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Bäuerin und bäuerlicher Haushaltleiter: Grosses Interesse an Fachausbildung am BBZN für eine bewusste Zukunft

Interview: Anita Lustenberger / Blogredaktion

Bilder/Grafiken: Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung BBZN

In der Schweiz boomt die Ausbildung zur Bäuerin bzw. zum bäuerlichen Haushaltsleiter. Diese Fachausbildung, die von traditionellem Wissen über Gartenarbeit und Haushaltsführung bis hin zu betriebswirtschaftlichen Grundlagen reicht, spricht zunehmend auch Menschen aus nicht bäuerlichen Kreisen an. Ein wichtiger Grund dafür: Viele legen mehr Wert auf einen bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln und möchten wissen, woher ihr Essen stammt. Andrea Bieri, Leiterin der Weiterbildung am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung (BBZN), gibt Einblicke in die Ausbildung.


Für eilige Leserinnen und Leser:

  • Die Ausbildung zur Bäuerin / bäuerlichen Haushaltleiter am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung BBZN in Schüpfheim kann modular oder in Vollzeit besucht werden.
  • Der Lehrgang wird erst mit Fachausweis (Berufsprüfung BP) abgeschlossen. Als zweite und nächste Stufe kann die Höhere Fachprüfung (HFP) absolviert werden. 
  • Die Module stehen allen Interessierten mit einer abgeschlossenen Lehre EFZ, einem Matura- oder einem Studienabschluss offen.

  • Die erforderliche Praxiszeit kann vor, während oder nach dem Besuch der Module absolviert werden.
  • Die Ausbildung vermittelt Wissen in moderner Haushaltsführung und Betriebsleitung. Sie bereitet auf den Erwerb eines landwirtschaftlichen Betriebs und den Bezug von Direktzahlungen vor.

Andrea Bieri ist Leiterin der Fachausbildung Bäuerin / bäuerlicher Haushaltleiter am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung. (Bild: zVg)
Andrea Bieri ist Leiterin der Fachausbildung Bäuerin / bäuerlicher Haushaltleiter am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung. (Bild: zVg)

Andrea Bieri, die Fachausbildung Bäuerin/bäuerlicher Haushaltleiter gibt es in verschiedenen Ausführungen. Welche Möglichkeiten haben die Weiterbildungs-Teilnehmenden? 

Teilnehmende besuchen während zwei Jahren berufsbegleitend oder während fünf Monaten im Vollzeitlehrgang neun Pflichtmodule und verschiedene Wahlmodule. Diese werden jeweils mit mündlicher, praktischer und/oder schriftlicher Modullernzielkontrolle abgeschlossen. Jedes Modul kann auch als Einzelkurs besucht werden. Sie schliessen entweder mit Fachausweis (Berufsprüfung) oder mit der Höheren Fachprüfung (HFP) ab.  

 

Die Weiterbildung zieht unterdessen Menschen zwischen 19 bis 60 Jahren an. Mittlerweile haben auch Männer entdeckt, wie spannend und vielseitig diese Ausbildung ist. Da die Modulteilnehmenden aus bäuerlichen, aber auch vermehrt aus nicht landwirtschaftlichen Kreisen kommen, bereichert dies auch den Erfahrungsaustausch unter den Weiterbildungsteilnehmenden.  

Zwar ist die Mehrheit der Weiterbildungs-Teilnehmenden immer noch weiblich, aber immer mehr Männer entdecken die vielseitige Ausbildung auch für sich. (Bild: zVg)
Zwar ist die Mehrheit der Weiterbildungs-Teilnehmenden immer noch weiblich, aber immer mehr Männer entdecken die vielseitige Ausbildung auch für sich. (Bild: zVg)

Die Ausbildung zur Bäuerin und zum bäuerlichen Haushaltleiter wird auch als «Schule fürs Leben» bezeichnet - warum?

