Text: Romy Villiger / Blogredaktion
Die psychische Gesundheit von Lernenden und Lehrpersonen hat direkte Auswirkungen auf den Schulalltag. Seit Jahren engagieren sich darum Luzerner Schulen intensiv für das Wohlergehen ihrer Gemeinschaft. Ein wichtiger Akteur in diesem Bereich ist das Schulnetz21-LU, das Luzerner Schulen in ihren Bestrebungen nach Gesundheit und Nachhaltigkeit unterstützt. Schulnetz21-LU hilft dabei, Schulen als Orte des angstfreien Zusammenlebens zu gestalten mit positiven Auswirkungen auf die Entwicklung der Schüler und Schülerinnen. Die «aktionstage21» Mitte Mai 2024 inspirieren mit gelungenen Beispielen.
Für eilige Leser und Leserinnen
- Die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern wie Lehrpersonen beeinflusst den Schulalltag und wirkt sich auf Lernen wie Lehren aus.
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Schulnetz21-LU bietet den Luzerner Schulen Fachberatung, Ressourcen und finanzielle Unterstützung für gesundheitsfördernde und nachhaltige Projekte.
- Über 45 Schulen in Luzern haben sich bereits dem Schulnetz21 angeschlossen. Sie setzen sich ein für eine gesundheitsfördernde und nachhaltige Schulkultur.
- Vom 13. bis 17. Mai 2024 finden die«aktionstage21» statt: Im Fokus stehen bestehende und neue Unterrichts- und Schulprojekte zur Gesundheitsförderung.
Die Gesundheit von Lernenden und Lehrpersonen beeinflusst den Schulalltag sehr direkt. Sind Lehrpersonen und Lernende physisch oder psychisch belastet, gestalten sich Lehren und Lernen schwierig. Viele Schulen engagieren sich denn auch schon seit langem für die Gesundheit der Lernenden und des Lehrpersonals. Bereits 1997 entstand dafür das Schweizerische Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen. Zwanzig Jahre später wurde daraus das Schulnetz21 - das schweizerische Netzwerk gesundheitsfördernder und nachhaltiger Schulen. Es hat zum Ziel, die Schulen bei der Integration der Gesundheitsförderung in den Unterricht zu unterstützen. Das Netzwerk vermittelt den Schulen Impulse für den Unterricht, Instrumente für die Schulentwicklung, Beratung und Begleitung.
Schulnetz21-LU für Luzerner Schulen
Wie die meisten Schweizer Kantone verfügt auch der Kanton Luzern über eine kantonale Koordination mit verschiedenen Strukturen und Ressourcen. In Luzern ist dies das kantonale Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen Luzern, kurz: Schulnetz21-LU. Seit 2006 bietet es den Schulen in den Luzerner Gemeinden Fachberatung, Informationen und Erfahrungsaustausch an und leistet finanzielle Unterstützung für Schulprojekte. Für spezifische Beratungen werden das Zentrum Gesundheitsförderung der Pädagogischen Hochschule Luzern sowie die Fachstelle Akzent Suchtprävention beigezogen.
Vernetzung, finanzielle Unterstützung und Informationen
Dem Schulnetz 21-LU haben sich bisher rund 45 Luzerner Schulen angeschlossen. Sie alle engagieren sich für eine gesundheitsfördernde und nachhaltige Schule. Dabei entscheidet jede Schule selber, welche Massnahmen sie zum Erreichen dieses Ziels umsetzt. Wichtig ist, dass die Schulleitung und ein engagiertes Team den Beitritt zum Schulnetz gutheissen und gemeinsam tragen. Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit müssen Teil der Schulentwicklung und im Leitbild verankert sein. In der Planung und Umsetzung sind motivierende und bedürfnisorientierte Projekte zentral. Bereits seit mehreren Jahren mit Schulnetz21 LU unterwegs ist die Schule Lindau in Rothenburg. Schulleiter Simon Fleischli sagt dazu: «Schulnetz21-LU ermöglicht uns die Vernetzung mit unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren der Gesundheitsförderung. Und wir profitieren von der finanziellen Unterstützung und den regelmässigen Informationen durch das Netzwerk».
