Interview: Vera Bergen
Die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und –direktoren EDK kommt da ins Spiel, wo es im Bildungswesen schweizweite Lösungen braucht: Mit einem klaren Fokus auf Qualität, Chancengerechtigkeit, Durchlässigkeit und Mobilität setzt sich die EDK für das Schweizer Bildungssystem ein. Der Luzerner Bildungs- und Kulturdirektor Armin Hartmann ist neu im Vorstand der EDK und gibt Einblick in aktuelle Themen und Ziele und zeigt, wie er sich für den Kanton Luzern einsetzt.
Armin Hartmann, als Bildungsdirektor des Kantons Luzern sind Sie neu im Vorstand der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren und –direktorinnen EDK. Was ist das für ein Gremium?
Die EDK ist das zentrale Gremium für die Koordination in bildungs- und kulturpolitischen Fragen. Sie vertritt darüber hinaus die Interessen der Kantone gegenüber dem Bund. Der Vorstand der EDK bereitet die Geschäfte für die sogenannte Plenarversammlung, das höchste Gremium der Konferenz, vor. Der Antrag des Vorstandes hat grosses Gewicht, weshalb der Vorstand ein wichtiges Gremium ist. Der Vorstand entscheidet zudem Geschäfte von geringerer Tragweite in eigener Kompetenz.
Was macht die EDK für das Bildungs- und Kulturdepartement BKD des Kantons Luzern und andere Kantone?
Im Rahmen der Koordinations- und Lobbyingfunktion vollzieht die EDK heute elf Konkordate. Dabei geht es beispielsweise um die Schulkoordination, die Anerkennung von Diplomen, die Finanzierung von Bildungsangeboten sowie den Hochschulbereich. Die EDK unterstützt die Kantone aber auch mit zahlreichen Dienstleistungen in den Bereichen Recherchen/Datenanalyse, Dokumentation, Vernetzung oder auch in der Medienarbeit. Davon kann auch das BKD Luzern stark profitieren.
Was ist die EDK?
Sie haben regelmässig Sitzungen mit dem EDK-Vorstand. Was wird an diesen Sitzungen besprochen?
Pro Jahr finden vier Vorstandssitzungen, zwei Plenarversammlungen sowie die Jahresversammlung statt. Die Sitzungen sind thematisch sehr breit gefächert: Volksschule, Gymnasialbildung, Berufsbildung, Kultur und Sport bedingen ein breites Verständnis. Aber auch die Form der Geschäfte ist sehr unterschiedlich. Beispiele sind Vernehmlassungen, Beschlüsse über Diplomanerkennungen, Analysen neuer Forschungs- und Umfrage-Ergebnisse oder auch die Besetzung von Kommissionen.
Bei der letzten Vorstands-Sitzung ging es beispielsweise um Anpassungen im Regelwerk der deutschen Rechtschreibung, und ob der EDK-Vorstand die Vorschläge des Rats für deutsche Rechtschreibung annehmen möchte.
Was sind aktuelle Themen, welche den EDK-Vorstand sowie die EDK beschäftigen?
Aktuelle Themen sind:
- Die finanzpolitischen Herausforderungen des Bundes und die Auswirkungen auf die Hochschulfinanzierung.
- Die Revision des Bundesgesetzes über die Berufsbildung.
- Die Analyse der PISA-Ergebnisse.
- Die Weiterentwicklung der pädagogischen Hochschulen.
Wie funktioniert das Schweizer Bildungssystem?
Welches sind für Sie die wichtigsten Ziele des EDK-Vorstands für die Jahre 2024-25?
Es muss gelingen, den Finanzhaushalt des Bundes wieder ins Lot zu bringen, ohne dass die Kantone darunter leiden müssen. Dies ist ein zentrales Ziel, um wieder Handlungsfähigkeit zu gewinnen und nicht bei allen Kooperationsprojekten vor Unsicherheiten zu stehen. Daneben ist es mir besonders wichtig, dass wir die jahrelange Diskussion um die Titelzusätze Professional Bachelor/Master in der Berufsbildung endlich erfolgreich beenden können. Personell wird es im Jahr 2024 zu einem Präsidiumswechsel kommen. Ich bin gespannt, wer seinen Hut in den Ring wirft.
Inwiefern können Sie als Mitglied des EDK-Vorstands wichtige Themen der Schweizer Bildungslandschaft mitbestimmen?
Der Kanton Luzern muss sich mit dem Bund und anderen Kantonen vernetzen. Der EDK-Vorstand ist dafür ein wichtiges Instrument. Er bringt einen Informationsvorsprung und die Möglichkeit, Geschäfte bereits in der Entstehung zu beeinflussen. Dieser Einfluss ist enorm, denn die Plenarversammlung führt ihre Diskussionen nur noch auf einer sehr hohen Flugebene.
Sind Sie mehr Zentralschweizer oder eher Luzerner Vertreter?
