· 

Interdisziplinäre Projektarbeit: Meisterstück der Berufsmaturitätsausbildung

Text: Lea Gnos

Illustrationen: DBW, pixabay

Gegen Ende der Ausbildung verfasst oder gestaltet jede Berufsmaturandin und jeder Berufsmaturand eine Interdisziplinäre Projektarbeit IDPA. Diese stellt Bezüge zur Arbeitswelt und zu mindestens zwei Berufsmaturitätsfächern her. Je nach Ausrichtung der Berufsmaturität (BM) und Interessen der Lernenden beinhaltet die IDPA nebst einem schriftlichen Anteil eine kreative oder technische Eigenproduktion. Auch dieses Jahr gab es wiederum spannende und gelungene Werke.

Die Bedeutung dieser Arbeit ist gross, sie ist sozusagen das Meisterstück der BM-Lernenden. Yves Bremer, Prorektor Berufsmaturität am Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe, bezeichnet die Interdisziplinäre Projektarbeit IDPA als das Herzstück der Berufsmaturität: «An der IDPA zeigt sich sehr schön, wie vernetzt die BM-Lernenden denken. Wenn sie aber Theorie und Praxis erfolgreich auf einen Nenner bringen, ist das nur eine Erfolgskomponente. Denn die IDPA stellt auch hohe Anforderungen an die Selbstorganisationskompetenzen und Teamfähigkeit der BM-Absolvierenden».

Berufsmatura Luzern
Yves Bremer, Prorektor BBZB Berufsmaturität

Besonders ausgeprägt zeige sich das bei Jugendlichen, welche die BM während der Lehre absolvieren, erklärt Yves Bremer. Denn: «Sie bewältigen nebst der im Team weitestgehend selbstständigen Erarbeitung der IDPA ihre Arbeit im Lehrbetrieb, an der Berufsfachschule den Berufskunde- und BM-Unterricht, überbetriebliche Kurse und Privates. Auch aus diesem Grund dürfen BM-Lernende sehr stolz auf ihre in der IDPA erbrachte Leistung sein». 

«Viel Arbeit zusammen mit guten Freunden»

Und tatsächlich sind die BM-Absolventin Nadin Haldi und der BM-Absolvent Driton Ahmeti stolz auf ihre im Team erarbeitete IDPA. Für Nadin Haldi war die IDPA prägend für das gesamte dritte Lehrjahr. Ihre Projektarbeit mit dem Thema «Menzberg mit Weitsicht» hat sie mit drei Kolleginnen verfasst und sie haben dafür die Bestnote 6 erhalten.

Rückblickend fasst sie die Bedeutung der Projektarbeit für sich so zusammen: «Viel Arbeit zusammen mit guten Freunden, was zu einem gelungenen Ergebnis geführt hat. Die Erarbeitung der IDPA hat mir aufgezeigt, dass es sich lohnt, mit viel Fleiss und Elan für ein Projekt zu arbeiten.» 

Berufsmatura Luzern
Die vier Autorinnen der IDPA «Menzberg mit Weitsicht»

Am Erarbeitungsprozess hat Nadin Haldi besonders der Austausch und die Zusammenarbeit mit zahlreichen, verschiedenen Personen gefallen. Sie hat auch die Mischung von selbstständiger Arbeit und Zusammenarbeit mit den Projektgruppenmitgliedern sowie den Lehrpersonen sehr geschätzt. 

Nicht immer ist die Wirkung der IDPA auf den Lehrbetrieb so direkt spürbar wie im Fall der IDPA «Menzberg mit Weitsicht», verfasst von den BM-Absolventinnen Nadin Haldi, Lea Distel, Andrine Fankhauser und Corin Kaufmann. Im Auftrag des Fördervereins «Menzberg mit Weitsicht» verfasst, setzt sich die Arbeit nämlich mit der Zukunft des Menzbergs, Teil der Gemeinde Menznau, dem Lehrbetrieb von Nadin Haldi auseinander.