Psychisches Wohlbefinden gewinnt an Bedeutung
«Um die Jahrtausendwende standen vor allem das Schulklima und die körperliche Gesundheit der Lernenden mit Themen wie Ernährung und Bewegung im Vordergrund. In den letzten Jahren verlagerte sich der Fokus zunehmend auf das psychische Wohlbefinden der Lernenden, der Lehrpersonen und weiterer Akteure an den Schulen», erklärt Bettina von Holzen, Bereichsleiterin und Koordinatorin Schulnetz21_LU bei der Dienststelle Volksschulbildung. Die Beziehungsqualität in der Klasse, der Umgang mit Gefühlen, Druck und Stress rückten ins Zentrum. Die Schulen sind gefordert, sich aktiv mit dem Thema zu befassen und einen Konsens über die Bedeutung des Begriffs «psychische Gesundheit» zu entwickeln.
Schule als Ort des angstfreien Zusammenlebens
«Unterricht mit fairen und transparenten Lernkontrollen hat erwiesenermassen einen positiven Effekt auf die psychische Gesundheit von Lernenden und Lehrpersonen. Wichtig sind aber auch der Aufbau von verlässlichen Beziehungen zu und zwischen den Schülerinnen und Schülern, ein gutes Schulklima, gegenseitiger Respekt und eine angstfreie Atmosphäre, in der sich die Schülerinnen und Schüler entfalten können», so von Holzen weiter. Wird die Schule als Lebens-, Arbeits- und Lernort und ganz generell als Ort des Zusammenlebens verstanden und gestaltet, entstehen neue Möglichkeiten des Lernens und der Partizipation. «In einem guten, von Wertschätzung geprägten Schulklima können Kinder und Jugendliche ihre Kompetenzen entwickeln und später die Gesellschaft verantwortungsvoll mitgestalten» erklärt Bettina von Holzen.
Aktionstage21
Vom 13. bis 17. Mai 2024 finden die Aktionstage21 statt. Unter dem Motto «Mit dem Schulnetz21 nachhaltig und gesund in die Zukunft» werden bestehende und neue Unterrichts- und Schulprojekte zur Gesundheitsförderung gezeigt. Dies soll gegenseitig für Inspiration sorgen.
Im Kanton Luzern zeigen die Mitgliedschulen in einem Podcast auf, was sie als gesundheitsfördernde und nachhaltige Schule auszeichnet. Die Podcasts werden auf der Website der Dienststelle Volksschulbildung veröffentlicht.
Für Schulen findet zudem am 15. Mai ein Dankesanlass an der Pädagogischen Hochschule Luzern statt. Unter anderem wird dabei das bisher Erreichte mit einem interaktiven Theater gefeiert. Im Fokus steht die psychische Gesundheit von Lernenden und Lehrpersonen. Die Zuschauenden können in das Theater eingreifen und mit ihren Inputs den Handlungsverlauf bestimmen. Eingeladen sind die Mitgliedschulen des Schulnetz21, Verantwortliche Gesundheitsförderung sowie Interessierte aus den Schulen.
Geht es dir oder jemandem, den du kennst, nicht gut?
- Jugend- und Familienberatungsstelle des Wohnorts. Hilfe für Jugendliche, Eltern und Familien bei der Alltagsbewältigung, in Krisen und Notlagen.
- Pro Mente Sana, Tel. 0848 800 858. Auch wenn die Seele schmerzt, muss nicht eine psychische Krankheit dahinterstehen. Pro Menta Sana hilft dabei, das Richtige zu unternehmen.
- Kinderseele Schweiz, Beratung für psychisch belastete Eltern und ihre Kinder sowie Partner und Partnerinnen.
- Pro Juventute, kostenlose & anonyme Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147. Beratung erfolgt rund um die Uhr per SMS, Chat und Telefon.
- Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143. Ist da für Menschen, die ein helfendes & unterstützendes Gespräch benötigen.
- Angst- und Panikhilfe Schweiz, Tel. 0848 801 109, Telefon-Hotline rund um das Thema Angststörung. In Notfällen sollte man sich an die Dargebotene Hand wenden.
- Übersicht über weitere Hilfsangebote im Kanton Luzern.
