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Luzern wirkt Lehrpersonenmangel aktiv entgegen

Interview: Romy Villiger / Blogredaktion

Vorschaubild: Kimberly Farmer / Unsplash

Erstveröffentlichung am 15. Mai 2023 / *Aktualisiert am 17. August 2023

Der Lehrpersonenmangel ist auch im Schuljahr 2023/2024 eine Herausforderung. Dies obwohl immer mehr Menschen an Pädagogischen Hochschulen ausgebildet werden und die Kantone und Schulleitungen mit kreativen Ideen und Massnahmen gegen den Fachkräftemangel an Schulen vorgehen. Martina Krieg, Leiterin der Dienststelle Volksschulbildung DVS, informiert über die aktuelle Situation im Kanton Luzern.

Porträt Martina Krieg
Martina Krieg leitet seit Sommer 2022 die Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern.

Martina Krieg, im letzten Frühling war der Mangel an Lehrpersonen über Wochen das dominierende Thema in den Medien. Hat sich die Lage im Hinblick auf das Schuljahr 2023/2024 etwas entspannt?

Es war wiederum eine grosse Herausforderung. Wir hatten Anfang Mai dasselbe Bild wie im letzten Jahr, mit etwa gleich vielen offenen Stellen. Teilweise stellen wir Verschiebungen bei einzelnen Funktionen fest. Beispielsweise suchten die Schulen dieses Jahr weniger Kindergarten-, dafür mehr Sekundarlehrpersonen. Und insgesamt zählten wir etwas weniger offene Stellen mit Pensen unter 50 Prozent. 

 

Können Sie konkrete Zahlen nennen? (*Aktualisiert am 17.8.2023)

 Erfreulicherweise konnten praktisch alle Klassenlehrpersonen-Stellen besetzt werden. Per 16. August 2023 waren gemäss Stellenportal noch zwei Stellvertretungen für Klassenlehrpersonen an der Primarschule während des ersten Semesters offen, zudem ein Pensum für Integrative Förderung sowie sieben Stellen für Teilpensen unter 50 Prozent in diversen Bereichen *.


Übersicht über die ausgeschriebenen Stellen

*Zahlen aktualisiert am 17.08.2023

Aktuelles Stellenportal für Lehrpersonen: Website  (kantonale und kommunale Stellen)


Wie sollen Schulleitende erreichen, dass auf das neue Schuljahr hin alle Vakanzen besetzt sind?

Das ist eine echte Herausforderung. Die Besetzung aller aktuell offenen Stellen ist nur mit einem sehr grossen Engagement aller für die Rekrutierung verantwortlichen Personen möglich. Sie müssen die Stellen auf mehreren Kanälen - auch auf unüblichen - ausschreiben, in Frage kommende Personen im Freundes- und Bekanntenkreis direkt ansprechen, bereits an der Schule tätige Lehrpersonen bitten, mehr Lektionen als eigentlich gewünscht zu übernehmen und im äussersten Fall Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen ohne adäquate Ausbildung einstellen. Für solche Personen bietet die PH Luzern übrigens Begleitprogramme an. Schulen, die medial kreativ mit ihrem pädagogischen Profil sowie unkonventionellen Inseraten werben, fallen Stellensuchenden eher auf.   

Erhalten die Schulleitungen dabei auch Unterstützung von kantonaler Seite?

Ja, auch wenn für die Rekrutierung primär die Schulleitungen verantwortlich sind, erhalten sie Unterstützung von der Dienststelle Volksschulbildung. So haben wir Lehrpersonen angeschrieben, die in den letzten zwei Jahren pensioniert wurden, und dazu aufgerufen, in einem Teilpensum wieder an die Schule zurückzukehren. Wir haben Stelleninserate in Süddeutschland und Vorarlberg publiziert, leiten Spontanbewerbungen an Schulen weiter und beraten bei Rekrutierungsfragen. 

Die Pädagogische Hochschule Luzern hilft den Schulen und dem Kanton, um dem Lehrpersonenmangel entgegenzuwirken. (Foto: Dany Schulthess)
Die Pädagogische Hochschule Luzern hilft den Schulen und dem Kanton, um dem Lehrpersonenmangel entgegenzuwirken. (Foto: Dany Schulthess)

Die PH Luzern reagiert sehr proaktiv und flexibel auf die Situation. Quereinsteigende können Vorbereitungskurse besuchen, sich «sur dossier» aufnehmen lassen, einen konsekutiven Master Sek I absolvieren. Das Studium kann erstreckt werden, so dass ein Berufseinstieg möglich ist. Momentan wird ein Programm in Kindergarten/Unterstufe und Primar für ein Studium mit integriertem Berufseinstieg entwickelt. Beratung und Weiterbildungsangebote für Wiedereinsteigende und Berufseinsteigende werden ausgebaut. Und Studierende können regulär maximal 6 Lektionen unterrichten, ohne dass es zu einer Verlängerung des Studiums kommt. Für die PH Luzern ist dies extrem anspruchsvoll bezüglich Anpassung der Stundenplanung. Erfreulich ist, dass sich per Schuljahr 2023/2024 so viel Studierende wie noch nie an der PH Luzern eingeschrieben haben. Seit diesem Jahr steht zudem ein neues, modernes Stellenportal zur Verfügung und wir haben bereits letzten Herbst eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die zusätzliche Massnahmen zur Linderung des Lehrpersonenmangels erarbeitet. 

Wie ist die Arbeitsgruppe zusammengesetzt und gibt es schon Ergebnisse? 

In der Arbeitsgruppe sind die wichtigsten «Player» der Volksschule vertreten - Schulleiter/innen, der Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverband LLV, die PH Luzern, die Dienststelle Volksschulbildung und weitere Beteiligte. Es ist uns wichtig, dieses Gremium breit abzustützen, damit möglichst alle Bedürfnisse einfliessen. Die Arbeitsgruppe hat sich schon mehrmals getroffen und einige der bereits erwähnten Massnahmen ausgearbeitet und in die Wege geleitet. Im Herbst 2022 führten wir eine vertiefte Ursachenanalyse zum Lehrpersonenmangel und zur Belastungssituation der Lehrpersonen durch. Die Erkenntnisse daraus dienen der Arbeitsgruppe als Basis, um weitere mittel- und langfristige Massnahmen zu definieren sowie deren finanzielle Auswirkungen abzuschätzen, damit wir sie der Regierung zur Diskussion vorlegen können.

Ebenfalls in Arbeit ist eine gross angelegte Imagekampagne für den Lehrberuf, zusammen mit anderen Kantonen. Mit dieser Imagekampagne wollen wir die Vorzüge des Lehrberufs in den Fokus stellen. Kein anderer Beruf vermag Biografien von Menschen so stark zu beflügeln, wie das eine Lehrerin, ein Lehrer kann. Der Lehrberuf ist anspruchsvoll und kaum je verläuft ein Tag exakt so, wie man ihn geplant hat. Klar, das trifft auch auf viele andere Berufe zu. Aber wir müssen wieder mehr darüber sprechen, wie ausgesprochen vielseitig der Lehrberuf ist, wie selbständig man den Tag, die Wochen einteilen kann, wie sehr man gestalten kann. Kaum ein anderer Beruf kennt so viele Facetten. Kinder und Jugendliche sind ehrlich und direkt und geben unmittelbares Feedback - sei es einfach ein Lachen. 


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