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Lernen mit System am BBZG: Wie Moodle den Unterricht und das Lernen verändert

Text: Vera Bergen

Vorschaubild: Pexels / George Pak / BBZG

Die Digitalisierung hat längst Einzug in die Klassenzimmer gehalten, und mit ihr entstehen neue Möglichkeiten für das Lehren und Lernen. Das Berufsbildungszentrum Gesundheit und Soziales (BBZG) in Sursee setzt dabei unter anderem auf das Lernmanagement-System Moodle – ein Lern- und Prüfungstool. Wir stellen Moodle und seine Anwendungsbereiche und Grenzen vor.


Für eilige Leserinnen und Leser:

  • Moodle ist eine digitale Plattform, auf der Lerninhalte organisiert und interaktiv gestaltet werden können. Lehrpersonen können Kurse erstellen, die Lernenden nutzen diese Kurse, um selbstständig oder im Unterricht zu lernen.
  • Moodle hilft den Lernenden, den Überblick zu behalten. Lernlandkarten zeigen, welche Aufgaben schon erledigt sind und was noch ansteht. Lehrpersonen können Inhalte leicht anpassen und schnell aktualisieren.
  • Am Berufsbildungszentrum Gesundheit und Soziales BBZG wird Moodle bereits stark in den Unterricht bzw. in das Lernen integriert. Es ermöglicht den Lernenden, online Inhalte zu bearbeiten, während die Präsenzzeit für persönliche Unterstützung und Gruppenarbeiten genutzt wird.
  • Die zuständige Dienststelle Berufs- und Weiterbildung ermutigt die Schulen, Moodle auszuprobieren.

Die Zahlen von Moodle sind gewaltig: Aktuell nutzen laut moodle.com weltweit 393'000'000 Menschen das Lernmanagement-System LMS, über 2,3 Milliarden Menschen haben sich bereits für Kurse auf Moodle angemeldet und es gibt 46'000'000 Kurse in 42 Sprachen. Aber was genau ist Moodle und wie kann ein LMS von Schulen gewinnbringend genutzt werden? 

Mehr als nur ein Verwaltungs-System

Alexander Pirchl ist Berufsschullehrer und Moodle-Verantwortlicher am Berufsbildungszentrum Gesundheit und Soziales BBZG in Sursee. (Bild: zVg)
Alexander Pirchl ist Berufsschullehrer und Moodle-Verantwortlicher am Berufsbildungszentrum Gesundheit und Soziales BBZG in Sursee. (Bild: zVg)

Moodle ist einerseits ein Werkzeug zur Organisation von Lerninhalten, andererseits ist das LMS eine Plattform, die Lernprozesse interaktiv und flexibel gestaltet. Alexander Pirchl, Berufsschullehrer und Moodle-Verantwortlicher am Berufsbildungszentrum Gesundheit und Soziales BBZG in Sursee, beschreibt es mit einem anschaulichen Vergleich: «Wie One Note (Software zum Erstellen und Organisieren von Notizen,) kann auch Moodle theoretisch als Dateimanagement-System oder digitales Notizbuch verwendet werden. Dies wäre dann aber, als ob ich ein Auto besitzen würde, um meinen Keller zu erweitern, anstatt damit von A nach B auf einem frei wählbaren Weg mit passendem Gepäck im Kofferraum zu fahren». Denn das LMS bietet zahlreiche Funktionen, um Inhalte zu strukturieren, Lernpfade zu erstellen und interaktive Elemente wie Minigames, Videos oder selbstkorrigierende Tests zu integrieren. Lehrpersonen können damit Kurse erstellen, wiederverwenden und erweitern. Diese Flexibilität ermöglicht es, Moodle genau an die Bedürfnisse der Lernenden und Lehrenden anzupassen.

Moodle bietet verschiedene Möglichkeiten Lerninhalte digital zur Verfügung zu stellen. (Bild: BBZG)
Moodle bietet verschiedene Möglichkeiten Lerninhalte digital zur Verfügung zu stellen. (Bild: BBZG)

Struktur, die Orientierung schafft

Am BBZG spielt die Organisation von Moodle eine zentrale Rolle. Über sogenannte Lernlandkarten wird der Lernfortschritt visualisiert. Die Lernenden können sehen, welche Inhalte sie bereits bearbeitet haben und was noch vor ihnen liegt. Abgehakte Inhalte geben ein Gefühl von Erfolg, während Zwischenkontrollen sicherstellen, dass alle notwendigen Kompetenzen erworben werden, bevor es weitergeht. «Die visuelle Orientierung hilft den Lernenden enorm, den Überblick zu behalten und eigenverantwortlich zu arbeiten», erklärt Alexander Pirchl. Gleichzeitig unterstützt Moodle die Lehrpersonen dabei, individuelle Lernprozesse zu begleiten und gezielt zu fördern.

