· 

Meisterwerk der Baukunst und Kultur: St. Urban öffnet für zwei Tage Tür und Tor

Text: Mathias Steinmann / Blog-Redaktion

Bild vom Westtreppenhaus (Startseite BKD-Blog): Fabian Feigenblatt Fotografie

Die diesjährigen Europäischen Tage des Denkmals vom 11./12. September 2021 stehen im Kanton Luzern im Zeichen des ehemaligen Zisterzienserklosters St. Urban. Das im späten 12. Jahrhundert gegründete Kloster ist ein Meisterwerk der Baukunst und Kultur. An beiden Denkmaltagen bietet sich die seltene Gelegenheit, die Anlage und ihre reiche und spannende Geschichte mit einer Vielzahl von Führungen kennen zu lernen.

Die Bibliothek des Klosters Sankt Urban reicht bis ins späte 12. Jahrhundert zurück und umfasst 15000 Bücher.
Die Bestände der Klosterbibliothek Sankt Urban reichen bis ins 13. Jh. zurück und werden heute in der ZHB Luzern aufbewahrt. Vom 10.9. bis 30.12. findet eine Sonderausstellung in der ZHB statt. (Bild: Fabian Feigenblatt Fotografie)

700-jährige Geschichte als Kloster, ab dem 19. Jahrhundert Nutzung als Psychiatrie

Mit der eindrücklichen, von weither sichtbaren Doppelturmfassade gehört St. Urban zu den bedeutendsten barocken Klosteranlagen der Schweiz. 1194/95 wurde das Kloster gegründet und im frühen 18. Jahrhundert im barocken Stil weitgehend erneuert.

Vogelperspektive auf St. Urban
Die Anlage aus der Vogelperspektive: Das Kloster St. Urban gehört zu den herausragenden Zeugnissen der zisterziensischen Baukunst und Kulturdenkmäler der Schweiz. (Bild: Fabian Feigenblatt Fotografie)

Die Kantonale Denkmalpflege und Archäologie Luzern nehmen die Europäischen Denkmaltage zum Anlass, das architektonische Meisterwerk in seiner ganzen Fülle vorzustellen. 

 

Es bietet sich die Möglichkeit, das einzigartige Chorgestühl aus nächster Nähe zu betrachten, dem Spiel auf der Barockorgel mit ihren 2500 Pfeifen zu lauschen und die reich ausgestattete Bibliothek zu besichtigen. Das grösste barocke Treppenhaus der Schweiz kann genauso besucht werden wie der prunkvolle Festsaal oder die repräsentative ehemalige Wohnung des Abtes.

11.-12. September: Hinter die Fassaden blicken, grosse Vielfalt kennenlernen

Die grossformatigen und reich dekorierten Backsteine aus dem Kloster St. Urban gehören zu den wichtigsten Leistungen der Mönche. Der Klosterziegler demonstriert in seiner Ziegelei die damalige Herstellungsweise. In einem Workshop kann eine Kopie eines der berühmten Motive bemalt und nach Hause genommen werden.

 

Ein archäologischer Parcours und spezielle Aktivitäten für Familien und Kinder runden das Programm ab. Mit dem Velo können die nähere Umgebung mit den Klosterhöfen besucht werden und für das leibliche Wohl ist ebenfalls gesorgt.

St. urban: Aufnahmen von Restaurierungsarbeiten am Parkett im heutigen Festsaal.
Bildaufnahmen von Restaurierungsarbeiten am Parkett im heutigen Festsaal. (Bild: Peter Egloff, Luzern)
 Die 1721 von den Orgelbauern Josef Bossert und Sohn Viktor vollendete Orgel hat in diesem Jahr 300. Geburtstag. (Bild: Fabian Feigenblatt Fotografie)
Die 1721 von den Orgelbauern Josef Bossert und Sohn Viktor vollendete Orgel hat in diesem Jahr 300. Geburtstag. (Bild: Fabian Feigenblatt Fotografie)

Ehemalige Klosteranlage: Seit Jahrzehnten Schwerpunkt  denkmalpflegerischer Arbeiten im Kanton Luzern

Die ehemalige Klosteranlage gehört seit vielen Jahren zu den Schwerpunkten der denkmalpflegerischen und archäologischen Tätigkeit im Kanton Luzern. Über die letzten Jahrzehnte wurden die Klosterkirche und eine Reihe von Gebäuden und Räumen restauriert.

 

Dazu gehörten etwa die Restaurierung der Stuckdecke und des Parkettbodens im heutigen Festsaal oder die Repatriierung eines reich bemalten Steckborner Kachelofens, der nach der Auflösung des Klosters verkauft und unlängst wieder nach St. Urban zurückgeführt werden konnte. 

Richard Bucher bei der Arbeit: er stellt nach alter klösterlicher Handwerkstradition Zierbacksteine, Dachziegel und Bodenplatten her.
Richard Bucher bei der Arbeit: er stellt nach alter klösterlicher Handwerkstradition Zierbacksteine, Dachziegel und Bodenplatten her. (Bild: Kantonale Denkmalpflege und Archäologie)

Seit 30 Jahren im Dienste der Denkmalpflege und Kenner des St. Urban: Hans-Christian Steiner

Zum Abschied Hans-Christian Steiners von der kantonalen Denkmalpflege gibt es sein Lieblingsgrossprojekt in klein: St. Urban als Torte.
Zum Abschied Hans-Christian Steiners von der kantonalen Denkmalpflege gibt es sein Lieblingsgrossprojekt in klein: St. Urban als Torte. (Bild: Kantonale Denkmalpflege und Archäologie)

Während vielen Jahren begleitete der zuständige Gebietsdenkmalpfleger und Kunsthistoriker Hans-Christian Steiner die restauratorischen Arbeiten in St. Urban. Im Herbst geht er nach über 30-jähriger Tätigkeit bei der Kantonalen Denkmalpflege Luzern in Pension. Für Hans-Christian Steiner ist St. Urban «ein einzigartiges, häufig unterschätztes Zeugnis der eidgenössischen und luzernischen Kulturgeschichte der letzten, sehr bewegten 300 Jahre». 

 

An St. Urban hat ihn vor allem das Eintauchen in andere, aus heutiger Sicht nicht immer auf Anhieb begreiflichen Zeiten interessiert. Nach all den vielen Jahren bleibt ihm vor allem «die Wiederherstellung des barocken Westtreppenhauses» in Erinnerung, weil «hier ein völlig bis zur Unkenntlichkeit verstümmelter Raum wieder seine schlichte aber faszinierende Repräsentanz zurückgewonnen hat. Ein grandioses Objekt». Am Denkmaltag bietet sich die Gelegenheit dieses Treppenhaus und viele weiter Räume der ehemaligen Klosteranlage zu besichtigen.

 

 



Kommentare: 0