Text/Interview: Romy Villiger; Bilder: zVg.
Unter lernwelten.lu.ch stellt die Dienststelle Volksschulbildung (DVS) den Luzerner Volksschulen digitale Lernplattformen für die Fachbereiche Musik, MINT, Medien und Informatik sowie Natur, Mensch und Gesellschaft zur Verfügung. Seit diesem Schuljahr steht mit leben-vorbereiten.lu.ch eine weitere Plattform bereit, die Fragestellungen aus dem Fachbereich «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt» nachgeht. Die digitalen Unterrichtseinheiten wurden in Kooperation mit der PH Luzern, dem Schulverlag plus und LerNetz erarbeitet.
Tina Ammer, Beauftragte Medien und Informatik in der Dienststelle Volksschulbildung und Projektleiterin von lernwelten.lu.ch gibt Einblick in die Entstehung der digitalen Lernplattformen.
Anfang 2017 wurde Ihnen die Projektleitung für die Überarbeitung des Heimatkundeordners übertragen. Was schwebte Ihnen damals vor?
Tina Ammer: Wir hatten die Vision, den Lehrpersonen Material in einer Form zur Verfügung zu stellen, das die Möglichkeiten der Digitalisierung in grossem Masse ausschöpft. Ziel war für mich daher von Anfang an, über inhaltliche Schwerpunkte die Schulen auch in ihrem Prozess im digitalen Wandel zu unterstützen.
Ist der Schritt zur Digitalisierung gelungen?
Im Rahmen unserer finanziellen Möglichkeiten ist es uns sicher gelungen. Wir bieten den Lehrpersonen inzwischen 52 Unterrichtseinheiten an, die alle aufgrund einer digitalen Denkweise erstellt worden sind. Neben Infotexten stehen für die Lernenden Videos, Audiodateien, Verlinkungen zu aktuellen Beiträgen aber auch interaktive Aufgaben zur Verfügung. Ergänzend bieten wir zu verschiedenen Unterrichtseinheiten digitale Notizbücher an, mit deren Hilfe die Schüler und Schülerinnen ihren Lernprozess digital dokumentieren können. Die Notizbücher können im Sinne eines Portfolios geführt werden und dienen damit sowohl der formativen wie auch summativen Beurteilung. Wichtig ist uns, dass digital und analog Hand in Hand gehen.
Wie sieht der Unterricht mit lernwelten.lu.ch konkret aus?
Wir stellen auf lernwelten.lu.ch keine eLearning-Einheiten zur Verfügung, welche die Schülerinnen und Schüler alleine bearbeiten sollen. Die Lehrperson führt die Klasse durch die Unterrichtseinheiten und ermöglicht so analoge oder auch virtuelle Zwischenhalte, gemeinsame Diskussionen und Vertiefungen. Hinweise hierzu finden die Lehrpersonen im entsprechenden Kommentar. Darüber hinaus enthalten die Unterrichtseinheiten wenn möglich Hinweise zu ausserschulischen Lernorten, welche die Klassen besuchen können. Das kann beispielsweise ein Bauernhof in der Nähe sein, um die Frage zu beantworten «Wen macht Milch glücklich?».
Es fällt in der Tat auf, dass jede Unterrichtseinheit eine Fragestellung ins Zentrum stellt. Warum ist das so?
Alle Unterrichtseinheiten basieren auf dem sogenannten LUKAS Modell, dem Luzerner Modell zur Entwicklung kompetenzfördernder Aufgabensets. Dies ermöglicht eine starke Orientierung an den Kompetenzen, wie sie der Lehrplan 21 fordert. Eine übergeordnete Fragestellung bildet jeweils den roten Faden einer Unterrichtseinheit und zeigt auf, dass es bei der Kompetenzorientierung weniger um die Vermittlung von Wissen als vielmehr um die gemeinsame Suche nach möglichen Antworten geht.
Gibt es noch weitere Elemente, die bei allen Unterrichtseinheiten gleich sind?
Ja, alle Unterrichtseinheiten beginnen mit einem Einstiegsfilm. Dieser dient als advance organizer und ist eine Lernhilfe, die den Lernenden im Voraus («in advance») zur Verfügung gestellt wird. Ziel ist es, den Lernenden in Form von Ankerpunkten eine Organisationshilfe zu geben und ihr Vorwissen zu aktivieren. Darüber steht bei allen Unterrichtseinheiten die Ansicht für die Schülerinnen und Schüler im Zentrum und das Lernen mit Hilfe der Unterrichtseinheiten ist unabhängig von der technischen Ausstattung der Nutzerinnen und Nutzer möglich.