«Teamfähigkeit auf die Probe gestellt»

Berufsmatura Luzern
Der modulare Staubsauger auf der Teststrecke:

Driton Ahmeti sieht es ähnlich: «Die IDPA hat uns die Möglichkeit gegeben, unsere Teamfähigkeit auf die Probe zu stellen. Wir sahen die IDPA als krönenden Abschluss der BM, wo wir das Gelernte in einem Projekt zeigen konnten». Besonders gefiel ihm die Konzipierungsphase, in welcher er und seine beiden Teamkollegen Dario Burkard und Melvin Landolt so kreativ sein konnten, wie sie wollten.

Dass es auch an Herausforderungen nicht mangelte, versteht sich von selbst. Für die Fertigung ihres Staubsaugerroboters mit verschiedenen Modulen warteten Driton Ahmeti und seine Kollegen teilweise lange Zeit auf Einzelteile aus dem Ausland, welche aufgrund der Coronapandemie aussergewöhnlich lange Lieferfristen aufwiesen. Und auch Nadin Haldi und ihre Teamkolleginnen Lea Distel, Andrine Fankhauser und Corin Kaufmann mussten ihren Zeitplan aufgrund unvorhergesehener Ereignisse mehrmals anpassen.

Auch der Lehrbetrieb investiert und profitiert

Berufsmatura Luzern Schindler
Bruno Wicki, Leiter Berufsbildung bei Schindler

Bruno Wicki leitet den Bereich Berufsbildung beim Liftbauer Schindler in Ebikon, wo Driton Ahmeti seine Lehre absolviert hat. Obwohl Schindler nicht direkt von Driton Ahmeti und seinen Kollegen Dario Burkard und Melvin Landolt entwickelten modularen Staubsaugroboter profitieren kann, ergibt sich für den Betrieb einen Mehrwert aus der IDPA: 

«Je nach Bedarf investieren wir in eine IDPA, indem wir den Lernenden beispielsweise Arbeitszeit für die IDPA zur Verfügung stellen, Ausbildnerinnen und Ausbildner ihnen Tipps geben, wir ihnen Zugang zu Werkstoffen, Werkzeugen und Maschinen verschaffen oder sie finanziell unterstützen.» Und Bruno Wicki ist überzeugt: «Dieses Engagement lohnt sich mehrfach, denn es fördert den Entwickler-, Tüftler- und Unternehmergeist und stärkt die Projekterfahrung sowie das «Out of the Box» – Denken unserer Lernenden. Was Driton und seine Kollegen in dieser Arbeit an den Tag gelegt haben, ist genau das, was wir in unseren Arbeitnehmenden suchen und fördern.»

Reifegradmesser für die Studierfähigkeit

Die Rechnung geht nicht nur für den Lehrbetrieb, sondern auch für die Fachhochschule auf. «Was die IDPA von den BM-Lernenden fordert kommt den im Fachhochschulstudium verlangten Kompetenzen mit Abstand am nächsten», bestätigt Prof. Urs Rieder, Vizedirektor und Leiter Bereich Ausbildung der Hochschule Luzern – Technik & Architektur.

«Die IDPA ist deshalb auch eine Art Reifegradmesser der Studierfähigkeit: Wer eine gute IDPA verfasst, ist auch für ein Studium im entsprechenden Fachbereich gewappnet. Wir messen der IDPA eine sehr hohe Bedeutung zu und haben uns deshalb vor einigen Jahren entschieden, jährlich die beste technisch-naturwissenschaftliche Arbeit zu küren», erklärt Rieder.

Berufsmatura Luzern HSLU
Urs Rieder, Vizedirektor HSLU Technik & Architektur

 «Gleichzeitig soll es auch Jugendliche und junge Berufsleute anspornen, ihre Ideen zu verfolgen und dabei an sich und ihre Fähigkeiten zu glauben.» Dieses Jahr haben Driton Ahmeti, Dario Burkard und Melvin Landolt mit ihrem modularen Staubsaugroboter den Preis gewonnen und sie dürfen ihre ausgezeichnete Arbeit an der HSLU einem interessierten Publikum präsentieren. 

Berufsmatura Luzern
Driton Ahmeti, Dario Burkard und Melvin Landolt durften den HSLU-Preis von Urs Rieder im Rahmen der Diplomfeier in Empfang nehmen.

 

Medienmitteilung vom 9. Juli 2021: Von Robotern, digitalen Medien und Varroamilben: Vielfältige Projektarbeiten der Berufsmaturandinnen und Berufsmaturanden

Kommentar schreiben

Kommentare: 0