Durch die freie Modulwahl können sich die Teilnehmenden die Weiterbildung auf den Leib schneidern und so genau das lernen, was sie für ihr Leben brauchen. Das Training der Persönlichkeit steht bei der Weiterbildung im Fokus. Im Modul «Familie und Gesellschaft» geht es um den Bereich «Ich und mein Umfeld». Es werden Themen aufgegriffen wie «Bedürfnisse und Erwartungen», «Generationenleben», «Rollenklärung auf dem Betrieb», «Wertschätzung» und die «Tücken der Kommunikation». Auch auf gesellschaftliche Veränderungen wird eingegangen. So machen veränderte oder neue Ernährungsformen das Modul «Ernährung und Verpflegung» noch vielschichtiger und anspruchsvoller. Interessant ist zu erleben, wie sich einige Absolvierende auf die Unterrichtssequenz mit dem Metzger freuen, weil sie dann erleben, wie ein halbes Schwein zerlegt wird. Auch wenn eine Person selber nicht Fleisch konsumiert, ist sie gleichwohl dabei und hört zu. Das nenne ich Teamgeist. 

Nach getaner Küchenarbeit geht es nun an das Probieren der vielen Desserts. Kein Wunder haben die Weiterbildungs-Teilnehmenden gute Laune. (Bild: zVg)
Nach der Küchenarbeit geht es an das Probieren der vielen Desserts. Kein Wunder haben die Weiterbildungs-Teilnehmenden gute Laune. (Bild: zVg)

Kommt dazu, dass das Klassenzimmer nicht der einzige Lernort ist...

Richtig. Der Ausbildungsort variiert je nach Modul. Zum Beispiel wird mit Elan draussen ein Garten angelegt und die Früchte werden nach der Ernte in der Küche konserviert - neue Rezeptkombinationen inklusive. Geht es um die Module Recht, Buchhaltung und Betriebslehre findet der Unterricht aber im Schulzimmer in Schüpfheim oder Sursee statt.  

Die Grafik zeigt den Weg von einem Berufs- oder Mittelschulabschluss über die Berufsprüfung Bäuerin / bäuerlicher Haushaltleiter bis zur Höheren Fachprüfung Bäuerin. (Bild: zVg)
Die Grafik zeigt den Weg von einem Berufs- oder Mittelschulabschluss über die Berufsprüfung Bäuerin / bäuerlicher Haushaltleiter bis zur Höheren Fachprüfung Bäuerin. (Bild: zVg)

Neben der Ausbildung am BBZN müssen die Weiterbildungsteilnehmenden auch praktisch arbeiten, um den Abschluss zu erlangen. Was heisst das? 

Wer die eidgenössische Berufsprüfung Bäuerin / bäuerlicher Haushaltleiter absolvieren will, um den eidgenössischen Fachausweis zu erlangen, muss zum Zeitpunkt des Prüfungsantritts eine Praxiszeit von mindestens zwei Jahren ausweisen können. Praxiszeit als Bäuerin oder bäuerlicher Haushaltleiter heisst, dass hauptsächlich Arbeiten gemäss dem Berufsprofil Bäuerin / bäuerlicher Haushaltleiter ausgeführt werden. Wer nicht zur eidgenössischen Berufsprüfung antreten will, erhält Modulausweise vom kantonalen Berufszentrum BBZN und braucht keine Praxiszeit auszuweisen.

Die Medien berichten in den letzten Jahren vermehrt von finanziellen Schwierigkeiten von Bauern und Bäuerinnen. Viele Höfe werden aufgegeben. Wieso stösst Ihrer Meinung nach diese Ausbildung am BBZN trotzdem auf so grosses Interesse? 

Viele Frauen - die Mehrheit der Ausbildungsteilnehmenden sind nach wie vor Frauen - machen den Abschluss zur Bäuerin, weil es ein eigenständiger Beruf ist. Auch weil die Ausbildung ihnen das Recht auf Direktzahlungen des Bundes sichert. Sie erlangen dadurch finanzielle Sicherheit und die Möglichkeit einen Bauernhof zu übernehmen.

Statements von Fachlehrpersonen am BBZN


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