Bei ihr im Unterricht kommen sie «vor allem in den Fächern Mathematik und Deutsch mehrmals pro Woche zwischen 10 und 20 Minuten» zum Einsatz. Teilweise dürfen Schülerinnen und Schüler das iPad auch in der Freiarbeit oder in der Zwischenpause nutzen. 

Digitale Gratwanderung

Junge an der HPS Willisau am iPad.
Der Einsatz der digitalen Geräte soll gut durchdacht sein und begleitet werden. (Bild: HPS Willisau)

Egal auf welcher Stufe und an welchen Schulen die digitalen Geräte zum Einsatz kommen. Deren Nutzung ist immer auch eine digitale Gratwanderung oder wie es UK-Förderlehrperson Darinka Lötscher ausdrückt: «Das iPad kann den Schülerinnen und Schülern in vielen Bereichen helfen, aber genauso auch ein Stolperstein sein. Der Einsatz von iPads und Laptops muss darum gut durchdacht sein und begleitet werden, damit die Kinder und Jugendlichen mit oder auch ohne Beeinträchtigung einen sinnvollen Umgang mit den digitalen Medien lernen». Das Bildungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern hat darum erst kürzlich fünf Leitsätze entwickelt, die als Richtschnur für den Einsatz der neuen Technologien an den Luzerner Schulen dienen soll. 



Kommentar schreiben

Kommentare: 0