Ich bin Vertreter des Kantons Luzern, der die berechtigten Interessen der Zentralschweiz mit in das Gremium nimmt. Die Zentralschweiz braucht als Bildungsstandort ein starkes Gewicht in der nationalen Politik. Deshalb ist es wichtig, dass die beiden Zentralschweizer Vertretungen im EDK-Vorstand gut zusammenarbeiten.
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Daniela Barmettler (Dienstag, 27 Februar 2024 23:18)
Armin Hartmann sagt: „Im Rahmen der Koordinations- und Lobbyingfunktion vollzieht die EDK heute elf Konkordate.“ Eines dieser Konkordate ist das Sonderpädagogik-Konkordat. Martina Krieg hat in einem Interview letzten Mai gesagt, dass der Kanton Luzern punkto Beschulungsformen dagegen verstosse. Zudem gibt es im Kanton einen verhältnismässig eklatanten Fachkräftemangel im Bereich der IF und IS- Lehrpersonen gegenüber den umliegenden Kantonen. Wie vollzieht die EDK dieses Konkordat? Wie sichert sie die Qualität? Welche Konsequenzen kommen jetzt von der EDK auf Luzern zu? Besten Dank.
BKD Vera Bergen (Donnerstag, 29 Februar 2024 14:00)
Guten Tag Frau Barmettler
Herzlichen Dank für Ihre Frage. Ich habe bei Martina Krieg, Leiterin der Dienststelle Volksschulbildung, nachgefragt. Sie hält Folgendes fest: «Der Mangel an Fachkräften im Bereich IF und IS ist im Kanton Luzern gleich schwerwiegend wie in anderen Kantonen. Der Kanton Luzern platziert in bestimmten Fällen nach sehr sorgfältigen Abklärungen Lernende mit Sonderschulbedarf in privaten Regelschulen. Das sind meist Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung, die sich in kleinen Klassen wohler fühlen. Diese Massnahme ist im Sonderschulkonkordat zwar nicht vorgesehen, hat sich jedoch im Kanton Luzern sehr bewährt. Dies zeigen die Rückmeldungen der Betroffenen».
Daniela Barmettler (Sonntag, 03 März 2024 22:56)
Guten Tag Frau Bergen
Ich danke Ihnen für die Recherche. Ich bitte Sie jedoch Martina Krieg nach den Grundlagen Ihrer Aussage bezüglich des Fachkräftemangels zu fragen. Ich selbst beziehe mich dabei auf eine Studie "Fachkräftemangel in der Zentralschweiz" der PH Luzern, die der Leitung der DVS vorliegt. Die Aussage bezüglich der Rückmeldung der Betroffenen erstaunt, wenn man die Zeitungsberichte der Luzerner Zeitung und die Google-Rezensionen der Privatschulen insbesondere jene der "LMS" und der "SchülerIn & Co". liest. Gemäss den Informationen der DVS in der Luzerner Zeitung werden die Privatschulen nicht extern evaluiert. Die Kinder und die Eltern wurden nie von der DVS befragt. Das würde also nur Sinn machen, wenn Martina Krieg mit den "Rückmeldungen der Betroffenen" die betroffenen Schulleiter:innen meint. Medial und politisch wurden Stimmen laut, die auf Missstände hinweisen. Mich schockiert, wie Martina Krieg gemäss Ihrer Antwort Rechtsbrüche nicht nur zu tolerieren scheint, sondern diese trotz Kenntnis dieser Praxis in ihrer Dienststelle fortsetzt. Das Sonderpädagogik-Konkordat wird offensichtlich mit Füssen getreten. Meine Fragen bleiben: Wie vollzieht die EDK das Sonderpädagogik-Konkordats ? Wie sichert die EDK die Qualität? Welche Konsequenzen kommen jetzt von der EDK auf Luzern zu? Ich danke Ihnen und sende freundliche Grüsse
BKD Vera Bergen (Montag, 04 März 2024 14:04)
Sehr geehrte Frau Barmettler
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an info.dvs@lu.ch.
Herzlichen Dank und freundliche Grüsse
Vera Bergen
Daniela Barmettler (Mittwoch, 06 März 2024 09:30)
Sehr geehrte Frau Bergen
Ich fühle mich unfair behandelt und bin enttäuscht, dass Sie mich mit diesen grundlegenden Fragen nicht ernst nehmen.
Besten Dank und freundliche Grüsse
BKD Blogredaktion (Donnerstag, 07 März 2024 13:54)
Sehr geehrte Frau Barmettler
Sie stellen komplexe Fragen, welche den Rahmen der Blogkommentare unserer Ansicht nach sprengen. Aus diesem Grund bieten wir Ihnen gerne erneut die Möglichkeit, Ihre Fragen in direktem Kontakt zu klären. Darum leite ich sie nochmals und abschliessend an die bereits erwähnte Email-Adresse weiter. Sie gelangen unter info.dvs@lu.ch direkt an die zuständige Dienststelle und werden von dort an die jeweiligen Fachpersonen weitergeleitet, welche Ihre Fragen beantworten können. Da Ihre Fragen sich jedoch in erster Linie an die EDK richten, bitten wir Sie darum, diese mit der EDK zu klären.
Freundliche Grüsse
Vera Bergen