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Rachmaninoffs Villa Senar soll Kulturzentrum werden

Text: Blog-Redaktion 

Fotos: Serge Rachmaninoff Stiftung / Kanton Luzern 

Der Luzerner Regierungsrat will die in Hertenstein gelegene Villa Senar des Pianisten, Dirigenten und Komponisten Serge Rachmaninoff kaufen. Sie soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und als Kulturzentrum genutzt werden. Der Regierungsrat beantragt dem Kantonsrat, dafür einen Sonderkredit von 15,45 Millionen Franken zu bewilligen

Rachmaninoff Villa Senar
Die Villa Senar in Hertenstein - Aufnahme von 1934.

Der Komponist und Pianist Serge Rachmaninoff (1873-1943) erbaute in den 1930er Jahren in Hertenstein die Villa Senar (Abkürzung der Namen Serge, seiner Frau Natalia und Rachmaninoff). Sie nimmt in seinem Werk eine Schlüsselstellung ein – hier hat Rachmaninoff zu seiner Kompositionstätigkeit zurückgefunden. Die unmittelbar am Vierwaldstättersee gelegene Villa und weitere Gebäude in der 20'000 Quadratmeter umfassenden Parkanlage sind bedeutende Zeugen des Neuen Bauens in der Schweiz und stehen seit 2018 unter Denkmalschutz. Die Villa Senar und das darin befindliche Mobiliar (darunter etwa der spezialangefertigte Flügel von Steinway & Sons) sind in nahezu originalem Zustand erhalten.

Rachmaninoff Senar
Blick ins Studio der Villa Senar mit dem Original-Flügel von Steinway & Sons.

Kulturzentrum und Zusammenarbeit mit der Stiftung

Gemäss den Plänen der Regierung soll die Anlage Senar als Kulturzentrum etabliert werden, das mit einem vielfältigen Programm unterschiedliche Zielgruppen ansprechen und die Musikstadt Luzern ergänzen und bereichern kann. Der Kanton Luzern wird als Eigentümer die Sanierung und den Unterhalt der Liegenschaft sicherstellen sowie die Villa für die Veranstaltung kleinerer Anlässe selber nutzen oder Veranstaltern zur Verfügung stellen. Das eigentliche kulturelle Angebot soll von der Stiftung Serge Rachmaninoff organisiert werden. Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 hat sich diese um die Liegenschaft verdient gemacht und führt bereits heute kulturelle Angebote in der Villa durch.

«Ein Glücksfall für Luzern»

Der Regierungsrat will mit dem Kauf der Villa Senar nicht nur ein bedeutendes Kulturdenkmal erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich machen, sondern damit auch einen Beitrag zur Stärkung des «Musikclusters Luzern» leisten. Regierungspräsident Marcel Schwerzmann, Bildungs- und Kulturdirektor, ist überzeugt von dem vorgesehenen Kauf: «Die Gelegenheit, ein so vollständig und lebendig erhaltenes kulturhistorisches Ensemble zu erwerben, ergibt sich äusserst selten. Das ist ein Glücksfall und zugleich eine kulturelle Verpflichtung für Luzern.»

Rachmaninoff Villa Senar
Serge Rachmaninoff bei Gartenarbeiten
Rachmaninoff Villa Senar
Die Familie Rachmaninoff auf dem Vorplatz der Villa Senar - Bild von 1935

Denkmal, Talentförderung, Kulturzentrum

Mit der Nutzung der Anlage Senar als Kulturzentrum soll sowohl dem Denkmalstatus, dem einmaligen Ort in der Landschaft des Vierwaldstättersees als auch dem Leben und Wirken Serge Rachmaninoffs Rechnung getragen werden. Art, Umfang und Häufigkeit der kulturellen Angebote werden durch die räumlichen Bedingungen der Liegenschaft bestimmt. Grosse Anlässe wie Festivals oder musikalische Aufführungen mit viel Platzbedarf und grossem Publikum eignen sich nicht für die Villa Senar. Es wird eine Nutzung in den Bereichen Vermittlung (Musik, Architektur, Geschichte), Talentförderung, Aufführungen sowie Tourismus angestrebt. Zudem sind gastronomische Anlässe für Privatpersonen und die öffentliche Hand mit kulturellem Rahmenprogramm möglich. Für das kulturelle Angebot bieten sich vielfältige lokale, regionale und internationale Kooperationen an.

Rachmaninoff Villa Senar
Die Villa Senar mit dem Park - Blick von Nordosten. Aufnahme von 2020.

Kauf löst schwierige Erbschaftssituation

Der Kanton Luzern ist im Testament des Erblassers und Enkels von Serge Rachmaninoff (Alexandre Rachmaninoff) als möglicher Erbe der Villa Senar vorgesehen. Das Testament ist allerdings unklar formuliert, die darin vorgesehene Erbenstellung des Kantons ist entsprechend umstritten und mit Auflagen verbunden. Der Regierungsrat beabsichtigt daher, die Villa vor der Entscheidung über Annahme oder Ausschlagung der Erbschaft von den vier Kindern des Erblassers (gesetzliche Erben) zu kaufen. Dadurch wird der Kanton Luzern zum Alleineigentümer der Villa Senar und allfällige erbrechtliche Auseinandersetzungen können vermieden werden.

 

Der Regierungsrat hat sich mit den gesetzlichen Erben auf einen Betrag von 8 Millionen Franken für den Kauf der Liegenschaft geeinigt. Hinzu kommen Grundstückgewinnsteuern und Gebühren sowie die Kosten für die Sanierung und für den Unterhalt und den Betrieb auf 10 Jahre berechnet. Daraus resultiert ein Gesamtbetrag von 15,45 Millionen Franken. Zurzeit ist noch nicht klar, ob der allfällige Kauf noch im Jahr 2021 oder erst im Jahr 2022 abgeschlossen werden kann. Da diese Ausgaben im Voranschlag 2021 nicht vorgesehen waren, ist ein Nachtragskredit von 9,45 Millionen Franken zu bewilligen. Die Sanierungs-, Unterhalts-, Neben- und Personalkosten werden erst in den Folgejahren anfallen.


Medienmitteilung vom 3. November 2021: Kanton Luzern will Villa Senar kaufen und sie zu einem Kulturzentrum machen

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