Wie kommen die digitalen Plattformen in den Schulen an?
Das gesamte Angebot an digitalen Lernplattformen erfreut sich grosser Beliebtheit, wie die Anzahl Besucher und Besucherinnen verdeutlicht. Von der Lancierung der ersten Plattform entdecke.lu.ch vor drei Jahren bis zum Lockdown im März 2020 hatten wir rund 25 000 Besucherinnen und Besucher, seither ist die Zahl auf 115 000 angestiegen. Es scheint, dass die Plattformen eine gute Unterstützung für den Fernunterricht waren. In dieser Zeit war die Nutzung besonders intensiv. Erfreulicherweise bewegen sich die Besucherzahlen auch nach der Wiedereröffnung der Schulen auf einem höheren Niveau als vor der Schulschliessung im März 2020.
Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft: Wie geht es weiter mit lernwelten.lu.ch?
Nach der intensiven Phase der Bereitstellung der Plattformen und der Unterrichtseinheiten kommen wir nun in die Phase der Konsolidierung. Es ist uns ein grosses Anliegen, die Aktualität der Unterrichtseinheiten zu gewährleisten – sei dies durch zusätzliche Unterrichtseinheiten zu aktuellen Themen wie z.B. der Pandemie, aber auch durch den jährlichen Check hinsichtlich Verlinkungen. Zusätzlich werden von der PH Luzern nach und nach einzelne Beurteilungsanlässe zu den Unterrichtseinheiten entwickelt. Diese werden im Lehrpersonenkommentar aufgeschaltet. Erste Beispiele sind in den Unterrichtseinheiten «Was nimmst du mit auf deine Reise zum Mars?», «Wie stark wollen wir in die Natur eingreifen?», «Wie wirtschaften Wochenmärkte, Supermarkt und Pausenkiosk?» verfügbar. Die Arbeit geht uns also nicht aus!
Plattformen und Schwerpunkte
Die Lehrpersonen können auf den vier nachfolgend beschriebenen Plattformen zahlreiche Unterrichtseinheiten auswählen und mit den Lernenden bearbeiten. Alle Plattformen wurden von der DVS in Zusammenarbeit mit LerNetz und diversen Lehrpersonen entwickelt. Für die inhaltliche Erarbeitung zeichnet grösstenteils die PH Luzern verantwortlich.
entdecke.lu.ch
entdecke.lu.ch beinhaltet Themen des ehemaligen Fachs «Heimatkunde». Es stehen insgesamt 26 Unterrichtseinheiten zu spezifischen Themen über den Kanton Luzern zur Verfügung. Sie dienen den
Lehrpersonen als Unterstützung bei der Umsetzung der Lernziele im Fach Natur, Mensch, Gesellschaft gemäss Lehrplan 21.
mint-erleben.lu.ch
Auf der Plattform mint-erleben.lu.ch geht es primär um Inhalte rund um Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik (MINT) und Medienbildung. Bei allen Unterrichtseinheiten stehen das
forschende Denken und Handeln, vom Vermuten über das Überprüfen hin zum gemeinsamen Problemlösen, im Zentrum.
musik-erleben.lu.ch
Auf der Plattform sind Unterrichtseinheiten für das Fach Musik für den 2. und 3. Zyklus aufgeschaltet. Ziel ist, eine handlungsorientierte Auseinandersetzung mit Musik in der Primar- und
Sekundarschule zu ermöglichen. Neben den theoretischen Inhalten ist der Fokus vor allem auf das Singen und Musizieren gerichtet.
Für das Fach Wirtschaft, Arbeit, Haushalt stehen auf dieser Plattform neun digitale Unterrichtseinheiten bereit. Im Zentrum stehen Fragestellungen wie «Welche vertraglichen Bedingungen sind mit Miet- und Kaufverträgen verknüpft?», «Weshalb arbeiten Menschen?», «Welche Folgen hat Food Waste?». Alle Themen sind eng mit Beispielen aus dem Kanton Luzern verknüpft. Über konkrete Lernanlässe entdecken die Lernenden ihre Umgebung aus dem Blickwinkel von Wirtschaft, Arbeit und Haushalt.