Beispiel eines Lernpfads auf Moodle. Ein Lernpfad bezeichnet vor allem im schulischen Bereich eine vorgegebene Struktur, die Lernende dabei unterstützt, ein Themengebiet Schritt für Schritt zu erkunden. (Bild: BBZG)
Beispiel eines Lernpfads auf Moodle. Ein Lernpfad bezeichnet vor allem im schulischen Bereich eine vorgegebene Struktur, die Lernende dabei unterstützt, ein Themengebiet Schritt für Schritt zu erkunden. (Bild: BBZG)

Blended Learning: Lernen vor Ort und online

Das BBZG setzt Moodle im Rahmen von begleitetem selbstorganisiertem Lernen ein. Präsenzunterricht und digitale Lernphasen werden kombiniert (Blended Learning), sodass die Stärken beider Ansätze optimal genutzt werden. «Die Lernenden erarbeiten im digitalen Raum die Inhalte und nutzen die Präsenzzeit für den Austausch mit der Lehrperson oder in Peer-Gruppen», beschreibt Pirchl. Dieser Ansatz ermöglicht es, Unterricht individueller und flexibler zu gestalten, ohne auf persönliche Interaktion zu verzichten.

Auch das asynchrone Lernen, bei dem Lernende unabhängig von festen Zeiten und in ihrem eigenen Tempo arbeiten, wird durch Moodle gefördert. Dabei bietet die Plattform Lehrpersonen die Möglichkeit, den Lernfortschritt zu verfolgen und gezielt Feedback zu geben.

Moodle kann auch für Prüfungen verwendet werden

Moodle ist nicht nur ein Lern-, sondern auch ein Prüfungstool. Schriftliche Tests können digital durchgeführt und teilweise automatisch korrigiert werden. Das spart Zeit und ermöglicht präzises Feedback. Allerdings sieht Pirchl hier noch Raum für Verbesserungen: «Eine rein browserbasierte Lösung wäre einfacher als die derzeit notwendige externe Software.»

Teamarbeit als Erfolgsrezept

Am BBZG wurden inzwischen 170 digitale Lernpfade erstellt, die den gesamten Bildungsplan abdecken. Diese Lernpfade werden jährlich beurteilt und falls nötig verbessert – ein Prozess, der im Team erfolgt. «Durch die Zusammenarbeit im Lehrpersonen-Team nutzen wir Synergien und verbessern die Lerninhalte kontinuierlich», betont der Moodle-Verantwortliche Pirchl. Die Standardisierung der Kurse erleichtert nicht nur die Orientierung der Lernenden, sondern sorgt auch für Effizienz in der Unterrichtsplanung.

Die Erstellung von Kursen auf Moodle ist zeitintensiv. Es macht daher Sinn, wenn die Lehrpersonen im Team arbeiten. (Bild: Pexels / Fox)
Die Erstellung von Kursen auf Moodle ist - zumindest zum Beginn - zeitintensiv. Es macht daher Sinn, wenn die Lehrpersonen im Team arbeiten. (Bild: Pexels / Fox)

Konstruktive Rückmeldungen von Lernenden

Die Meinung der Lernenden ist am BBZG ein wichtiger Indikator für den Erfolg von Moodle. Dabei wird weniger die Plattform selbst, sondern vielmehr die Qualität der Inhalte bewertet. Wenn Lernpfade lediglich aus verlinkten Dokumenten bestehen, stellt sich für viele Schülerinnen und Schüler die Frage nach dem Lerneffekt. Umso mehr schätzen sie gut strukturierte Kurse, die interaktive Elemente enthalten und eigenständiges Lernen fördern. «Die Lernenden sind durch die tägliche Nutzung von Moodle sehr kritisch und versiert. Sie geben uns wertvolle Rückmeldungen, die direkt in die Weiterentwicklung einfliessen», so Pirchl.

Bei der Erstellung von Kursen muss «anders» gedacht werden

Nicht zu unterschätzen ist, wie viel Zeit und Engagement die Einführung und Nutzung von Moodle benötigt. Besonders die Erstellung von Lernpfaden ist – zumindest am Anfang – arbeitsintensiv. Pirchl betont jedoch, dass ein erfolgreiches digitales Lernen nicht von der Plattform allein abhängt: «Stellt vor Beginn die Frage nach dem pädagogischen Warum. Es sollen nicht einfach bestehende Materialien in den digitalen Raum übertragen werden, sondern ein Konzept entwickelt, das Moodle als didaktisches Werkzeug nutzt».

 

Für Schulen, die neu mit Moodle starten, gibt er einen klaren Ratschlag: Ohne ein einheitliches Konzept und entsprechende Schulungen wird das volle Potenzial der Plattform nicht ausgeschöpft. Am BBZG zeigt sich jedoch, dass diese Investition sich lohnt. Moodle hat nicht nur die Art des Lernens verändert, sondern auch die Zusammenarbeit im Lehrpersonenteam intensiviert und die Schulentwicklung bereits jetzt nachhaltig geprägt. Falls es im Schulteam trotzdem mal nicht weitergeht, unterstützt die globale Moodle-Community bei technischen oder didaktischen Herausforderungen. 

Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren

Am BBZG hat sich Moodle längst als fester Bestandteil des Schulalltags etabliert. Andere Schulen sind noch nicht ganz so weit. Das ist aber ganz im Sinne der zuständigen Dienststelle Berufs- und Weiterbildung DBW. Yves Anderhub, Leiter des Ressorts Grundbildung bei der DBW, sieht Potenzial in Moodle. «Aktuell können die Schulen Moodle ausprobieren und testen», sagt er. «So können sie ihre eigenen Anforderungen definieren und die Plattform an ihre und die Bedürfnisse der Lernenden anpassen», so Anderhub weiter. Klar sei aber schon jetzt, dass Moodle sowohl für die (berufliche) Grundbildung als auch für die Weiterbildung enorme Möglichkeiten biete.


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