Text: Vera Bergen
2022 war der Fachkräftemangel in der Schweiz auf einem Höchststand. Besonders betroffen sind Pflege, Detailhandel und die IT-Branche. Gerade in der IT-Branche fehlt es nicht nur an Fachkräften, sondern auch an Lehrstellen. Der Kanton Luzern bietet darum als Alternative zur Informatiklehre seit 2017 eine Ausbildung an der Informatikmittelschule IMS Luzern an. Driton Shabani und Sara Cabrera Ramirez berichten über Chancen und Herausforderungen dieses Ausbildungsweges.
Es sind immer wieder drei Buchstaben. Drei Buchstaben, die das Leben von Driton Shabani bestimmen. Zuerst kam das ABC, aber umgekehrt: CBA – Driton Shabani hat sich nämlich innert weniger Jahre von der Sekundarschule Niveau C, zur Sekundarschule Niveau B und dann in die Sekundarschule Niveau A hochgearbeitet. Und nun sind es wieder drei Buchstaben, die sein Leben bestimmen: IMS – Informatikmittelschule Luzern. Der schulische Werdegang von Driton Shabani gleicht einer Tellerwäscherkarriere – ganz nach seinem Motto «man kann vieles machen, man muss es nur wollen». Denn die Anforderungen an der IMS sind hoch. Gute Noten – insbesondere in den MINT-Fächern – sind gefragt und die Lernenden sollten generell gerne zur Schule gehen. Denn die insgesamt vierjährige Ausbildung an der IMS beinhaltet drei Jahre nur Schule mit anschliessendem Berufspraktikum von einem Jahr.
Praxisbezug garantiert!
Sara Cabrera Ramirez war an der Kantonsschule, als sie sich für die IMS entschieden hat. Sie wünschte sich mehr Praxis und weniger Theorie. «Oft hat es mich aufgeregt, dass uns an der Schule wenig über die «echte Welt» beigebracht wurde. Zwar wusste ich, wie ich eine Euglena (Augentierchen, Anm.d.Red.) zeichne, was aber im Alltag wenig zu gebrauchen ist».
Trotz ihres Wunsches nach weniger theoretischem Unterricht, hat sich die Luzernerin mit der IMS wieder für eine Schule entschieden. Der Grund dafür ist einfach, denn die IMS als Berufsmaturitätsschule, ist sehr praxisorientiert und bereitet Lernende auf die Arbeit als Applikationsentwickelnde und auf ein Informatikstudium an einer Hochschule vor. Lernende programmieren und entwickeln bereits während der vierjährigen Ausbildung Software und realisieren Programme für Dienstleistungs-, Industrie- und Gewerbebetriebe. Dazu kommt das einjährige Berufspraktikum im Anschluss an die schulische Ausbildung an der IMS. Für Sara Cabrera Ramirez ist dies die richtige Mischung von Praxis und Theorie. «Ganz abgesehen vom Informatik-Wissen lerne ich an der IMS zum Beispiel in den Fächern Wirtschaft und Recht oder Finanz- und Rechnungswesen Sachen, die ich für mein tägliches Leben nutzen kann».
An der IMS gibt’s den «Fünfer und das Weggli»...
Ein weiterer Vorteil der IMS? Lernende, welche die Schule erfolgreich abschliessen, haben einen doppelten Abschluss. Denn nach der vierjährigen Ausbildung an der IMS erhalten die Absolventinnen und Absolventen das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis EFZ Informatiker oder Informatikerin Fachrichtung Applikationsentwicklung sowie die eidgenössische Berufsmaturität, welche ihnen ein Hochschulstudium ermöglicht. «Und die Ausbildung dauert gleich lang wie eine Informatiklehre», sagt Driton Shabani.
So war der doppelte Abschluss für Driton Shabani und auch für Sara Cabrera Ramirez ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für die IMS. Zudem stellt sich Driton Shabani eine Lehre auch viel belastender vor als die Ausbildung an der IMS. «Denn in der Lehre hat man Schul- und Arbeitsstress gleichzeitig, würde man dann noch eine Berufsmaturität machen, wäre die Belastung noch grösser», vermutet er.
...aber die Herausforderungen sind gross
Zwar stellt sich Driton Shabani eine Informatik-Lehrer anstrengender vor als den Schulbesuch an der IMS. Jedoch ist er auch an der IMS herausgefordert: «Meine Ausbildung beinhaltet den Besuch von zwei Schulen. Für normale Schulfächer, wie Mathematik, Englisch, Deutsch geht man am Fach- und Wirtschaftsmittelschulzentrum Luzern in den Unterricht. Für die Berufskundelehre, also für Informatik, sind wir am Berufsbildungszentrum Wirtschaft, Informatik und Technik in Sursee und bei der ICT Berufsbildung Zentralschweiz. Das heisst man erhält auch Arbeiten oder Projekte für beide Schulen gleichzeitig». Es ist also wichtig, dass die Lernenden den Überblick behalten und sich ihre Zeit gut einteilen können. Wenn ihnen dies gelingt, haben sie an der IMS die Möglichkeit, sich auch mal so richtig in ein Problem zu vertiefen. Driton Shabani zum Beispiel liebt es, Programmcodes zu schreiben oder auf Fehlersuche in einem Code zu gehen, «weil es nicht nur einen Weg zum Ziel gibt und es enorm befriedigend ist, wenn man nach einem halben Tag das Rätsel löst». Der 19-Jährige wechselt nächsten Sommer ins einjährige Berufspraktikum. Danach möchte er Wirtschaftsinformatiker werden – ganz nach seinem Lebensmotto: «Man kann vieles machen, man muss es nur wollen».
Alle Optionen offen - dank der IMS
Im Gegensatz zu Driton Shabani weiss Sara Cabrera Ramirez noch nicht, was sie studieren will. Sie lässt sich mit dieser Entscheidung noch Zeit, was gut zu ihrer Einstellung passt: «Ich mag Optionen. In unserem Alter wissen wir oft nicht, was wir in Zukunft machen wollen und das ist auch komplett in Ordnung so».
Der nächste Studiengang an der IMS startet im Sommer 2023.
Anmeldeschluss dafür ist am Mittwoch, 15. Februar 2023.
Alle weiteren Informationen zu schulischen Voraussetzungen, Aufnahmebedingungen und Aufnahmeprüfungen gibt es hier.
Stefan (Mittwoch, 18 Januar 2023 13:36)
2022 war der Fachkräftemangel in der Schweiz auf einem Höchststand. Besonders betroffen sind Pflege, Detailhandel und die IT-Branche. Gerade in der IT-Branche fehlt es nicht nur an Fachkräften, sondern auch an Lehrstellen. Der Kanton Luzern bietet darum als Alternative zur Informatiklehre seit 2017 eine Ausbildung an der Informatikmittelschule IMS Luzern an. Driton Shabani und Sara Cabrera Ramirez berichten über Chancen und Herausforderungen dieses Ausbildungsweges.