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F. Huber (Dienstag, 16 April 2024 08:19)
Guten Tag an die Redaktion
Das ist sicher eine wichtige Initiative. Unser Schulsystem besteht aus dem täglichen alle gegen alle über den gleichen hohen Leist. Und das bei einem sehr hohen Fachkräftemangel, vor allem bei den besonders vulnerablen Kinder (SHP/IF). Es ist bekannt, dass das kein angstfreies und gesundheitsförderndes Setting sein kann. Wäre es deshalb nicht wichtig, dass die Schule selbst mit den Kindern transparent die Schule als (Mit)Ursache für psychische Erkrankung thematisiert und gemeinsam diskutiert wird?
BKD Blogredaktion (Donnerstag, 18 April 2024 08:44)
Sehr geehrte Frau Huber
Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung. Wir haben Ihre Frage an die zuständigen Abteilungen weitergeleitet. Sie halten Folgendes fest:
Es greift zu kurz, die Schule als Ursache für psychische Erkrankungen verantwortlich zu machen. Die Schule ist ein wichtiger Lernort und Lebensraum für Kinder und Jugendliche. Sie muss möglichst angstfrei und gesundheitsfördernd sein. Es ist es zweifellos sehr wichtig, ein Schulklima zu schaffen, das von gegenseitigem Respekt geprägt ist und in dem sich die Lernenden zugehörig fühlen - auch die vulnerablen Kinder. Schulen können die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen unterstützen, indem sie klare Normen und Regeln setzen, Konflikte ansprechen, diese konstruktiv bearbeiten und zum Beispiel wirkungsvoll gegen Mobbing vorgehen. Sie können Möglichkeiten im Schulalltag schaffen, um die Sozial- und die Selbstkompetenzen der Lernenden zu fördern. Lehrpersonen sind gefordert, verlässliche Beziehungen zu den Schülerinnen und Schülern aufzubauen und sie in ihrem Lernen zu unterstützen. Die Schule als sozialer Raum muss den Kindern und Jugendlichen Möglichkeiten bieten, das Geschehen mitzugestalten, auch in Fragestellungen des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit.
Das sind grosse und wichtige Herausforderungen. Der Kanton und die Luzerner Schulen nehmen diese ernst. Gerade weil das Thema so bedeutungsvoll ist, gibt es das Schulnetz21-LU, das die Schulen im Bereich Gesundheitsförderung fachlich und finanziell unterstützt. Übrigens: Im November 2022 überwies das kantonale Jugendparlament die Forderung nach flächendeckender Einführung einer Projektwoche zum Thema psychische Gesundheit in den Volksschulen, Gymnasien und der Berufsbildung an den Kantonsrat. Aktuell wird in einer Arbeitsgruppe analysiert, welche Angebote es im Kanton Luzern gibt und wie sie optimal genutzt werden können. Anschliessend soll aufgezeigt werden, wie Schulen sinnvoll das Thema «psychische Gesundheit» in den Unterricht integrieren können.
Freundliche Grüsse
BKD Blogredaktion
F. Huber (Samstag, 27 April 2024 08:46)
Guten Tag
Danke für die Recherche. Dennoch bestätigt und beunruhigt mich diese einseitige Sichtweise gleichermassen. Von den Kindern und Jugendlichen wird in der Schule Hinschauen, genaue Selbstreflexion und anschliessende realistische Selbsteinschätzung gefordert. Ich wünsche mir analoges Vorgehen für Weiterentwicklung auch von schulischer Seite.
Freundliche Grüsse
F. Huber (Samstag, 27 April 2024 09:07)
Vergessen habe ich: Auf wann wäre eine Umsetzung des Anliegen der Jugendlichen geplant? Wann ist die Voranalyse der 2022 eingesetzten Arbeitsgruppe beendet sein?
BKD Blogredaktion (Montag, 29 April 2024 14:35)
Guten Tag F. Huber
Die zuständige Abteilung kann Ihnen abschliessend folgende Antwort geben:
Der Begriff einseitig ist nicht passend, da sämtliche betroffene Gruppen im Kanton zu diesem Thema befragt werden und zusammen nach Möglichkeiten gesucht wird, wie mit dem Thema umgegangen werden kann, damit Kinder und Jugendliche gut informiert, involviert und abgeholt werden können.
Die Arbeitsgruppe hat die Analyse besprochen, ein detaillierter Zeitplan kann erst nach der sorgfältigen Interpretation gemacht werden. Danach werden die Kosten der Massnahmen berechnet und der Regierung vorgelegt. Das Traktandieren des Themas hängt von der Priorisierung der Regierung ab.
Freundliche Grüsse
BKD Blogredaktion